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Black Dagger 12 - Vampirträume

Black Dagger 12 - Vampirträume

Titel: Black Dagger 12 - Vampirträume
Autoren: J.R. Ward
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nicht sehen, was hier abging.
    Eine Seite der Mammut-Flügeltür schwang auf, und ein guter Bekannter hob die Hand.
    Na, ganz toll. Blay würde die Show zwar verpassen, aber John hatte offenbar einen Logenplatz.
    Sein Freund trug die Jeans und eines der Hemden, die sie zusammen bei Abercrombie gekauft hatten. Seine nackten Füße sahen auf den schwarzen Steinstufen bleich aus, und er wirkte relativ ruhig, was ein bisschen ärgerlich war. Der Kerl könnte wenigstens den Anstand besitzen, Schweißperlen auf der Stirn oder Solidaritätszittern zu haben.
    Hey, zeigten Johns Hände.
    »Hey.«
    John trat zurück und gab den Weg frei. Wie geht’s dir?
    »Ich wünschte, ich würde rauchen.« Denn dann könnte er die Sache noch um eine Kippenlänge hinauszögern.
    Ach, Quatsch. Du findest Rauchen furchtbar.
    »Wenn ich vor dem Erschießungskommando stehe, überlege ich mir das vielleicht noch mal.«

    Klappe.
    Qhuinn lief durch eine Vorhalle, in der er sich völlig falsch angezogen vorkam, zwischen all dem Marmor und dem Kronleuchter aus – war das echtes Gold? Vermutlich –
    Himmel, dachte er und blieb ruckartig stehen.
    Das Foyer vor ihm war wie ein Palast. Russischer Zarenprunk mit leuchtenden Farben und unfassbarem Blattgoldzeug, Mosaikfliesen und einem Gemälde an der Decke … oder vielleicht sah es auch eher aus wie aus einem Roman von Danielle Steel, wegen der ganzen romantischen Marmorsäulen und der hohen Gewölbedecke.
    Nicht dass er je ein Buch von ihr gelesen hätte.
    Na ja, gut, dieses eine damals, aber da war er zwölf Jahre alt und krank gewesen und hatte sich nur auf die Sexszenen konzentriert.
    »Hier oben«, ertönte eine tiefe, hallende Stimme.
    Am oberen Absatz einer feudalen Freitreppe, die Stiefel aufgepflanzt, als gehörte ihm die ganze Welt, in schwarzer Lederhose und schwarzem T-Shirt, stand der König.
    »Los, bringen wir’s hinter uns«, befahl Wrath.
    Heftig schluckend folgte Qhuinn John in den ersten Stock.
    Als sie oben ankamen, verkündete Wrath: »Ich will mit Qhuinn allein reden. John, du bleibst hier.«
    John hob die Hände zu einem Einwand: Ich möchte sein Zeuge —
    Wrath wandte sich ab. »Nein. So was gibt’s hier nicht.«
    Shit, dachte Qhuinn. Ihm wurden noch nicht mal Zeugenaussagen zu seiner Verteidigung zugestanden?
    Dann warte ich hier auf dich, sagte John.
    »Danke, Mann.«
    Qhuinn blickte durch die offene Tür, die der König durchschritten hatte. Der Raum vor ihm war … genau das,
was seiner Mutter gefallen hätte: blassblau, mit schmalen Mädchenmöbeln und verschnörkelten Kristallleuchtern, die aussahen wie Ohrringe.
    Nicht unbedingt der Stil, den man sich für Wraths Wirkungsstätte vorstellen würde.
    Als der König sich an einem zierlichen Schreibtisch niederließ, trat Qhuinn ein, schloss die Tür hinter sich und verschränkte die Hände vor dem Bauch. Die ganze Sache kam ihm völlig surreal vor. Es war ihm ein absolutes Rätsel, wie sein Leben diese Wendung hatte nehmen können.
    »Wolltest du Lash töten?«, fragte Wrath.
    So viel zum Thema Einleitung. »Äh …«
    »Ja oder nein?«
    In schneller Abfolge rasten Qhuinn die verschiedenen Antwortmöglichkeiten durch den Kopf: Nein, natürlich nicht, das Messer hat sich selbstständig gemacht, ich wollte es sogar noch festhalten … Nein, ich wollte ihn nur mal gründlich rasieren … Nein, mir war nicht klar, dass das Aufschlitzen der Halsschlagader zum Tod führen würde …
    Qhuinn räusperte sich. Zweimal. »Ja, wollte ich.«
    Der König verschränkte die Arme vor der Brust. »Wenn Lash sich nicht an Johns Hose zu schaffen gemacht hätte –hättest du dann dasselbe getan?«
    Qhuinns Lungen stellten vorübergehend die Arbeit ein. Er hätte nicht überrascht sein dürfen, dass der König genau Bescheid wusste, was passiert war, aber diese Worte zu hören, war doch irgendwie ein Schock. Außerdem war es ganz schön heftig, über diese Sache zu sprechen, in Anbetracht dessen, was Lash gesagt und getan hatte. Es ging immerhin um John.
    »Also?«, grollte die Stimme über den Schreibtisch. »Hättest du ihn trotzdem aufgeschlitzt?«
    Qhuinn riss sich zusammen. »Nun, John hatte mir gesagt, ich soll mich raushalten, und solange der Kampf fair verlief,
ging das von mir aus auch in Ordnung. Aber …« Er schüttelte den Kopf. »Nein. Was Lash da abgezogen hat, war nicht fair. Das war wie ein verstecktes Messer aus dem Stiefel zu ziehen.«
    »Aber du hättest ihn ja nicht gleich umbringen müssen. Du hättest ihn einfach
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