Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blaufeuer

Titel: Blaufeuer
Autoren: Alexandra Kui
Vom Netzwerk:
Gutaussehend.
    »Mit tut es auch leid«, sagt Hagedorn.
    »Würden Sie mich bitte mit Ihrem Mitleid verschonen und mich nach Hause fahren?«
     
    Geld und Schande. Mehr ist nicht geblieben von der Familie Flecker. Die Demontage ist perfekt. Janne schließt die Haustür auf, bereit für die Leere, die auf sie wartet.
    Sie geht in die Küche, um Eis zu holen. Zum Kühlen für ihr Gesicht. Auf dem Tisch steht eine Teekanne auf einem Stövchen. Die Kerze brennt. Birger Harms sitzt auf der Bank und liest Zeitung. Als er sie sieht, sagt er nur: »Endlich.« Sonst nichts.
    Janne setzt sich an den Tisch. Er hat Milchreis gekocht, der Topf steht noch auf dem Herd. Er füllt eine kleine Schüssel davon für sie ab und streut Zimt und Zucker darüber. Sie isst nur wenig, aber mit Genuss. Den Tee serviert er mit sehr viel Rum. Eigentlich ist es eher ein Grog mit leichtem Teegeschmack. Während sie isst und trinkt, zerstößt er Eiswürfel mit einem Mörser, und es klingt, als würde er damit am liebsten gar nicht mehr aufhören.Die Splitter füllt er in ein sauberes Küchenhandtuch und reicht es ihr. Sie presst es abwechselnd gegen Wange und Lippen. Birger Harms und die Schande passen nicht in denselben Raum. Es fällt kein einziges Wort. Außer Birger kennt sie keinen Menschen, mit dem man so gut schweigen kann.
     
    Am nächsten Morgen weckt Birger sie früh. Beim Frühstück entschuldigt er sich, weil er die Gefahr verkannt und ihre Schilderungen nicht ernst genommen habe. Er mache sich große Vorwürfe deswegen. Janne vergibt ihm. Im Morgengrauen verlassen sie auf sein Geheiß das Haus.
    »Wo fahren wir hin?«, fragt Janne, als Birger den Weg zur Autobahn einschlägt. Er sitzt am Steuer ihres Alfas.
    »Nach Bremen zum Flughafen. Oder wärst du lieber zu Hause, wenn sich die Presseleute auf euch stürzen? Und das werden sie, sobald alles bekannt wird.«
    »Können wir noch kurz bei meinem Vater anhalten?«
    »Dazu ist keine Zeit. Aber ich habe ihm Bescheid gesagt.«
    Sie nehmen den ersten Flug nach Frankfurt, von wo es weitergehen soll nach Hawaii. Birger Harms verrät ihr, dass in Honolulu seine Yacht vor Anker liegt.
    »Du hast eine Yacht?«
    »Rechtlich gehört sie der Flecker-Werft, im Grunde ist sie also deine.«
    Birger hat lediglich ihren Pass eingesteckt, alles Weitere muss sie sich in Frankfurt kaufen: Kleider, Kosmetik, eine Zahnbürste, ein neues Handy. Der erste Anruf gilt Nils. Von seiner Mutter in Cuxhaven hat er noch in der Nacht erfahren, was am Vortag geschehen ist. Die wiederum hat es abends schon von ihrer Nachbarin gehört.
    »Ich muss das alles erst mal irgendwie verarbeiten«, sagt Nils. Seine Stimme ist eine einzige Anklage.
    Plötzlich hat sie die Stimme ihrer Mutter im Ohr, wie sie jammert, dass es für sie auch nicht leicht sei, und sie begreift, dass es richtig war, ihn nicht zu heiraten. Tragödien können ungemein erhellend sein. »Ja, das ist blöd. Aber du schaffst das schon«, antwortet sie.
     
    Sie fliegen Business-Class. Birger sagt, in seinem Alter könne man auf so langen Reisen keine Thrombose riskieren. Er isst pausenlos Erdnüsse, Janne schläft die meiste Zeit. Einmal weckt er sie und deutet aufgeregt aus dem Fenster. »Da unten liegt Las Vegas.«
    Aber da ist nur Wüste. Sonnenverbrannte Ebenen und schwarze Berge am Horizont. Birger behauptet, er habe in der Ferne das Flackern der Leuchtreklamen gesehen.
    »Hast du das Geld aus dem Tresor eigentlich verspielt?«, fragt Janne.
    »Das hatte ich vor«, gibt er zu. »Aber ich habe es gelassen. Weißt du, das Problem ist, dass du überall beschissen wirst. Illegale Absprachen, gezinkte Karten, frisierte Roulettetische. In einem fairen Spiel würde ich niemals verlieren.«
    »Natürlich nicht«, antwortet sie.
    »Aber das Spielen war nicht der Grund, warum ich so lange weg war.« »Sondern?«
    »Ich habe dir einen Teilhaber besorgt. Für die Werft.«
    Er bestellt bei der Flugbegleiterin, die den Blick nicht von Jannes ramponiertem Gesicht lassen kann, eine Flasche Champagner und Erdbeeren.
    »Ich will keinen Teilhaber«, sagt Janne, nachdem sie angestoßen haben.
    »Er ist aber der beste Konstrukteur, den ich auftreiben konnte. Hat in Holland gelernt, in den USA und Finnland studiert undarbeitet zurzeit freiberuflich in Dänemark. Im ersten Jahr ist er bereit, als leitender Angestellter tätig zu sein, aber er strebt definitiv eine Teilhaberschaft an und verlangt eine entsprechende Garantie in seinem Vertrag.«
    Janne steckt sich eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher