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Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday
Autoren: R. Scott Reiss
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ist ein vollkommen entspanntes Lächeln. Der Mann hat bekommen, was er wollte. Er weiß, was er wissen wollte.
    »Fast hätte es geklappt. Sie hätten nur Schottland zu sagen brauchen. Sie waren nah dran. Sie waren sehr gut. Beinahe wäre ich darauf reingefallen. Aber Sir James würde mich niemals …«
    Gerard sieht, wie der Finger sich um den Abzug krümmt. Dann reißt eine gewaltige Explosion den Mann von den Füßen, so dass er vorwärtsstürzt. Mit offenem Mund, die Augen verwundert aufgerissen, wird der Mann wie ein ausgestopfter Dummy hochgeschleudert und kracht dann heftig zurück auf Gerard.
    Bin ich tot?
    Jemand zieht Youngs Leiche von ihm herunter. Gerard ist fast taub von dem Knall. Jemand ruft etwas. Ein Gesicht nähert sich. Es ist Bob Cantoni, der schreit: »Alles in Ordnung?«
    »Die Antwort liegt in Schottland«, sagt Gerard.
    »Ich hab ihn über den Zaun klettern sehen. Aber ich musste mich ganz langsam und vorsichtig anschleichen, damit er mich nicht hört.«
    Eine Stunde später kommt Gerard vom Kirchturm aus endlich nach Fort Detrick durch. Er weist den wachhabenden Offizier an, Theresa zu wecken, die hellwach und besorgt klingt, als sie sich meldet. Bei einem Blick aus dem Fenster stellt er fest, dass die ganze Innenstadt in Flammen zu stehen scheint.
    »Geht es dir gut?«, fragt sie. »Und deiner Familie?« Sie klingt eher wie eine Freundin, nicht wie eine Vorgesetzte, »Ich habe den Namen!«, sagt Gerard. »James Fitz-Barr.«
    Der Hubschrauber kann weder im tiefen Schnee noch in der engen Straße landen, also schwebt er fünf Meter über dem Boden, während Gerard mitsamt der Beweismittel, die er im Rucksack verstaut hat, über eine Strickleiter an Bord klettert. Es ist der 12. Dezember, 7 Uhr morgens. Es dämmert bereits.
    Als der Hubschrauber abhebt, in dem sich auch Raines befindet, sieht Gerard seine Familie und die Nachbarn kleiner werden, während sie die Päckchen mit Lebensmitteln und Medikamenten einsammeln, die die Besatzung abgeworfen hat. Der Hubschrauber schwenkt nach Süden in Richtung Virginia ab, umfliegt die aufsteigenden Rauchsäulen, wo immer noch Brände wüten. Überall entdeckt Gerard zerstörte Häuser und Leichen auf den Straßen, auf Dächern, vor U-Bahn-Eingängen und auf dem zugefrorenen Potomac, lauter Opfer der nächtlichen Kämpfe. Kleine Gruppen fassungsloser Bürger stehen im Schnee.
    »Ich hoffe, der Präsident hat was zu essen«, sagt Raines.
    »Erzählen Sie mir, was Sie rausgefunden haben.«
    »Sir James Fitz-Barr ist ein Ölmagnat. Ein hochwohlgeborener britischer Lord, der eine Öl- und Flüssigkeitenfirma besitzt. War früher beim britischen Geheimdienst. Bevor er die Familiengeschäfte übernommen hat, war er Leiter der Abteilung für Erdölsicherheit.«
    »Und das Buch, das ich gefunden habe?«
    »Die Briten haben anhand des Aufklebers auf der Innenseite des Buchdeckels den Namen der Buchhandlung ausfindig gemacht. Ein Antiquariat in Edinburgh. Aber den Eigentümer konnten wir nicht ausfindig machen. Der Laden ist abgebrannt. Und selbst wenn sie den Mann finden, ist nicht gesagt, dass er sich noch daran erinnern kann, wem er das Buch verkauft hat.«
    »Fitz-Barr hat es gekauft«, sagt Gerard. »Kein Zweifel.«
    »Also, die Briten schwören Stein und Bein, dass er unmöglich der Mann sein kann, den wir suchen. Alte Familie. Patriot. Beziehungen. Alter Schulfreund des britischen Geheimdienstchefs. Die Briten glauben, wir erfinden mal wieder Anschuldigungen, wie nach dem 11. September, als es gegen den Irak ging. Die behaupten, wir sind auf der falschen Fährte.«
    »Und was sagt der Präsident?«, fragt Gerard. Er spürt die Wut aufsteigen und denkt: Jetzt geht das schon wieder los.
    Raines lächelt. Die Sonne ist aufgegangen, und Virginia sieht aus wie eine weiße Wüste. Wir haben fünfzig Tage, um das Problem zu lösen, hat Os Preston an jenem ersten Abend im Pentagon gesagt. Nun, die Zeit ist fast abgelaufen.
    Raines sagt: »Der Präsident will wissen, was Sie denken, Chef. Ich hab das Gefühl, dass Sie diesmal das Sagen haben. Was sollen wir tun?«

30. KAPITEL
    13. Dezember. 14 Uhr. 48 Tage nach dem Ausbruch.
    Sir James Fitz-Barr, ehemaliger stellvertretender Leiter des britischen Geheimdienstes, Abteilung für Erdölsicherheit, Vorstandsvorsitzender von Deep North Oil und Oberhaupt seiner alteingesessenen Familie, sitzt mit einem Glas guten Whiskey in der behaglichen Bibliothek seiner Villa an der schottischen Küste mit Blick aufs Meer und sieht
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