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Bittersweet Moon

Bittersweet Moon

Titel: Bittersweet Moon
Autoren: Sara Belin
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eine
Cellistin und ungeeignet für den Job und als sie von Tom erfuhr, dass die
Hotelbar einen Musiker sucht, schickte sie mich gleich zu dem zuständigen
Manager ins Hotel. Sie wusste nur zu gut, dass ich neben der Klassik genauso die
Unterhaltungsmusik liebe und sie war überzeugt, dass dieser Job für mich ideal
wäre.
    Nach
einem kurzen Gespräch spielte und sang ich dem Mann vor und entgegen meiner
Erwartungen konnte ich mit meiner neuen Tätigkeit schon am nächsten Wochenende
anfangen. Das er gerade mich engagierte, lag vielleicht auch daran, weil ich
die einzige weibliche Kandidatin für den Job war. Oder ich hatte einfach Glück
gehabt und war sein Typ. Den Job teilte ich mir mit Sergej, einem jungen
russischen Pianisten, der brillant Jazz spielte. Wir tauschten manchmal unsere
Termine, wenn ich in der Hochschule an den Wochenenden Auftritte oder wichtige
Proben hatte.
    So ließ
sich diese flexible Arbeit problemlos mit meinem Studium verbinden und ich
musste mir neben meines Stipendiums keine anderen Gelegenheitsjobs suchen.
    Tom und
ich verstanden uns sofort. Da er schwul war, verlief unsere Freundschaft frei
von üblichen Problemen zwischen Mann und Frau. Er wurde schnell so etwas wie
meine beste Freundin und wir wurden unzertrennlich. Tom war ein sehr
herzlicher, sensibler junger Mann und für sein Alter sehr gebildet. Tagsüber
studierte er an der Schauspielschule und war ein begnadeter Pantomime. Die
Nächte verbrachte er hier in der Bar, die für ihn mehr als nur ein Arbeitsplatz
bedeutete. Barkeeping war sein Hobby und eine gute Gelegenheit, um Menschen zu
studieren, wie er zu sagen pflegte. Es machte Spaß mit ihm zu diskutieren und
Gesprächsthemen gingen uns nie aus. Sein Liebesleben verlief ziemlich intensiv
und turbulent, weil er sich, romantisch wie er war, in der Regel in die falschen
Männer verliebte. Meistens waren es etwas ältere Männer, die nur scharf auf
seinen durchtrainierten Körper waren und kein Interesse an einer festen
Beziehung hatten. Oft half ich ihm bei seinem Liebeskummer und hörte mitfühlend
zu, wenn er sich aussprechen wollte. Seine eigene Schwester hatte es nicht
leicht, seine Homosexualität zu akzeptieren und die Beziehung zwischen ihm und
Susan war nicht die beste. Manchmal kam ich mir vor wie ein Schwesternersatz,
was mich aber nicht störte. Ich vermisste meinen jüngeren Bruder Alex sehr; der
war zwar nicht schwul, aber Tom erinnerte mich in vielen Kleinigkeiten an ihn.
Die Beiden sahen sich sogar ein wenig ähnlich und waren im gleichen Alter. Tom wurde
mehr als nur einen guter Freund. Er gab mir das Gefühl, auch in dem fremden
Land ein Stück Familie gefunden zu haben und auf dieser Weise ergänzten wir uns
nur noch mehr.
     
     
    An
diesem verhängnisvollen Freitagabend schneite es ununterbrochen seit mehreren
Stunden und der Schnee versetzte die ganze Stadt in eine behagliche, aber
gleichwohl aufregende Adventsstimmung, die auf mich stark euphorisierend
wirkte. Ich kam mit Verspätung in die Bar, weil alle öffentlichen
Verkehrsmittel große Schwierigkeiten auf den zugeschneiten Straßen hatten.
Hektisch, aber bestens gelaunt eilte ich an Tom vorbei in meine Garderobe und
winkte ihm nur zu.
    Sein
schwarz gefärbtes, glänzendes Haar trug er sorgsam nach hinten gekämmt und im
Nacken zu einem Pferdeschwänzchen gebunden. Das hell rosa Hemd mit weißer
Fliege stand ihm sehr gut, genau wie die schwarze Hose und die Lackschuhe. Für
die Bar putzte er sich immer sorgfältig heraus und war ein hübscher Blickfang
hinter der Theke. Tom war nicht besonders groß, aber dafür schlank und
sportlich gebaut und er bewegte sich mit Geschmeidigkeit eines Tänzers, der
jeden einzelnen Muskel seines Körpers perfekt zu beherrschen weiß. Er wirkte
trotzdem sehr maskulin und sorgte damit für viele lustig-peinliche
Missverständnisse bei seinen weiblichen Verehrerinnen, die ihn anfangs fast
ausnahmslos für einen Hetero hielten. Susan erzählte mir natürlich schon vor
unserer ersten Begegnung, dass Tom homosexuell ist, aber trotzdem überraschte
er mich mit seinem überaus männlichen Auftritt, der dem etwas angestaubten
Klischeebild von Schwulen, das ich zu diesem Zeitpunkt als eine richtige
Dorfpomeranze noch besaß, nicht im geringsten entsprach.
    Ich
schloss die Tür hinter mir und zog mich schnellstens um. Im Hotel hatten wir
unsere Vorschriften, wie wir uns während der Arbeit kleiden mussten. Für mich
war ein Abendkleid Pflicht, für Tom eine Fliege. Die Jeans und
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