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Bleib bei mir, kleine Lady

Bleib bei mir, kleine Lady

Titel: Bleib bei mir, kleine Lady
Autoren: Barbara Cartland
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zusammen ausgeritten waren, wann sie Hand in Hand durch die Wälder gegangen waren.
    Die einzigen, die keine Ahnung gehabt hatten, waren der Marquis und der alte Lord Damien gewesen.
    Die Nachricht, daß der junge Virgil und die Marquise zusammen weggelaufen waren, hatte bei ihnen wie eine Bombe eingeschlagen.
    Ganz England hatte von nichts anderem gesprochen. Alles hatte den Atem angehalten und die Reaktion des Marquis mit Spannung erwartet.
    Doch der Marquis hatte überhaupt nicht reagiert.
    Er hatte sich so verhalten, als sei nichts passiert, war seinen täglichen Verpflichtungen nachgegangen wie eh und je und hatte den Vorfall mit keinem einzigen Wort erwähnt.
    Gracilas Vater hatte die Haltung des Freundes sehr bewundert.
    Irgendwann war Gracila aufgefallen, daß die Frauen samt und sonders der Marquise die Schuld zusprachen, während die Männer die Meinung vertraten, der junge Virgil habe einen Narren aus sich gemacht.
    Als Gracila irgendwann erfahren hatte, daß der junge Erbe von Barons’ Hall von der Marquise verlassen worden war, hatte sie nicht verstehen können, warum er nicht nach Hause zurückkehrte.
    Neue Gerüchte hatten die Runde gemacht.
    „Ganz Paris reißt sich um ihn“, hörte Gracila einmal eine Freundin ihrer Stiefmutter sagen. „Kein Fest, kein Empfang ohne ihn. Sogar im Theater habe ich ihn gesehen. Und das in Begleitung einer Frau, nach der sich sämtliche Männer umgedreht haben.“
    „Wer war die Frau denn?“ fragte ihre Stiefmutter.
    „Eine der großen Kokotten. Den Schmuck hätten Sie sehen sollen, meine Liebe. Ich war sprachlos.“
    Als Gracila erfahren hatte, daß sich der junge Lord Damien in Italien aufhielt, hatte sie ihn beneidet.
    Wie sehr sie sich schon immer danach gesehnt hatte, die Bauten, Statuen und Gemälde zu sehen, die sie aus Büchern kannte. Die Fontana de Trevi, das Kolosseum, der Petersdom … In ihrer Phantasie genau die Kulisse für einen Mann, der wie Lord Byron aussah und über den auf ähnliche Weise geredet wurde.
    Hatte ihr Lieblingsdichter nicht aus dem eigenen Land flüchten müssen, weil er in so viele Skandale verwickelt gewesen war?
    Und jetzt war Lord Damien, von dem keiner geglaubt hatte, daß er je wieder zurückkehren würde, wieder zu Hause.
    All diese Gedanken waren Gracila blitzschnell durch den Kopf gegangen.
    „Mylady“, sagte Millet jetzt. „Sie sehen doch hoffentlich selbst ein, daß es unter diesen Umständen unmöglich ist. Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, dann gehen Sie jetzt wieder zurück und sagen seiner Lordschaft, daß Sie den Herzog nicht heiraten wollen. Ich bin überzeugt davon, daß Seine Lordschaft es verstehen werden.“
    „Nein, er wird es nicht verstehen, Mitty. Und den Grund, warum mich keine zehn Pferde dazu bringen werden, den Herzog zu heiraten, kann ich dir nicht sagen.“ .
    Gracilas Worte waren voll Leidenschaft gewesen, und jetzt sah sie plötzlich Verständnis in Millets Blick.
    Er weiß Bescheid, dachte sie. Er weiß, daß meine Stiefmutter ein Doppelleben führt.
    Vielleicht wußte er nichts von der Liebschaft mit dem Herzog, aber er hatte Gracilas Vater und ihre Stiefmutter jeweils zur Saison nach London begleitet.
    Jahr für Jahr wurde das düstere Haus am Hanover Square für zwei Monate bewohnt, während Gracila auf dem Lande zurückblieb.
    Wenn es einen Geliebten im Leben ihrer Stiefmutter gab, dann konnte es ebensogut mehrere gegeben haben, und die Dienstboten wußten meistens Bescheid.
    Millet schwieg, und Gracila wußte, daß er es aufgegeben hatte, sie dazu bewegen zu wollen, nach Hause zurückzukehren.
    „Sehen Sie, Mitty“, sagte sie nach einer Weile, „hier in Barons’ Hall wird man mich nie vermuten. Schon gar nicht, wenn Lord Damien anwesend ist. Und nach allem, was die Jahre hindurch über ihn geredet worden ist, bezweifle ich, daß viel Besuch kommt.“
    „Der Meinung bin ich auch, Mylady“, sagte Millet. „Trotzdem – Sie können doch nicht allein mit einem Gentleman unter demselben Dach wohnen, noch dazu mit Lord Damien. Damit wäre Ihr Ruf ruiniert, Mylady.“
    „Nur, wenn es herauskommt“, entgegnete Gracila. „Aber niemand wird es wissen. Nicht einmal Lord Damien.“
    „Sie erwarten also von mir, daß ich Sie verstecke?“
    „Und warum auch nicht? Barons’ Hall ist so groß, daß man ein Regiment Soldaten hier verstecken könnte. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, daß Lord Damien lange bleiben wird.“
    Ein Mann, der in dem Ruf stand, ein Frauenheld und
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