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Bittersweet Moon

Bittersweet Moon

Titel: Bittersweet Moon
Autoren: Sara Belin
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aber ich weiß, dass ihr mich noch mehr liebt! Ich bin ein Sieger und
dafür danke ich Gott!"
    Obwohl
er von Selbstbewusstsein nur so strahlte, wirkte er nie arrogant oder selbstverliebt.
Ganz im Gegenteil- öfter erahnte ich in seinem tiefen Blick in die Kamera eine fast
scheue Verwunderung, als ob er seinen überraschenden Erfolg noch nicht gänzlich
begriffen hätte. Das machte ihn für mich nur noch sympathischer und anziehender.
Ich verfolgte weiter seine Karriere und das Wenige, was er von seinem Privatleben
preisgab. Man wusste nur, dass er seine hochschwangere Freundin heiratete
und mit ihr einen Sohn bekam.
    Auf
einmal wurde er ein ernster Familienvater, nicht ganz passend zu seinem Ruf als
ungezähmter Rocker, der mit seinen Aussagen und Benehmen gerne die
Öffentlichkeit schockierte. Viele Kritiker und auch Fans zweifelten an der
Glaubwürdigkeit seiner neuen Rolle und prophezeiten dieser Ehe nur eine kurze
Dauer. Aber Robin meinte es scheinbar ernst mit der drastischen Veränderung
seines Lebensstils und es wurde immer stiller um ihn.
     
    Auch
mein Leben änderte sich. Ich entschied mich, meine Heimat für eine Weile zu
verlassen, um im Ausland Operngesang zu studieren. Ein starker innerer Drang
nach Veränderung und nach Herausforderung brachte mich dazu, doch der
endgültige Abschied fiel mir schwerer als ich dachte. Ich befand mich auf der
Suche und gleichzeitig auf der Flucht. Aber wo ich ankommen würde, wo ich
mich finden wurde, wusste ich noch nicht, ich vertraute einfach dem Gefühl
in meinem Bauch, wie immer, wenn es um große Entscheidungen ging.
Meine Freunde und mein Land vermisste ich in den ersten
Wochen mehr als ich erwartete. In dieser großen Stadt, die mir anfangs Angst
und selbstzweifel weckte, fühlte ich mich noch fremd und musste mich erst
und ich musste mich erst einleben. Nachdem ich die erste Berührungsängste und
Komplexe abgelegt hatte, fand ich die Musikhochschule großartig. Sowohl die Studenten
wie auch die Dozenten nahmen mich sehr freundlich an, aber trotzdem hatte ich
am Anfang starke Minderwertigkeitsgefühle. Ich kam aus einem kleinen Land, sprach die
Sprache nur passiv und hatte als Künstlerin keine bedeutende Laufbahn
vorzuweisen. Die Tatsache, dass ich die knallharten Zulassungsprüfungen bestand
und mich unter Hunderten von Kandidaten bewies, ermutigte mich nur langsam.
Erst mit der Zeit wurde mir bewusst, dass ich eine talentierte Sopranistin bin
und an einer hervorragenden Musikhochschule studieren darf. Das fühlte sich gut
an und mein Selbstvertrauen wuchs allmählich. Schließlich entspannte ich mich
und genoss mein Studium in vollen Zügen.
    Robin
blieb ich weiter treu, auch wenn meine Leidenschaft für ihn nicht mehr so stark
brannte. Als Musikstudentin vertiefte ich mich in die klassische Musik und ich
lebte ein intensives und befriedigendes Leben zwischen Musik, Büchern und
Studentenpartys. Ich betrachtete mich als Künstlerin und ich arbeitete an
meiner zukünftigen Karriere. So blieb mir nicht viel Zeit zum Träumen und Robin
war ja nichts weiter als ein wunderschöner Traum. Er bestand daraus, was ich
von ihm aus Medien erfuhr und den Rest bildete meine überschwängliche Fantasie.
    Damals
hörte ich seine Musik nur noch selten. In irgendeiner Weise übernahm er still
die nostalgische Rolle der ersten Liebe, die man nie vergisst und die niemals
ganz verblassen wird. Obwohl er nicht real war, sondern viel mehr eine
verlockende Illusion, eine zauberhafte Allegorie, die mein Verlangen nach dem
idealen Mann so wunderbar verkörperte, prägte er sich tief in mich ein. Als ich
etwas länger als einen Jahr in der Stadt lebte, bot sich mir die Chance, sein Konzert
zu besuchen. Die Band befand sich wieder einmal auf Europatour und sie trat
in der großen Sporthalle unweit von meiner Wohnung auf. Ich spielte mit dem
Gedanken, mir eine Karte zu besorgen, aber ich tat es doch nicht. Meine
Angst war zu groß... Natürlich besaß ich alle seine Konzertvideos,
die ich mir im Fanclub regelmäßig bestellte, und seit mehreren Jahren wünschte ich,
wenigstens einmal dabei gewesen zu sein, um diese unglaubliche Energie, die von Robin
ausging, live zu erleben. Aber ich wusste auch, dass ich dabei Gefahr lief, meine
langjährige, sorgsam aufgebaute Illusion von ihm zu zerstören. Robin wäre
plötzlich echt und greifbar, wenn auch nur aus der Entfernung. Er wäre nicht
mehr der unerreichbare Halbgott, der perfekt und makellos ist, sondern ein
Mensch, ein ganz
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