Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bleib für immer!: Roman (German Edition)

Bleib für immer!: Roman (German Edition)

Titel: Bleib für immer!: Roman (German Edition)
Autoren: Jane Costello
Vom Netzwerk:
ich weiß einfach, dass das nichts mit Emanzipation zu tun hat.
    Ein typischer Fall ist Gareth, von dem ich mich letzte Woche getrennt habe. Gareth war – ist – wundervoll. Nettes Lächeln. Gutes Herz. Anständiger Job. Wundervoll. Und wie üblich fing alles gut an, mit angenehmen Abenden bei einer Flasche Chianti im Penny Lane – nicht weit von meiner Wohnung in Liverpool – und faulen Sonntagnachmittagen im Kino.
    Doch wir waren kaum vier Wochen zusammen – er schlug einen dreitägigen Campingurlaub mit seinen Eltern in Nord-Wales vor -, als ich wusste, es war einfach vorbei. Ich dachte nicht mehr an das niedliche Grübchen in seinem Kinn, sondern nur noch an den Dreck unter seinen Zehennägeln. Und daran, dass das intellektuellste Druckerzeugnis in seinem Bücherregal ein Exemplar von auto, motor und sport war. Und – ach, ich hör schon auf.
    Natürlich ist mir völlig klar, dass nichts von dem, was er tat oder sagte, so furchtbar schrecklich war. Und sicherlich ist das kein Vergleich mit dem, was manch andere Frauen auszuhalten haben. Doch während ich mir noch einredete, dass ein Mann Schlimmeres anstellen konnte, als George Eliot für den Kerl aus Der Aufpasser zu halten, wusste ich ganz tief drinnen, dass er einfach nicht für mich geschaffen war.
    Was in Ordnung ist. Nur, dass sie offenbar nie für mich geschaffen sind.
    Wie dem auch sei, jedenfalls stehen nun nach einer Pause von zweiundzwanzig Jahren drei Hochzeiten innerhalb eines Jahres an, und ich bin bei jeder davon Brautjungfer. Obwohl ich mir den heutigen Dramen nach zu urteilen nicht sicher bin, ob meine Nerven dieser Herausforderung standhalten.
    »Schuhe!«, verkündet Grace, während sie durch das Schlafzimmer stapft und Gegenstände aus dem Weg schleudert.
    Ein Blick auf die Uhr: noch einunddreißig Minuten. Grace tigert jetzt auf und ab wie ein Teenager, der auf das Ergebnis eines Schwangerschaftstests wartet. Sie nimmt ihren Lippenpinsel in die Hand, zögert aber noch.
    »Vielleicht sollte ich jetzt mein Kleid anziehen«, überlegt sie. »Nein, warte, ich brauche meine Strümpfe. Oder Moment, soll ich lieber zuerst noch mal kurz mit dem Lockenstab an die Haare? Was meinst du?«
    Woher soll ich denn das wissen?
    »Ähm, Strümpfe?«, schlage ich vor.
    »Du hast recht. Genau. Strümpfe. Himmel, wo sind die denn bloß?«

2
     
    I CH WÜRDE GERNE BEHAUPTEN, dass nur die Hochzeit an dem heutigen Tohuwabohu schuld ist; aber diese Szene ist wie ein Mikrokosmos von Graces Leben in den vergangenen fünf Jahren. Während dieser Zeit hat ihr Stresslevel nicht nur die Decke durchschlagen, sondern drei ganze Stockwerke, einen gut isolierten Speicher und ein Dach noch dazu.
    Der Anfangspunkt dieser Hysterie fällt mit ihrer Rückkehr zur Vollzeitarbeit nach der Geburt ihrer Tochter Polly vor vier Jahren zusammen. Sie steigerte sich ins Hoffnungslose, als Baby Nummer zwei, Scarlett, im letzten November eintraf.
    Jetzt landet der Inhalt von Graces Tasche nacheinander auf dem Fußboden, bis sie endlich ihre Seidenstrümpfe aufstöbert.
    »Mit denen muss ich vorsichtig sein«, sagt sie.
    Auf der Bettkante sitzend reißt sie die Packung auf, holt einen Strumpf heraus und steckt ihre Zehen mit der Behutsamkeit eines Maurers, der sich ein Paar Doc-Martens-Schuhe überzieht, in die Spitze. Wie nicht anders zu erwarten, bohrt sich ihr Fuß ungehemmt mit einem Reißen, das mir die Haare zu Berge stehen lässt, durch das Material.
    »Ach du Sch…«, fängt sie an, doch da die vierjährige Polly in diesem Augenblick aus dem Badezimmer hereinkommt, kann sie sich gerade noch davon abhalten, etwas zu sagen, was sie später bereuen würde. »O mein Gott! O mein Gott!«, jammert sie. »Das waren meine einzigen. Und die haben achtzehn Pfund gekostet!«
    »Wie bitte?« Ich bin fassungslos. »Für achtzehn Kröten sollten die aber nicht nur zehenfest sein, sondern eine Atombombenexplosion überstehen.«
    Noch sechsundzwanzig Minuten.
    Ich mag ja eine Anfängerin sein, aber mir ist sonnenklar, dass wir inzwischen viel weiter fortgeschritten sein sollten. Der gesamte Schauplatz nimmt langsam Züge einer Folge von Emergency Room an.
    »Also«, sage ich. »Wie kann ich helfen?«
    »Ähm, Pollys Haare«, ruft Grace und sprintet auf der Suche nach ihrer Kette ins Bad.
    »Komm mit, Polly«, zwitschere ich fröhlich. Doch die Aussicht, Molton-Brown-Feuchtigkeitscreme in den Teppich zu schmieren, scheint der Kleinen attraktiver.
    »Komm schon, Süße.« Ich bemühe mich,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher