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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Socke ragte. Ich legte das andere Bein frei, die eingeknickten Knie und den gebrochenen Oberschenkel, der nun viel zu schmal für die Decke war, die in Fetzen drumherum lag. Der zweite Mann war dicht neben dem ersten vergraben worden; er kauerte in einer Art Embryohaltung, die kleine, feste graue Wölbung ohne Augen, die von seinem Gesicht übrig war, der Erdoberfläche zugewandt.
    Ich ging zum Bach, säuberte das Spatenblatt und kniete dann am gegenüberliegenden Ufer nieder, um mir Arme und Gesicht zu waschen. Aber ich zitterte am ganzen Körper und hörte nicht auf zu schwitzen. Ich setzte mich mit angezogenen Knien ans Ufer und versuchte, meine Atmung in den Griff zu kriegen und darüber nachzudenken, was ich nun am besten anstellen sollte. Ich hatte zwar noch nicht das Große Los gezogen, aber ich war kurz davor – wenn ich jetzt keinen Fehler beging. Doch dann, als ich mir gerade mit dem Daumen den Schweiß aus den Augen wischte und auf den glitzernden Haufen aus Schlamm und Geröll auf der anderen Seite des Baches schaute, auf Nester voll weißer Würmer, die ich ans Tageslicht befördert hatte, sah ich eine von Grünspan zerfressene Patronenhülse. Sie hatte dieselbe Form wie die 7.62-mm-Munition der russischen Tokarew.
    Ich mußte die unbefestigte Straße drei Meilen weit hinunterfahren, bis ich vor einer geschlossenen Tankstelle ein Münztelefon fand. Über den Bergen regnete es bereits, aber im Osten leuchtete der Himmel immer noch rosa und blau, und in der Luft lag der Duft von Kiefern und Salbei. Als ich endlich Dan Nygurski in seinem Büro an den Apparat bekam, berichtete ich ihm alles – zumindest dachte ich, es sei alles, aber die Worte sprudelten nur so aus mir heraus, mein Herz raste noch immer wie verrückt, und ich fühlte mich, als stünde ich mit dem Tippschein in den zitternden Fingern an der Zielgeraden der Pferderennbahn und würde während der letzten Sekunden versuchen, der Anzeigetafel meine Vorhersage des Einlaufs aufzuzwingen.
    »Atmen Sie erst mal ruhig durch«, sagte er. »Wie haben Sie sie gefunden?«
    »Sie sind zwischen der Kneipe und Clayton Desmarteaus Haus von der Straße gedrängt worden. Ich vermute, Mapes und Vidrine haben sie dann mit vorgehaltener Waffe aus dem Truck geholt und sind mit ihnen in den Wald gefahren. Von der größeren Straße zweigt ein kaum benutzter Weg ab, der zu einer wilden Müllkippe führt. Dort sind sie ausgestiegen und zurück zum Bach gelaufen. Aber wahrscheinlich hat es geschneit, und die Erde war hart gefroren. Ich wette, man hätte dort im Winter eine Spitzhacke zertrümmern können. Aber dann kamen sie an einer warmen Quelle vorbei, wo der Boden das ganze Jahr über weich bleibt, genau an dieser Stelle haben sie Desmarteau und seinen Cousin erschossen.«
    »Wiederholen Sie noch mal das mit der Hülse.«
    »Sie muß in einer Schaufel voll Schlamm gewesen sein. Ich hab sie auch erst gesehen, nachdem ich aufgehört hatte zu graben. Sie sieht aus wie ein Flaschenhals, wie die Munition einer Tokarew. Mapes hat eine Tokarew. Als ich vor dem Haus seiner Freundin mit ihm sprach, hatte er sie in der Hand. Ich glaube, in Lafayette hatte er sie auch dabei. Er wollte sie noch aus seinem offenen Koffer holen, als ich mit der Kette auf ihn los bin. Für ’nen Durchsuchungsbefehl dürfte das wohl reichen. Es müßte allerdings schnell gehen. Schalten Sie das FBI ein, die sollen die Sache koordinieren.«
    »Oh?«
    »Die Anklage könnte auf Entführung und Flucht über mehrere Staatsgrenzen lauten, oder deklarieren Sie den Doppelmord als gravierende Verletzung der verfassungsmäßig garantierten Rechte einer Minderheit. Die Ortspolizei könnte Mist bauen. Falls Mapes von der Sache Wind bekommt, bevor er den Durchsuchungsbefehl überreicht bekommt, läßt er die Tokarew auf Nimmerwiedersehen verschwinden.«
    »Ich habe reichlich Druck gekriegt, weil der Lauschangriff in die Hose ging.«
    »Tut mir leid.«
    »Der Ärger hat sich noch nicht gelegt.«
    »Ich stand doch mit dem Rücken zur Wand. Ich weiß nicht, was ich Ihnen noch erzählen soll. Soll ich auflegen und den Sheriff anrufen?«
    Er zögerte einen Moment.
    »Nein, tun Sie das nicht«, sagte er schließlich. »Ich glaube, die Sache fällt in unseren Zuständigkeitsbereich. Die ganze Indianergeschichte fing mit Pugh an, und Pugh hat schon seit längerem was mit Sally Dee laufen. Erklären Sie mir noch mal den Weg.«
    Ich beschrieb ihn noch einmal in aller Ausführlichkeit. Der Regenschauer war ostwärts
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