Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Clete?«
    »Nein, noch näher.«
    Ich beugte mich über ihn, dann überklammerte seine unverletzte Hand meinen Nacken wie ein Schraubstock und zog mein Gesicht zu seinem hinunter. Er gab mir einen harten Kuß auf den Mund, und ich roch den Zigarettenrauch in seinem Atem, die Salbe und das Desinfektionsmittel, wo sie ihn genäht und geschoren hatten.
    Wir fuhren nach Westen, zu der Bar, wo Clete von Sally Dees Gorillas zusammengeschlagen worden war, und entdeckten seinen Toyota-Jeep auf dem Parkplatz. Dixie Lee brachte ihn zurück zu meinem Haus, wo er ihn im Hinterhof abstellte und verschloß. Ein paar Minuten später rief Tess Regan an.
    »Haben Sie Lust vorbeizukommen?« fragte sie.
    »Wann?«
    »Heut abend. Es gibt Rotfedern. Hat Alafair nichts davon gesagt?«
    »Doch, aber es klang etwas konfus.«
    »Ich habe es vorhin schon einmal versucht, aber es war niemand da. Es ist auch nichts Besonderes. Ich kann Sie ja ein andermal einladen.«
    »Heute paßt es mir ausgezeichnet«, sagte ich.
    Und ausgezeichnet war es auch. Es war kühl, und die Luft roch nach Blumen und frisch gesprengtem Rasen. Sie ließ die Rotfedern auf dem Grill hinten im Hof dunkel und knusprig werden und servierte sie dann in ihrem kleinen Eßzimmer, das die Sonnenstrahlen, die durch die hohen Erkerfenster fielen, in glänzendes Licht tauchten. Sie trug enge Jeans und flache Schuhe, eine kurzärmelige Bluse mit einem Muster aus kleinen rosa Rosen und Ohrreifen aus Gold, aber ihre Wohnung verriet sie. Die Parkettböden und die mit Mahagoni getäfelten Türen schimmerten matt, die Küche war blitzsauber; die Bilder, die an der Wand hingen oder auf dem Kaminsims standen, zeigten ausnahmslos Verwandtschaft. Die Tapete war zwar neu, doch Gestaltung und Farbe trugen nicht dazu bei, der Wohnung einen weniger altertümlichen Charakter zu verleihen. Am Kühlschrank hing; mit kleinen Magneten befestigt, ein Kalender der katholischen Kirche, auf dessen Umrandung ein Bestattungsunternehmen um Kunden warb. Das Kruzifix an der Eßzimmerwand hatte sie mit zwei gekreuzten Palmwedeln geschmückt.
    Nach dem Essen erledigten wir gemeinsam den Abwasch, während Alafair vor dem Fernseher saß. Als sie mich dabei aus Versehen mit dem Bein anstieß, lächelte sie zunächst verlegen, so als seien wir zwei Fremde, die sich zufällig im Bus angerempelt hätten, und sah mich dann mit einem Blick an, in dem sich freudige Erwartung und Angst vor dem Augenblick, der vielleicht folgen könnte, die Waage hielten. Ich vermutete, sie gehörte zu den Menschen, deren Gefühle leicht zu verletzen waren, und daß sie unverfängliche Zuneigung sofort als große persönliche Offenbarung auslegte. Inzwischen war der Mond aufgegangen. Das Fenster stand offen, und mir stieg der süße Duft der Minze in die Nase, die an der Gartenmauer wuchs, und auch der schwere Geruch, der vom gewässerten Zierrasen aufstieg. Es war einer jener magischen Augenblicke, in denen man sich genauso leicht verlieren konnte, wie man meinte, die Unschuld seiner Jugend wiedererlangen zu können.
    Als ich zum Abschied ihre Hand drückte, sah ich kurz die Enttäuschung in ihren Augen, dann lächelte sie wieder und brachte mich und Alafair zur Tür.
    Sie erschien mir diese Nacht im Traum, einem Traum, dessen Bilder so klar und deutlich waren, als hätten sich die dunkelroten und gelbbraunen Glassplitter in einem Kaleidoskop endlich zu einem perfekten Mosaik zusammengefügt. Darlenes geflochtenes Haar fiel ihr über die Schultern, und sie trug das Kleid aus Hirschleder, in dem sie begraben worden war, und auf ihrer Brust erkannte ich den roten Glasvogel. Zuerst stand sie auf einem Felsvorsprung und sah mich an, dann kauerte sie auf ihren Mokassins neben einer Quelle, die zwischen den Steinen aus dem Erdreich trat und ein Rinnsal bildete, dessen Wasser wie Tee aussah. Sie rieb ihre Hände im Moos, grub sie dann in die feuchte Erde und in den Schlamm und begann sich damit das Gesicht zu verschmieren. Sie sah mich wieder an, ohne ein Wort zu sprechen; ihr roter Mund wirkte kalt, und auf ihren Wangen klebte Matsch; dann war sie verschwunden, und ich sah einen riesigen goldenen Hirsch, der durchs Unterholz zwischen den Bäumen brach.
    Mit zitternden Händen und schwer atmend richtete ich mich im Bett auf. Ich sah auf die Uhr. Es war zwei Uhr morgens. Ich rüttelte Dixie Lee wach, der auf dem Sofa schlief.
    »Ich muß auf die andere Seite der Berge. Du mußt auf Alafair aufpassen, bis ich zurück bin«, sagte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher