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Bittersuesser Verrat

Bittersuesser Verrat

Titel: Bittersuesser Verrat
Autoren: Rachel Caine
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Symbole, die sie jeden Tag wiederholt hatte, seit Myrnin sie ihr auf ein Stück Papier gekritzelt hatte. Sie kannte die ganze Folge.
    Sie hatte sie.
    Sie schlug die Augen auf... und keuchte vor Schreck auf, weil die Tasten alle leer waren.
    Irgendwo in der Dunkelheit stieß Adas blecherne Stimme ein verächtliches, krächzendes Lachen aus. »Überrascht, du kleiner Wicht? Was ist los? Ist es doch nicht so einfach, wie du es dir vorgestellt hast?«
    Du kannst das. Claire wiederholte es immer wieder für sich selbst und schloss wieder die Augen. Dieses Mal rief sie sich nicht nur die Symbole ins Gedächtnis, die sie drücken wollte, sondern sie strengte sich mächtig an, damit sie sich auch die Tastatur vorstellen konnte, wie sie das letzte Mal gewesen war, als sie sie gesehen hatte. Sie fixierte das Bild in ihrem Gedächtnis, schlug die Augen auf und berührte die erste Taste.
    Ja. Ja, das war richtig.
    Die Kraft, die gebraucht wurde, um die Taste nach unten zu drücken, schien enorm, als wollte man einen Stein auspressen. Doch sie schaffte es, das erste Symbol zu drücken, dann presste sie ihre Handfläche auf das zweite und lehnte sich mit ihrem ganzen Gewicht darauf. Langsam, widerstrebend klickte die Taste und rastete ein.
    Adas Gelächter erstarb.
    Das dritte Symbol war Amelies Gründerinnensymbol, das auch auf Claires goldenem Armband abgebildet war. Claire erinnerte sich ganz deutlich an seine Position in der Mitte der Tastatur. Sie legte ihre Handfläche auf die Taste und drückte, bis sie einrastete. Als sie ihre Hand nach der vierten Taste ausstreckte, verlor sie plötzlich das Gleichgewicht und wäre beinahe gefallen.
    Hinter ihr kam Adas Stimme aus den krächzenden, alten Lautsprechern. »Stopp. Du machst einen Fehler.«
    »Nein«, keuchte Claire und drückte die vierte Taste nach unten. Noch zwei.
    Sie konnte sich nicht an das fünfte Symbol erinnern. Sie wusste, dass es da war, aber irgendwie konnte sich ihr Gehirn nicht darauf konzentrieren. Alles wirkte verschwommen und sonderbar. Sie schloss wieder die Augen und konzentrierte sich angestrengt, bis sie sich daran erinnerte, dass es unten links versteckt gewesen war.
    Als sie die Augen wieder aufschlug, war Ada genau vor ihr, Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Claire kreischte und sprang zurück, während sie ihre Faust nach vorne schleuderte.
    Sie fuhr direkt durch Adas Abbild. Sie war nicht mehr in der Lage, sich richtig zu manifestieren. Myrnin hatte sie ernsthaft verletzt. Den Schaden an ihrem Abbild hatte sie auch nicht behoben - sie hatte schwarze Wunden am Hals und auf den Händen und ein schwarzer Fleck bedeckte einen großen Teil ihres Kleides.
    Ihre Augen glommen silbern.
    »Stopp«, sagte Ada.
    »Nein«, keuchte Claire, sie schloss erneut die Augen und trat durch Adas Abbild. Sie fand die Taste, die sie gesucht hatte, und drückte sie.
    Nur noch eine.
    »Also gut«, sagte Ada. »Dann muss ich dich aufhalten.«
    Claire spürte, wie sich Kälte auf ihrer Haut ausbreitete, und hörte, wie das Zischen und Rasseln des Computers lauter wurde, sodass es sich fast wie plappernde Stimmen anhörte.
    Die Lichter gingen aus, aber das Geräusch wurde lauter - und immer lauter.
    Adas kalte Finger strichen ihr über den Nacken.
    Claire drehte sich um und schrie in die Dunkelheit: »War es das schon? Ist das alles, was du auf Lager hast? Die Lichter ausschalten? Gruselig! Ich fange an zu zittern, du Freak! Was glaubst du eigentlich, was ich bin? Eine Fünfjährige, die Angst im Dunkeln hat?«
    »Ich glaube, du bist besiegt«, sagte Ada. »Und ich denke, ich werde dich umbringen, wann und wie ich will.« Ada verlieh sich wieder Körperlichkeit, allerdings war die nicht von Dauer. Sie schaffte es nicht. Sie blutete noch immer an der Stelle, an der Claire sie verletzt hatte, und ihr Hals und ihr Gesicht waren von der Kette vernarbt und verbrannt. Ihr Kopf hatte einen seltsamen Winkel, aber sie war noch am Leben. Sie glühte in einem schwachen, phosphoreszierenden Silberton.
    »Im Dunkeln wirst du die Taste niemals finden.« Ada schnurrte fast, als sie das sagte. »Du bist besiegt. Und jetzt stirbst du.«
    »Du zuerst«, rief Claire.
    Sie griff hinter sich - in blindem Instinkt und aus dem Gedächtnis - und schlug ihre Handfläche auf eine Taste. Fast hätte sie es geschafft, aber dann sprang die Taste wieder nach oben.
    Falsch.
    Adas eiskalte Hände - es waren nicht mehr wirklich Hände – schlossen sich um Claires Hals. »Dummes Mädchen«, sagte sie.
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