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Black Cats 01. Was kostet der Tod

Black Cats 01. Was kostet der Tod

Titel: Black Cats 01. Was kostet der Tod
Autoren: Leslie Parrish
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antwortete er. Seine Worte klangen abgehackt, als ob er trotz seiner äußerlichen Ruhe und Gefasstheit doch etwas empfinden würde bei dem, was er ihr antat.
    Vielleicht …
    So schnell, wie sie aufgekeimt war, erlosch die Hoffnung auch wieder, dass er vielleicht doch einen Funken Menschlichkeit besaß. Durch ihre verquollenen, halb geschlossenen Augenlider sah sie, wie er sich an den Schritt fasste.
    Klar. So was von empfindsam. »Du krankes Arschloch!«, fauchte sie.
    »Halt’s Maul, dreckige Schlampe!« Er holte weit aus, aber diesmal brachte er sie nicht mit dem Messer, sondern mit der bloßen Faust zum Schweigen. Er wollte nicht, dass es zu schnell vorbei war. Ihn zu provozieren, damit er sie rasch tötete, war nicht drin. »Du bekommst nur, was du verdienst.«
    Es riss ihr den Kopf in den Nacken, und sie sah Sterne. Nicht im übertragenen Sinne – ein Meer von richtigen Sternen übersäte den mitternächtlichen Himmel über ihr. Man bräuchte tausend Nächte, sie zu zählen – ein Leben, sie schätzen zu lernen.
    Ihr blieben höchstens einige Minuten. Sekunden, wenn sie Glück hatte.
    Sie versuchte, nicht daran zu denken, und starrte weiter nach oben, konzentrierte sich auf den Mond, den Himmel. »Daddy«, flüsterte sie und sehnte sich nach etwas, das sie vor langer Zeit verloren hatte.
    Wie konnte sich die Welt immer noch drehen, wie konnte das Leben überall weitergehen, während sie zu Tode gequält wurde? Unter all diesem Licht, dieser Unendlichkeit war sie völlig allein mit diesem Ungeheuer, das sie töten wollte.
    »Es tut mir leid.« Tränen rannen ihr aus den Augenwinkeln und vermischten sich mit dem Blut und dem Schmutz auf ihren Wangen. Sie wusste nicht, mit wem sie sprach. Mit irgendeinem Gott, an den sie schon lange nicht mehr glaubte? Mit sich selbst, weil sie in diese Falle getappt war?
    Vielleicht versuchte sie, die eine Sache zu sagen zu dem einen Menschen, der wirklich verdiente, es zu hören. Es wird ihr das Herz brechen.
    Das Bild ihrer traurigen, abgekämpften Mutter, die so liebevoll gewesen war und gleichzeitig so unwahrscheinlich blind, brachte Klarheit in ihre Gedanken. Sie wandte sich wieder ihrem Angreifer zu.
    Er war kein Dämon. Nur ein bösartiger, furchtbarer Mensch.
    »Warum?« Ein schwaches Wispern war alles, was sie zustande brachte. Sie musste sehr viel Blut verloren haben. Es sprudelte nicht länger hervor, sondern rann langsam an ihr herunter. Seine Wärme auf ihrer nackten Haut bildete einen scharfen Kontrast zur Kälte der Märznacht. Nicht mehr lange.
    »Weil du eine Hure bist und niemand dich vermissen wird«, antwortete er mit einem Schulterzucken.
    Wieso war niemandem je aufgefallen, dass er völlig verrückt war?
    »Warte hier!« Als ob ihr etwas anderes übrig blieb.
    Er warf einen Blick nach rechts, schüttelte leicht den Kopf und schritt zum Rand der kleinen Lichtung, auf der er sie gefangen hielt.
    Da sah sie die Videokamera.
    Sie war auf einem Stativ befestigt und direkt auf Lisa ausgerichtet. Ein kleines rotes Licht durchdrang die Dunkelheit und zeigte an, dass die Kamera lief und alles aufzeichnete. Er hielt ihre Qualen fest, bannte ihre letzten Augenblicke in eine blutige Abfolge zweidimensionaler Bilder.
    »Du wirst berühmt werden«, erklärte er, während er die Kamera justierte.
    Er neigte sie etwas nach unten. Ein surrendes Geräusch verriet, dass er heranzoomte.
    »Du krankes Schwein«, murmelte sie, aber ihre Worte waren so leise, dass sie sie selbst fast nicht hörte. Sie bekam nicht mehr genug Luft, um irgendwelche vernehmbaren Laute von sich zu geben.
    »Wir werden beide berühmt.«
    Beide berühmt. Lisa fielen die Augen zu. Ihre Muskeln gehorchten ihr nicht mehr, ihre Beine wurden taub. Den Schmerz in ihren Schultern, an denen sie mit dem ganzen Gewicht eines fast toten Körpers hing, spürte sie kaum noch.
    Berühmt.
    Das Wort blitzte durch ihr Gehirn, ließ sie ein letztes Mal hoffnungsvoll aufseufzen. Sie hörte das Knistern des trockenen Laubes unter seinen Füßen, als er zurückkam, um zu Ende zu führen, was er so grausam begonnen hatte. Dennoch konnte sie nicht anders, sie verspürte ein leises Triumphgefühl.
    Er war mit ihr auf diesem Band. Verhüllt, das ja, mit einem schwarzen Umhang und einer Kapuze. Aber sie hatte ihn erkannt. Jemand anders würde ihn auch erkennen. Lange nachdem sie tot war, würde jemand dieses Video sehen und ihn fassen. Ein kleiner Trost, aber immerhin.
    Die Schritte verstummten. Lisa musste die Augen nicht
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