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Bleib bei mir, kleine Lady

Bleib bei mir, kleine Lady

Titel: Bleib bei mir, kleine Lady
Autoren: Barbara Cartland
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werden bestimmt noch Leute eingestellt, und Sie wissen ja selbst, wie geredet wird.“
    „Allerdings“, sagte Gracila und lächelte. „Die Idee mit dem Renaissancezimmer ist blendend.“
    Gracila war mit ihrem Vater unzählige Male in Barons’ Hall gewesen. Während dieser mit dem mittlerweile verstorbenen Lord Damien in der Bibliothek gesessen hatte, war Gracila entweder zu Mrs. Hansell gegangen und hatte sich von ihr mit Süßigkeiten vollstopfen lassen, oder sie hatte Streifzüge durch das große Haus unternommen.
    Was es da alles zu sehen gab!
    Barons’ Hall war zu Zeiten der Magna Carta der Zusammenkunftsort von Baronen gewesen, und der heutige Besitzer war ein Nachkomme des Lord Damien, der mit Wilhelm dem Eroberer in England eingefallen war.
    Das Haus war durch die Jahrhunderte hindurch niedergebrannt und wieder aufgebaut worden. Von dem ursprünglich nüchternen Wohnsitz der frühen Barone waren nur noch Spuren übriggeblieben.
    Der Ostflügel, eine typische Verschmelzung von gotischen Formen und Renaissanceelementen, gefiel Gracila besonders gut, wurde jedoch kaum benutzt. Es war daher zu bezweifeln, daß Lord Damien darauf zurückgreifen würde, wenn er Gäste empfing, was nicht anzunehmen war.
    Während Gracila nun hinter Mrs. Hansell die rückwärtige Treppe hinaufstieg und durch die langen Gänge ging, hatte sie das Gefühl, in die Vergangenheit einzutauchen.
    Wie die Jesuitenpater, die vor der Folter Königin Elizabeths geflohen waren, oder wie die Royalisten, die sich vor Cromwells Soldaten hier versteckt hatten, war auch sie geflohen und mußte sich versteckt halten.
    Das Renaissancezimmer lag am äußersten Ende des Ganges. Mrs. Hansell machte die Tür auf, ließ Gracila vorangehen, folgte ihr und zündete mit der Kerze, die sie vor sich hergetragen hatte, diejenigen auf dem Toilettentisch an.
    „Also“, sagte sie währenddessen, „ich habe mir überlegt, wie man die Anwesenheit von Mylady erklären könnte.“
    „Man könnte vielleicht behaupten, daß ich Ihre Nichte bin, Mrs. Hansell“, sagte Gracila.
    Mrs. Hansell lächelte. „Also, das schmeichelt mir zwar sehr, Mylady“, sagte sie, „aber meine Nichten haben mich alle miteinander in regelmäßigen Abständen hier besucht, lind Sie sehen nicht einer ähnlich.“
    Gracila erinnerte sich daran, daß sie auch Millet ab und zu besucht hatten und große, kräftige Frauen mit unzähligen Kindern waren.
    „Also“, sagte Mrs. Hansell, „das, was ich mir ausgedacht habe, klingt sicher plausibler. Wir könnten doch behaupten, daß Sie eine adelige Dame sind, und das stimmt ja auch, die plötzlich in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist.“
    „Auch das stimmt, Mrs. Hansell“, sagte Gracila und lachte. „Ich bin völlig mittellos.“
    Daß Mrs. Hansell jeden Satz mit ›also‹ begann, hatte Gracila völlig vergessen. Sie hatte es als Kind schon immer lustig gefunden und freute sich jetzt von Herzen darüber, daß die gute Seele die alte geblieben war.
    „Also“, fuhr sie jetzt fort, als habe sie Gracilas Bemerkung überhört, „ehe ich vor fünfzehn Jahren hier in den Dienst getreten bin, da war ich bei Sir Ronald Deering in Stellung. Ein sehr feiner Gentleman war das, Mylady.“
    „Mitty hat es mir erzählt, Mrs. Hansell“, sagte Gracila. „Sie waren damals in London, nicht wahr?“
    Mrs. Hansell nickte. „Also“, sagte sie. „Dieser Sir Ronald ist durch seine Spielleidenschaft und falsche Geldanlagen in große Schwierigkeiten gekommen. Er hat sein Haus verkaufen und die Dienerschaft entlassen müssen, und so bin ich hierhergekommen.“
    Gracila hörte aufmerksam zu. Sie wußte, was die Haushälterin sagen wollte, hielt es aber für besser, sie nicht zu unterbrechen.
    „Also“, fuhr Mrs. Hansell fort. „Ich habe gedacht, ich sage einfach, daß Sie eine Enkelin von Sir Ronald sind und nach seinem Bankrott und seinem Tod niemanden mehr haben, der sich um Sie kümmert.“
    „Das ist eine fabelhafte Idee“, sagte Gracila. „Ich muß nur daran denken, daß ich Deering heiße, aber den Namen kann man sich ja leicht merken. Sehr klug, Mrs. Hansell. Ich bin sehr froh, daß Ihnen eine so gute Geschichte eingefallen ist.“
    Mrs. Hansell strahlte.
    „Ich bin überzeugt davon, daß auch Mitty damit einverstanden ist“, fuhr Gracila fort. „Damit erklärt sich auch die Anwesenheit von Caesar. Die verarmte Nichte von Sir Ronald kann doch wenigstens noch ein Pferd besitzen, oder nicht?“
    „Natürlich“, antwortete Mrs.
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