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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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ich.
    »Was?«
    »Du hast mich schon verstanden. Kümmerst du dich drum? Mach ihr was zum Frühstück, bring sie in die Schule, und hol sie am Nachmittag wieder ab.«
    »Was ist denn los?« Sein Gesicht war vom Schlaf verquollen.
    »Ich verlasse mich auf dich, Dixie. Bis morgen abend bin ich wieder zurück. Aber du mußt gut auf sie achtgeben. Wenn es nicht anders geht, melde dich eben krank.«
    »Geht klar«, sagte er verdutzt. »Aber was hast du vor?«
    »Ich glaube, ich schnappe mir Mapes. Ich glaube, ich hab ihn.«
    Er setzte sich in Unterwäsche auf den Rand des Sofas und legte die Arme auf die Oberschenkel. Dann rieb er sich das Gesicht.
    »Gern sag ich’s dir nicht, Alter, aber du benimmst dich immer noch so, als würdest du an der Flasche hängen«, sagte er.
    Eine Viertelstunde später hielt ich an einem Imbiß am Stadtrand, der die ganze Nacht geöffnet hatte, und ließ mir meine Thermoskanne mit Kaffee füllen, dann bretterte ich den Highway entlang, der parallel zum Blackfoot River verlief. Im Licht der Sterne waren von den waldbedeckten Bergrücken nur schwarze Silhouetten zu erkennen, und der Fluß und die Pappeln und Weiden an seinem Ufer leuchteten unter dem aufgehenden Mond in fahlem Glanz.
    Es dämmerte bereits, als ich die unbefestigte Straße entlangfuhr, von der Clayton Desmarteau in den Graben gerutscht war. Auf den festgebackenen Feldern lag Tau, und die langen Strahlen der tiefstehenden Sonne fielen direkt auf das Gehölz oben auf dem Rücken jener Berge, die die Wasserscheide bildeten. Ich holte einen Klappspaten, mit dem ich schon in Vietnam Schützengräben ausgehoben hatte, aus der Werkzeugkiste meines Tracks, sprang auf der nach Norden gelegenen Seite über den Bach und kletterte zwischen Stangenholzkiefern hindurch den Abhang hinauf. Es war kühl und windig, doch das Hemd klebte mir bereits nach wenigen Metern auf dem schweißnassen Körper. Kleine Nebelbänke hingen tief zwischen den Bäumen, und ich sah eine Damhirschkuh, die mit ihrem Kitz im Bärengras äste. Dann kreuzte ich eine schmale Fahrspur, die einst als Zufahrt zu einer wilden Müllkippe gedient hatte, und ging weiter über den mit einer dicken Schicht Kiefernnadeln bedeckten Waldboden, bis ich auf den Bach stieß, der unter dem mächtigen Baldachin der Baumwipfel am Fuß eines Felsüberhanges zu Tal plätscherte. Ich folgte seinem Lauf, vorbei an den modrigen Überresten einer Blockhütte, einem verrosteten Holzofen, der zur Hälfte im feuchten Erdreich versunken war, und an Pilzteppichen, die unter meinen Schuhen umknickten. Schließlich sah ich die Quelle aus dem Berg entspringen; das Wasser glitzerte auf den dunklen Steinen und dem Moos, breitete sich wie ein Fächer über schwarze Blätter aus und rann in sandigen Ausläufern zum Rand des Baches.
    Annie und mein Vater hatten es mir im Traum zu erklären versucht, aber ich hatte es nicht verstanden. Als Vidrine und Mapes Clayton Desmarteau und seinen Cousin umgebracht hatten, war es Winter. Im Winter mußte die Erde so hart gefroren sein, daß sogar das schwere Gerät, mit dem man Löcher für Telegrafenmaste aushob, nur wenige Zentimeter eindrang. Mein Herz schlug vor Aufregung immer lauter, als ich den Metallring unter dem Schaufelblatt losschraubte, das Blatt zusammenfaltete, wodurch sich das Werkzeug in eine Hacke verwandelte, und dann den Ring wieder festzog. Zunächst schabte ich mehrere Schichten Laub zur Seite und rechte die größten Schlammbrocken und das Geröll fort, wodurch ich einen Sektor abgrenzte, der die Form eines halben Wagenrades hatte und vom Ufer des Baches zurück zur Quelle reichte. Meine Hose war bis zu den Knien durchnäßt, und bei jedem Schritt schwappte Wasser aus meinen Schuhen. Dann brachte ich das Blatt des Spatens wieder in seine ursprüngliche Form und begann, mit wohlabgemessenen Stichen von etwa zehn Zentimetern ein Loch zu graben. Den ausgehobenen Schlamm schichtete ich sorgfältig am Ufer zu einem Haufen auf. Ich arbeitete eine halbe Stunde, dann war mein Hemd total durchschwitzt, und Arme und Gesicht waren über und über mit Matsch beschmiert. Allmählich glaubte ich, daß Dixie Lee doch recht gehabt hatte: Ich benahm mich schlicht und ergreifend, als ob ich im Trockensuff wäre.
    Doch dann stieß ich mit dem Spaten auf die Spitze eines Arbeitsstiefels, und unter Sand und Schlamm, die ich vorsichtig entfernte, kamen die noch gefrorenen Schnürbänder zum Vorschein, dann ein grauer Unterschenkelknochen, der aus einer verrotteten
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