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Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday
Autoren: R. Scott Reiss
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Ölrat«, wie sich die geheime Organisation nennt. Seit Beginn der Katastrophe harren sie hier gemeinsam aus, diskutieren über Politik, planen eine neue Welt und spielen die großzügigen Gastgeber, wenn wieder einmal ein manövrierunfähiges Schiff hilflos in der Bucht landet.
    Wir sind wie die sieben Schwestern, die ursprünglichen großen Ölgesellschaften, die das Getriebe der Welt geschmiert haben.
    Fitz-Barr fragt sich, was aus dem Bettlerjungen geworden ist, dem blonden Mann, den er in die USA geschickt hat, damit er ihn darüber auf dem Laufenden hält, wie viel die Amerikaner wissen. Schon seit Tagen hat er nichts mehr von ihm gehört. Anfangs war er um seine eigene Sicherheit besorgt, erschrak, als das erste gestrandete Schiff auftauchte, aber daran hat er sich mittlerweile gewöhnt. Außerdem hat er verlässliche Beziehungen zu wichtigen Leuten in Whitehall. Wenn irgendeine Aktion gegen ihn in Betracht gezogen würde, wäre zunächst ein Anruf gekommen. Eine höfliche Anfrage. Aber es kam kein Anruf.
    Wenn der Bettlerjunge getötet wurde, muss ich es wenigstens nicht selbst tun. Das wäre mir lieber. Er ist jetzt die einzige Verbindung, die es noch zu mir gibt. Immerhin hat er ein gutes Leben gehabt. Ein Leben, das ich ihm geschenkt habe.
    Fitz-Barr betrachtet sich als »Human Engineer«, als Meister der Psychologie. »Man muss die Bedürfnisse junger Menschen genau kennen«, hat sein Vater immer gesagt, »oder man muss neue in ihnen wecken, die man kontrollieren kann. Gib dich immer als Freund. Erfülle den Menschen ihre Träume, dann werden sie alles für dich tun.«
    Die Führungsrolle ist uns in die Wiege gelegt, denkt er.
    Lawrence von Arabien! Was für ein Witz!
    Der arme Kerl. Er war ein Versuchskaninchen. Nachdem der Junge, ein bedürftiger Streuner, ihm damals in Amman über den Bazar gefolgt ist und ihm das Leben gerettet hat, hat Fitz-Barr ihn gezähmt wie einen wilden Hund.
    Ich habe wirklich einen Blick für Talente!
    Der traurige, verdreckte, erbärmliche Bettlerjunge war der Sohn einer Hure, dessen Mutter ihm anscheinend großartige Lügenmärchen über seine Herkunft erzählt hatte – und Lord Fitz-Barr gab seinem Leben einen Sinn mit Hilfe der grandiosen Lüge über seine DNA und eines alten Buches, das er in Edinburgh zum leidlich hohen Preis von einunddreißig Pfund gekauft hatte. Und als Gegenleistung für diese Illusion erhielt er die bedingungslose Treue, die seine Vorfahren, deren Gesichter wohlwollend von der Wand auf ihn herabblicken, schon von ihren Gefolgsleuten verlangten, als es noch keine Nationalstaaten gab.
    Wir sorgen für sie, sie sorgen für uns.
    Der blonde Mann ist der ergebenste und gefährlichste Gefolgsmann, der je in Fitz-Barrs Diensten gestanden hat. Der geborene Killer. Ein Mozart mit dem Messer. Ein Verwandlungskünstler, der vor dem Einsatz von Delta-3 kreuz und quer durch die Welt gereist ist und jeden eliminiert hat, der irgendetwas über die Bakterie wusste.
    Fitz-Barr läutet nach seiner Haushälterin, lässt sich eine Tasse Tee bringen. Anschließend zieht er einen wasserdichten Anorak über, tritt mit seinem Schäferhund hinaus auf den weitläufigen Rasen und begibt sich auf seinen täglichen Spaziergang entlang der Klippen, um sich fit zu halten und die ihm allein gehörende Aussicht auf die abgelegene Bucht zu genießen. Aber als er die Klippen erreicht, sieht er, wie aus dem vom Wind gepeitschten Meer ein U-Boot auftaucht.
    Wahrscheinlich ein Atom-U-Boot, denkt er interessiert. Oder vielleicht ist es auch eins der letzten noch funktionstüchtigen U-Boote, das jetzt auch dem kontaminierten Treibstoff zum Opfer gefallen ist.
    Matrosen auf der Kommandobrücke scheinen ein kleines Schlauchboot aufzupumpen, um damit an die Küste zu gelangen. Vielleicht sind ihnen die Vorräte ausgegangen, und sie hoffen, im Dorf etwas zu essen zu bekommen. Andererseits, warum gehen sie dann hier an Land und nicht beim Dorf? Fitz-Barr entschließt sich, zum Strand hinunterzusteigen und mit den Matrosen zu reden. Er genießt es, sich Augenzeugenberichte über die von Delta-3 angerichteten Schäden anzuhören. Und er genießt die Dankbarkeit gestrandeter Seeleute.
    Während er den gewundenen Pfad hinunterschlendert, schwelgt er in Erinnerungen an die Geschichte seiner Organisation.
    Der Strategische Ölrat wurde im Jahr 2001 ins Leben gerufen, kurz nachdem El Kaida das World Trade Center und das Pentagon angegriffen und die Iraner damit begonnen hatten, eine Atombombe zu
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