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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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gedacht hatte, dem er auf seiner lacht das Ohr verstümmelt hatte. Ich fragte mich, ob er vielleicht sogar daran gedacht hatte, daß er auf dieselbe Weise wie Ritchie Valens, der Big Bopper und Buddy Holly in die Geschichte einging.
    Aber ich bezweifelte, daß er an irgend etwas davon gedacht hatte. Ich vermute, daß Sal in den letzten Augenblicken seines Lebens an Sal gedacht hatte.
    Ich faltete die Zeitungen zusammen und warf sie in der Küche in einen Müllsack. Alafair schleppte gerade unsere Kühltasche aus Styropor, die wir mit Sandwichs und Softdrinks vollgepackt hatten, zur Sitzbank des Tracks.
    »Wie ist Clete eigentlich in Sally Dees Haus gelangt, um die Aschenbecher zu klauen?« fragte ich Dixie Lee.
    »Wahrscheinlich hat er aufgeschlossen. Clete hat sich von allen Schlüsseln Duplikate herstellen lassen, aber davon wußte Sal natürlich nix. Er hatte zu allem Zutritt, was Sal gehörte, zum Haus, zu dem Boot, den Autos, dem Flugzeug, sogar zu seinem Liebesnest in der Stadt. Clete ist schließlich nich auf den Kopf gefallen, Alter. Wie der Wolfman immer sagte: ›Du hast die Kurven, Baby, ich hab die Graden.‹ Ich hab die Schlüssel in einer Kiste gesehen, als ich sein Krempel in den Keller getragen habe.«
    »Wärst du so nett, sie mir zu holen?« sagte ich.
    Dixie ging runter in den Keller und kam mit einer Handvoll Schlüssel zurück, die mit einem Stück Ballendraht zusammengebunden waren.
    Ich trat auf die Veranda und in die Morgensonne, überquerte Rasen und Straße und stieg die Uferböschung zum Flußufer hinunter. Die Sonne war noch nicht über den Bergen hervorgekommen, in der Strömung zwischen den Stahlpfeilern der Eisenbahnbrücke waren ein paar Forellen auf Raubzug, und die Sägemühle jenseits des Flusses wirkte noch leer und ruhig. Ich bog die Drahtschlaufe auf und warf die Schlüssel wie einen Schauer aus Gold- und Silbermünzen ins Wasser.
    Dixie Lee stand am Bordstein und sah zu, wie ich von der Böschung zurückkam.
    »Nennt mich so was nich Beseitigung von Beweismitteln oder so«, sagte er.
    »Ist doch eh bloß alles Rock 'n' Roll«, sagte ich.
    »Wieso sagt Dixie immer ›nich‹?« fragte Alafair.
    »Sag nicht ›nich‹, kleines Kerlchen.«
    »Gütiger Gott im Himmel, warum läßt du das Kind nicht reden, wie es will?« sagte Dixie.
    »Ich glaube, damit hast du vielleicht sogar recht«, sagte ich.
    »Darauf kannst du einen lassen, alter Junge«, sagte er, dann sog er die Lunge voll Luft und schaute zu dem Ring blauer Berge empor, die das Tal umgrenzten, als sei es ihr persönliches Eigentum.
    »Ist die Welt nich ’n herrlicher Ort?« sagte er.

Epilog
    H arry Mapes wurde zu einer doppelt lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt, abzusitzen im Staatsgefängnis von Montana in Deer Lodge, und die Anklage gegen mich in Louisiana wurde fallengelassen. Ich stecke bis über beide Ohren in Schulden, aber nun ist Spätherbst, und die Tage sind nicht mehr so glutheiß, und die Himmelsfarbe hat sich in ein fast hartes, vollkommenes Blau verwandelt, wie immer in Südlouisiana, wenn sich der Sommer in einer letzten Reihe roter Sonnenaufgänge und kochender Nachmittage austobt. Das Wasser steht jetzt kalt und ruhig in den Buchten und Nehrungen, und die Angler, die von meiner Anlegestelle aus losfahren, kommen mit Kisten voller handtellerbreiter sac-a-lait zurück.
    Ich lud Tess Regan zu uns ein und traf sämtliche Vorbereitungen, damit sie bei meiner Cousine in der Stadt wohnen konnte, doch als die Zeit nahte, da sie das Flugzeug besteigen sollte, wußte ich, sie würde nicht kommen. Sie sagte, ihr Großvater in Bozeman sei krank geworden. Aber wir wußten beide Bescheid, und es war auch in Ordnung so. Ich glaube, jeder Mann mittleren Alters erinnert sich immer an das Mädchen, das er seiner Meinung nach hätte heiraten sollen. Sie kehrt in einsamen Momenten wieder, oder er meint sie im Gesicht eines jungen Mädchens wiederzuerkennen, das sich unter einer Eiche neben dem Basketballplatz einen Fruchtpunsch kauft. Aber sie gehört in eine andere Welt, und manchmal zerreißt einem der Gedanke daran das Herz auf eine Weise, die man mit niemandem teilen möchte.
    Clete zog wieder nach New Orleans und eröffnete gleich neben Joe Burdas Golden Star eine Bar an der Decatur. Ich weiß nicht, woher er das Kapital dafür hatte. Vielleicht hatte er von Sally Dees Haus mehr als nur zwei goldene Aschenbecher mitgehen lassen. Dixie Lee arbeitete monatelang bei mir im Köderladen, spielte an den Wochenenden in
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