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Black CATS - Parrish, L: Black CATS

Black CATS - Parrish, L: Black CATS

Titel: Black CATS - Parrish, L: Black CATS
Autoren: Leslie Parrish
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verspürt hatte, so war sie schon vor Jahrzehnten abgetötet worden. Wäre es nicht ein sicherer, verschwiegener Ort, an dem Lily sich verstecken und genesen konnte, hätte er freiwillig niemals wieder auch nur einen Fuß hierher gesetzt. Und selbst jetzt, da er wusste, dass das Gebäude eine Zuflucht für die junge Frau bot, spürte er immer noch, wie sein Herz einen Schlag aussetzte, als er über die Schwelle trat – innerlich entschlossen, das Haus in seiner jetzigen Bedeutung zu sehen und nicht so, wie es früher gewesen war. Damals, in jener Nacht, als seine Kindheit ein allzu brutales Ende gefunden hatte.
    Drinnen nahm er die Sonnenbrille ab, während Lily hinter ihm die Tür zumachte, jedes einzelne Schloss verriegelte und schließlich prüfend an der Klinke rüttelte. Er belächelte dieses Ritual der Übervorsichtigkeit nicht. Darüber, wie ernst Lily ihr zurückgezogenes Leben und ihre eigene Sicherheit nahm, gab es nichts zu lachen.
    Sie war angeschossen, entführt und eine Woche lang von einem Geistesgestörten gefoltert worden. Es hätte Wyatt überrascht, wenn sie nicht übervorsichtig geworden wäre. Und dieses Haus war nicht gerade für seine harmlose Vergangenheit bekannt.
    Vielleicht war das einer der Gründe, warum er sie hierhergebracht hatte. Schließlich konnte der Blitz nicht zweimal am selben Ort einschlagen, oder?
    »Man kann nicht vorsichtig genug sein«, sagte Lily leichthin, während sie das Bolzenschloss mit argwöhnischer Miene ein drittes Mal überprüfte.
    Wyatt war sich bloß nicht sicher, ob sich ihr Argwohn mittlerweile nicht in blinde Wut verwandelt hatte. Das musste er herausfinden. Und zwar bald.
    Glaubte er wirklich, dass die freundliche, ruhige Lily Fletcher, die er kannte, diese drei Männer ermordet und zerstückelt haben konnte? Dass sie sie angelockt hatte, um ihre perversen Begierden gegen sie zu wenden, und dabei die Namen ihrer verstorbenen Familienangehörigen benutzt hatte? Dass sie am letzten Tatort eine Tigerlilie hinterlassen hatte – gleichsam als Signatur?
    Nein. Tief in seinem Innersten glaubte er einfach nicht, dass sie dazu fähig war.
    Aber der menschliche Geist konnte überschnappen, wenn der Druck zu groß wurde. Das wusste er besser als die meisten anderen.
    »Also, was tust du hier?«
    Mit der Frage hatte er gerechnet. »Am Montag ist Labor Day. Ich wollte mir ein paar Tage freinehmen und das lange Wochenende hier verbringen.«
    »Du hättest vorher anrufen können.«
    »Das ist mein Haus«, rief er ihr mit ruhiger, vielleicht ein bisschen spöttischer Stimme in Erinnerung. Diese kühle Distanz, die sie zu ihm hielt, war beinahe zu provokant. Er wollte, dass sie stark war – wusste, dass sie es sein musste, wenn sie überleben wollte. Aber manchmal merkte er, dass er die alte Lily vermisste.
    Doch er musste ehrlich sein. Diese Frau faszinierte ihn auf eine Weise, die er noch nicht einmal ansatzweise ergründet hatte. Sie war das lebende Beispiel dafür, wie grundlegend ein Mensch sich nach einer schrecklichen Erfahrung verändern konnte.
    Andererseits hatte sie mehr als nur eine schreckliche Erfahrung durchgemacht. Wyatt ahnte, dass die Lily, die er gekannt hatte, sich schon stark von der unterschieden hatte, die einst ihren kleinen Neffen zur Schule gebracht oder ihrer Zwillingsschwester Geheimnisse anvertraut hatte.
    Er würde nie wissen, wer sie einmal gewesen war.
    »Wie du meinst.« Sie schaute ihn nicht an, als sie sich auf nackten Füßen umdrehte und ihn stehen ließ. Er konnte ihr die Verärgerung an den verkrampften Schultern ansehen. Mit wiegenden Hüften und langen Schritten ging sie entschlossen in Richtung Küche.
    Nein, größer konnte der Unterschied zu der jungen Frau, die er vor knapp vierzehn Monaten kennengelernt hatte, kaum sein. Diese Frau war sanftmütig und verletzlich gewesen, innerlich zermürbt nach dem furchtbaren Tod ihres Neffen und dem darauffolgenden Selbstmord ihrer Schwester. Lily war immer ruhig und zurückhaltend aufgetreten, mit einem flüchtigen Lächeln auf den Lippen und zarten, zaghaften Bewegungen. In ihrem Bemühen, es ihm recht zu machen, hatte sie manchmal beinahe unbeholfen gewirkt. Aber ihr Denken hatte nie etwas Unbeholfenes an sich gehabt. Sie war eine ausgezeichnete Programmiererin und eine geniale IT -Spezialistin – er hatte von Glück sagen können, sie in seinem Team zu haben.
    Diese Begabung leistete ihr in ihrem neuen Leben gute Dienste. Innerhalb eines Radius von fünfhundert Metern ums Haus
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