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Black Cats 01. Was kostet der Tod

Black Cats 01. Was kostet der Tod

Titel: Black Cats 01. Was kostet der Tod
Autoren: Leslie Parrish
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Küchenfenster. Gerade hatte sie beschlossen, es aufzugeben, als sie eine Bewegung wahrnahm. Eine Tür in der Küche wurde ein paar Zentime­ter aufgeschoben, und eine magere Hand erschien im Türrahmen.
    »Seth!«, rief sie und pochte gegen die Scheibe.
    Seth stolperte mit vor Entsetzen geweiteten Augen hinter der Tür hervor. Sein ohnehin schon bleiches Gesicht wurde noch eine Spur weißer, und die roten Aknenarben auf seinen Wangen traten noch deutlicher hervor.
    Durch die Fensterscheibe begegnete er ihrem Blick. Er sah völlig verstört aus. Gute Güte, wenn er sich so erschrocken hatte, war der Junge wahrscheinlich sowieso gerade auf dem Weg in die Küche gewesen, ohne dass er sie hatte klopfen hören.
    »Entschuldige«, sagte sie mit lauter Stimme. »Ich muss mit dir reden. Mach auf!«
    Sein Blick wich dem ihren aus. Er dachte darüber nach. Regungslos vor Unschlüssigkeit.
    In diesem Augenblick erkannte Stacey, dass irgendetwas nicht stimmte.
    Sie trat einen Schritt vom Fenster zurück. Starrte genau geradeaus und sah den Abdruck, den ihr Gesicht auf der Scheibe hinterlassen hatte. Sah, wie Seths dunkle Gestalt sich durch die Küche auf die Haustür zubewegte. Sah, dass er von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet war – trotz der frühen Uhrzeit.
    Ihr Herz begann zu hämmern und wurde immer schneller. Ihr Puls raste. Es fühlte sich an, als wäre sie zum ersten Mal seit Stunden wieder richtig wach. Ihr Körper war sofort in Alarmbereitschaft, obwohl ihr Gehirn einige Sekunden hinterherhinkte und ihr noch gar nicht gesagt hatte, was eigentlich der Grund dafür war.
    Die Haustür öffnete sich einen Spalt. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben, und trat einen Schritt vor.
    »Was wollen Sie?«, fragte Seth, und seine Stimme klang rau und schläfrig.
    »Ich muss mit dir reden. Es geht um deinen Vater.«
    Sein Blick schweifte unstet umher. Dann sah er an ihr herunter und entdeckte das Blut auf ihrer kakifarbenen Uniformhose, die sie jetzt seit vierundzwanzig Stunden trug. Ihm fiel der Unterkiefer herab.
    »Oh nein, das … « Sie hätte beinahe gesagt: Das Blut ist nicht von ihm , aber sie konnte sich gerade noch zurückhalten. »Dein Vater hatte einen Unfall, aber es sieht ganz danach aus, dass er es überleben wird.«
    Schweigen.
    »Seth? Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    »Meine Großmutter hat mir einen Zettel geschrieben«, murmelte er.
    »Ja. Sie hat heute Morgen auf dem Revier angerufen, weil sie nichts von dir gehört hatte.«
    Wieder ging sein Blick in die Ferne. Dann eine Erklärung. »Sie hat keine Nummer hinterlassen. Ich hab mir gedacht, dass sie in einem Krankenhaus nicht an ihr Handy gehen wird.«
    Das klang glaubhaft. Vielleicht. Aber dennoch, wie eigenartig, dass sich Randys einziger Sohn nicht sofort auf den Weg gemacht hatte, um seinen Vater zu besuchen.
    »Na gut. Also, bitte melde dich bei deiner Großmutter.« Sie nannte dem jungen Mann den Namen des Krankenhauses und schlug ihm vor, es sich aufzuschreiben.
    »Ich merk es mir.« Schon wollte er die Tür zuziehen.
    Bevor er die Tür ganz schließen konnte, streckte Stacey die Hand aus und legte sie ihm auf den Arm. »Seth, ist alles in Ordnung?«
    Er zog die Augenbrauen hoch und starrte auf ihre Hand. Allem Anschein nach war er wütend – eine ebenso unvermittelte wie bestürzende Regung. »Fassen Sie mich nicht an!« Er schluckte, sein Adamsapfel hüpfte in seinem schmalen Hals auf und ab. »Sie … Sie sind schmutzig.«
    Sie sah die Spritzer auf ihrer Bluse und ließ ihn sofort los. Ja, sie sah schrecklich aus. Aber schmutzig? Er hatte das Wort voller Abscheu ausgestoßen.
    »Ich gehe mal meine Großmutter anrufen.«
    Sie nickte. Dann sah sie zu, wie er ihr die Tür vor der Nase zumachte. Das laute Zuschnappen des Schlosses war eine herzliche Einladung an sie, von seiner Veranda zu verschwinden.
    Völlig verwirrt schüttelte sie den Kopf und folgte dieser Einladung. Aber als sie die Treppen hinunterstieg, schaffte sie es aus irgendeinem Grund nicht, nach vorne zu schauen; sie drehte den Kopf herum und schob sich seitwärts hinunter.
    Irgendetwas in ihr weigerte sich, dieser geschlossenen Tür und all diesen Fenstern den Rücken zuzudrehen. Seth den Rücken zuzudrehen.
    Ihre Nerven vibrierten, ohne dass sie sich den Grund dafür eingestand.
    Und auf einmal wusste sie es. Eine entsetzliche Möglichkeit nahm Gestalt an und raste ihr durch den Kopf.
    Lächerlich. Aber nicht unmöglich.
    Ihre Schritte verlangsamten sich, während sie die Einfahrt
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