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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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hat?«
    »Ich habe vorhin gehört, wie sie sich über eine Jacht unterhalten haben, die gestern mit einer Fähre zusammengestoßen sein soll.«
    »Ein Schiffsunglück? Dann ist es wohl doch eher ein Unfall gewesen.« Sie war fast enttäuscht. »Der Tote kann natürlich von Bord dieser Jacht gefallen und ertrunken sein. Wir haben in der Ostsee jedes Jahr ein paar solcher Unfälle.«
    »Es gibt da aber noch ein kleines, aber nicht unbedeutendes Problem mit dieser verunglückten Jacht.«
    »Und zwar?«
    »Die Leiche kann nicht innerhalb von 24 Stunden vom Ort der Havarie bis hierher getrieben sein, sagen die von der Wasserschutzpolizei. Physikalisch unmöglich.«
    Pia fühlte, wie der rätselhafte Todesfall sie mehr und mehr in seinen Bann zog. »Aber in den Klamotten, die der Tote an hat, geht doch auch kein Mensch angeln und fällt dann ins Wasser. Wie ist der Mann ums Leben gekommen?«
    »Pia. Es ist nicht dein Fall. Machst du dir Sorgen, dass du während deines Urlaubs zu viel in der Abteilung verpasst?«, fragte Heidmüller hellsichtig.
    »Unsinn«, wich sie aus.
    »Broders wurmt es, glaube ich immer noch, dass du vor der Zeit befördert wurdest.«
    »Weil ich jetzt Kriminaloberkommissarin bin? Ich wäre eh irgendwann dran gewesen. Durch die Freitagsserie ist es nur etwas früher passiert als erwartet.«
    Heidmüller zuckte mit seinen massigen Schultern. Er hatte leicht reden, denn irgendwie gelang es ihm, sich stets aus allen abteilungsinternen Differenzen herauszuhalten. Er ließ Sticheleien und Provokationen einfach nicht an sich heran. Vielleicht stellte die Speckschicht, die er sich im Laufe der Jahre mit Fastfood und Schokoriegeln angefuttert hatte, eine Art Abwehrmechanismus für ihn dar. Während sie noch darüber nachdachte, begann ihr Mobiltelefon, in der Jackentasche zu vibrieren. Sie zog es hervor und sah prüfend auf das Display – ihre Mutter?
    »Ja, Pia hier. Hallo, Anna!«
    Heidmüller winkte ihr noch kurz zu und verzog sich in Richtung der anderen Kollegen. Pia erinnerte sich, dass Heidmüller am Freitag im Büro mitbekommen hatte, dass Pias Mutter, Anna Liebig, kurzfristig ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Sie hatte angedeutet, dass ihr eine Operation bevorstand, deren Ergebnis weitreichende Folgen haben konnte. Pia presste den Lautsprecher des Mobiltelefons an ihr Ohr.
    »Pia, wo bist du denn gerade? Ich verstehe dich so schlecht.«
    »In Pelzerhaken, direkt am Strand. Was so rauscht, ist der Wind«, gab sie die gewünschte Auskunft.
    »Gehst du spazieren?«
    »Nein, ich arbeite.«
    »Ach so. Ich dachte, du könntest heute Abend noch kurz hier vorbeikommen. Es ist wichtig. Aber wenn du arbeiten musst ...«
    Ihre Mutter konnte mit der Art und Weise, wie Pia ihren Lebensunterhalt verdiente, nicht viel anfangen. Ihr Verständnis für die unregelmäßigen Arbeitszeiten ging dementsprechend gegen null.
    »Ich kann auf dem Nachhauseweg bei dir im Krankenhaus vorbeischauen. Willst du mir nicht wenigstens sagen, worum es geht?« Pia lauschte angestrengt. Die Verbindung war miserabel.
    »Mach dir keine Sorgen, mir geht es gut – ich brauche nur bei etwas Wichtigem deine Hilfe. Alles Weitere besprechen wir dann ...«
    »Also schön. Ich kann so gegen halb acht Uhr bei dir sein. Reicht das?«
    »Ich freue mich auf dich.« Die Verbindung wurde unterbrochen.
    Der Anruf verwunderte und beunruhigte sie. Ihre Mutter brauchteihre Hilfe, aber es ging nicht um sie? Kam ihr Stiefvater nicht mit der neuen Situation zurecht? Während ihr Verstand noch nach möglichen Erklärungen für den unerwarteten Hilferuf ihrer Mutter suchte, folgten ihre Augen den Männern, die den Leichensack mit dem unbekannten Toten durch den nassen Sand davontrugen.

2. Kapitel
 
    E in Krankenhaus blieb immer ein Krankenhaus. Die pastellfarbenen Wände und die gefälligen Kunstdrucke darauf konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass man in diesem Gebäude gegen Krankheit und Tod kämpfte. Jeden Tag und hundertfach ...
    An der richtigen Zimmernummer angekommen, klopfte sie kurz und öffnete dann entschlossen die Tür. Ihre Mutter lag in dem Bett am Fenster und wandte ihr den Kopf zu, als sie eintrat. Die anderen beiden Betten waren leer und mit Plastikschutzhüllen überzogen.
    »Pia, gut, dass du da bist. Ich habe gerade die Nachrichten auf RSH gehört. Warst du etwa wegen dieses Toten in Pelzerhaken, der dort angetrieben worden ist?«
    Es klang fast vorwurfsvoll.
    »Ja, war ich. Das ist mein Beruf, Anna. Wie geht es dir? Warum
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