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Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Sarah Harvey
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blieb sie neben dem Swimmingpool stehen und seufzte.
    »Linda!«, ertönte es schon wieder.
    Der Ruf ihrer Mutter klang dringlich, aber nach einem Tag wie heute war der Pool einfach zu verlockend.
    Linda hielt die Zehen hinein. Das Wasser fühlte sich an wie kühler Samt. Wieder einmal war sie hin- und hergerissen: Sollte sie tun, was man ihr sagte, oder sollte sie tun, wonach ihr der Sinn stand? Blitzschnell zog sie sich das Kleid über den Kopf und sprang ins kühle Nass.
    »Linda!«, hörte sie ihre Mutter noch einmal.
    Ganz schön sonore Stimme für eine so zierliche Person. Linda konnte sie sogar unter Wasser hören.
    Als sie am anderen Ende des Pools wieder auftauchte, hörte sie sie schon wieder rufen. Die Stimme klang jetzt leicht verärgert.
    »Linda!!«
    Jetzt wollte sie der Matriarchin nicht länger trotzen. Linda schwamm gemütlich zurück zur Leiter, stieg aus dem Becken, zog sich das Sommerkleid über den nassen Körper und machte sich tropfend auf den Weg über den sattgrünen Rasen im Osten, durch den Torbogen in der Buchsbaumhecke und durch den Küchengarten bis zum Rasen im Norden, wo ihre Mutter im Schatten des weiß getünchten Hauses an einem langen Tisch saß.
    Wie immer um vier Uhr nachmittags war der Tisch für den Nachmittagstee gedeckt. Diese Tradition hatte Abrial Rivera von ihrer französischen Großmutter Jeanette übernommen, die während des Zweiten Weltkriegs in England gelebt hatte.
    Zu Lindas Überraschung saßen am Tisch aber nicht nur ihre Mutter und ihre beiden großen Schwestern, die im Gegensatz zu Linda immer an diesem Ritual teilnahmen, sondern noch dazu ihr Vater und ihr Onkel sowie Javier.
    Ihre Eltern mussten ihn dazugebeten haben.
    Lindas Begeisterung hielt sich in Grenzen.
    Javier dagegen strahlte, als er sie sah.
    Linda fiel es schwer zu lächeln. Doch dann erinnerte sie sich an den Deal mit ihrer Schwester Inez, worauf sich unwillkürlich ihre Mundwinkel nach oben zogen. Javier, der nicht ahnen konnte, dass ihr Lächeln nicht ihm galt, strahlte nur noch intensiver.
    Linda und Inez fragten sich, wie lange es wohl dauern würde, dieses verzückte Lächeln endlich in Inez’ Richtung zu wenden. Irgendwie fehlte ihnen dafür noch eine erfolgreiche Taktik. Dennoch hatten beide in den vergangenen Nächten bereits vom Ergebnis ihrer Intervention geträumt – Inez von heißen Küssen mit Javier, Linda von heißen Ländern ohne Javier.
    Linda schob diese Gedanken beiseite und marschierte weiter tropfend auf die Teetafel zu. Forschend betrachtete sie die Gesichter der Anwesenden, um sich einen Reim darauf machen zu können, weshalb sie so vehement herzitiert worden war. Nahe genug herangekommen, bemerkte sie zum einen, dass ihre Mutter einen großen weißen Umschlag in der Hand hielt, und zum anderen, dass ihr Gesicht tränenüberströmt war.
    Daraus schloss Linda, dass der Umschlag eine wichtige Nachricht enthielt.
    Womöglich eine schlechte Nachricht?
    Doch hinter den Tränen glänzten Abrials Augen.
    Glücklich.
    Also eine gute Nachricht.
    »Was ist, Mamá?«
    »Von Beau...« Schluchzend wedelte Abrial mit dem Umschlag.
    »Ein Brief von Balthazar?«, staunte Linda.
    Wieso hatte er ihnen geschrieben?
    Seit er in England lebte, hielt er den Kontakt zu ihnen doch telefonisch aufrecht. Ein Brief entsprach so gar nicht dem Stil ihres Bruders – er genoss es immer, mit ihnen allen nacheinander zu sprechen, weil er sich ihnen näher fühlte, wenn er ihre Stimmen hörte.
    »Das ist kein Brief, Kleines.« Abrial strahlte erst Catalina und dann Inez an, und auch die freuten sich sichtlich. »Das ist eine Einladung.«
    »Eine Einladung wozu?«
    Jetzt sah Abrial wieder ihre jüngste Tochter an und strahlte, wenn das denn möglich war, noch ein bisschen mehr.
    »Zu seiner Hochzeit, Kleines! Unser geliebter Beau heiratet!«
    Der Heiratsantrag war nicht besonders konventionell gewesen. Keine Fahrt mit dem Heißluftballon, kein Eiffelturm, kein Vollmond am Strand, kein morgendlicher Ausritt entlang wilder Brandung.
    Immerhin war Balthazar vor ihr in die Knie gegangen – wenn auch eher aufgrund höherer Gewalt ...
    Dabei hatte er durchaus etwas Romantischeres geplant.
    Er hatte einen Tisch mit Blick aufs Meer im exklusivsten Restaurant in Quinn, dem Cockleshell Inn, reserviert und bereits eine Flasche Champagner vorbestellt. Unter dem Vorwand, seine Auserwählte habe im letzten Jahr sowohl in der Tierarztpraxis in Bristol als auch auf dem Weingut, das sie gemeinsam aufbauen wollten, so hart
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