Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bittersuesser Verrat

Bittersuesser Verrat

Titel: Bittersuesser Verrat
Autoren: Rachel Caine
Vom Netzwerk:
rasselten und an einem silberbeschlagenen Bolzen befestigt waren. Aus der Wunde rann Blut an seinem Arm und seiner Hand hinunter und tropfte in eine große Pfütze, die sich um ihn herum gebildet hatte.
    Claire schoss das Bild von Amelie an Sams Grab durch den Kopf, als Amelie Silbermünzen in die Wunde gesteckt hatte, um zu verhindern, dass sie sich schließt. Doch Amelie hatte das freiwillig getan. Das hier jedoch war Myrnin angetan worden, um ihn aufgespießt und hilflos hierzubehalten.
    Er schauderte und die Ketten klirrten. Obwohl er so alt war, musste das Silber schrecklich schmerzhaft für ihn sein; sie konnte Rauchfäden von seinem Arm aufsteigen sehen und er achtete darauf, dass seine Hand nicht mit den Ketten in Berührung kam. Seine Haut war mit dicken roten Verbrennungen bedeckt.
    »Es tut mir leid«, sagte er wieder. »Ich habe versucht, dich zu warnen, aber ich konnte nicht... ich brauchte doch...«
    »Ich weiß«, sagte Claire. »Es ist...« Ja, was war es? Es war nicht okay, das wäre jetzt wirklich übertrieben. Verständlich vielleicht. »Es ist nicht so schlimm.« Doch, das war es. Dennoch sah Myrnin ein wenig erleichtert aus. »Wer hat Ihnen das angetan?«
    Die Erleichterung verschwand aus seinem Gesicht und wurde durch blanke schwarze Wut ersetzt. »Was glaubst du, wer das war?«, fragte er.
    Und überall um sie herum, vom schwachen Schimmer der wie von Kristall durchwirkten Wände, ertönte ein leises, rauchiges Lachen.
    »Sie hat mich berührt«, sagte Claire, als es ihr wieder einfiel. »Sie hat mich hierhergeschleppt. Ich dachte nicht, dass sie das kann.«
    »Ich weiß«, stimmte Myrnin ihr zu. »Ich dachte von vielen Dingen nicht, dass sie sie kann, auch wenn sie auf einer rein theoretischen Ebene dazu fähig war. Ich war ein Narr, Claire. Ihr habt versucht, mich zu warnen - sogar Amelie hat mich gewarnt - aber ich dachte... ich dachte, ich würde verstehen, was ich erschaffen hatte. Ich glaubte, sie sei meine Dienerin.«
    »Und jetzt«, sagte Ada und glitt dabei in kaltem Silber und Schwarz aus der Wand, »jetzt gehörst du mir. Aber bin ich nicht eine großzügige Herrin? Du hast mich so lange hungern lassen, hast mir kaum genug Blut zum Überleben gegeben. Aber ich schenke dir jetzt ein Festmahl.« Ihr wie ausgeschnitten wirkendes Bild wandte sich zu Claire um und sie faltete auf Taillenhöhe die Hände - sittsam und korrekt. »Oh, Myrnin. Du hast dein Abendessen nicht aufgegessen. Pass auf, dass es nicht schlecht wird.«
    Myrnin zog seine schwarze Samtjacke von seinem rechten Arm, dann bewegte er seine Schultern, sodass sie auch von seinem linken Arm rutschte und die Kette bedeckte. Er bekam sie mit der rechten Hand zu fassen und zog daran. Claire versuchte aufzustehen, um ihm zu helfen, aber ihr wurde wieder schummrig und sie musste sich ausruhen. Sie wälzte sich auf die Seite und beobachtete, wie Myrnins rechter Arm bei dem Versuch zitterte, genug Druck auszuüben, um die Kette zu zerreißen. Er lehnte sich keuchend an die Wand.
    Er starrte Ada an, als wollte er sie zu Konfetti zerfetzen.
    »Hör auf zu schmollen«, sagte sie. »Wenn du dich benimmst, lasse ich dich von Zeit zu Zeit von der Kette. In ein paar Jahren vielleicht mal.«
    Claire blinzelte langsam. »Sie ist krank«, sagte sie. »Nicht wahr?«
    »Sie ist verrückt«, sagte Myrnin. »Ada, mein Liebling, das wäre ja alles ganz amüsant, wenn du nicht versuchen würdest, uns umzubringen. Dir ist schon klar, dass du hier unten versauern wirst, wenn ich sterbe. Kein Blut mehr. Keine Belohnungen mehr.
    Nichts von alldem.«
    Als Antwort darauf packte Ada Claire an den Haaren und zerrte sie in eine sitzende Position. »Oh, ich glaube, ich kann mich schon selbst mit Blut versorgen«, sagte Ada. »Immerhin kontrolliere ich die Portale. Ich kann mir einfach schnappen, wen immer ich will. Aber du hast recht. Es wäre schrecklich langweilig allein im Dunkeln. Ich werde dich ganz für mich behalten müssen, genau wie du mich all die Jahre lang für dich behalten hast.« Sie ließ Claire fallen und wischte sich die Hand an ihrem computergenerierten Kleid ab. »Aber ich kann dich nicht mit ihr teilen, mein Liebster.«
    Myrnins Augen flackerten rot auf, dann wurden sie wieder schwarz und geheimnisvoll. »Nein, in der Tat«, sagte er. »Sie stört nur. Das sehe ich jetzt ein. Schick sie von hier weg, schließ sie von den Portalen aus! Ich will sie nie wiedersehen.«
    »Nichts leichter als das«, sagte Ada und packte Claire wieder an den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher