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Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Sarah Harvey
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sein sollte. Rory war einfach zu bescheiden, als dass er seinen Nachnamen als solchen verwendet hätte.
    Dass die Räumlichkeiten nun ausgerechnet als Erstes von Freddie McCormack und Co. genutzt würden, war Rory ein Dorn im Auge. Aber wenn jemand einem ausgerechnet in dem Moment, in dem man dringend eine größere Finanzspritze benötigt, sagt, man müsse nur seinen Preis nennen ... Tja, was sollte man da machen?
    Als Freddie am nächsten Morgen anrief, hatte Sydney immer noch kein Wort gesprochen. Er hatte alle scheu angelächelt und jedem seine kleine Hand gegeben. Er erinnerte Rory an einen misshandelten Welpen, der bei einer Hunderettungsaktion zurückgeblieben war: leicht verstört und ängstlich, aber gleichzeitig voller Hoffnung und einfach nur froh, bei freundlichen Menschen gelandet zu sein, die ihn mit Essen und Zuneigung versorgten.
    Rory hatte vollstes Verständnis dafür, dass Frank den Jungen so sehr in sein Herz geschlossen hatte. Selbst die pragmatische Julia war hin und weg und sagte kein Wort, als sie entdeckte, dass der halb fertige Jahresabschluss über und über mit Buntstiftkritzeleien versehen war. Die Buntstifte hatte Monty ihm gegeben. Er war so froh, jemanden gefunden zu haben, der sich auch stundenlang einfach nur damit beschäftigen konnte, auf allen vieren herumzukriechen und mit einem Haufen Murmeln zu spielen. Er war vollkommen vernarrt in den Kleinen.
    Alle Beteiligten hatten gemeinsam entschieden, dass Sydney bleiben sollte, koste es, was es wolle.
    Und Rory war den ganzen Vormittag um das Telefon herumgeschlichen, inständig hoffend, Freddie möge nicht bereits einen anderen Koch gefunden haben, der mit deutlich größerer Bereitwilligkeit einer Horde Edelküchenmesser schwingender Egomanen sein Leben und sein Geschäft zur Verfügung stellte.
    Um Punkt elf Uhr klingelte dann endlich das Telefon und zeigte auf dem Display Freddies Nummer an. Alle im Cockleshell Inn erstarrten – als hätte jemand einen laufenden Film angehalten. Standbild.
    Rory hatte kaum seinen Namen ausgesprochen, da legte Freddie auch schon mit seinem Wehklagespiel los.
    »Mensch, Rory ... Es wird immer schlimmer! Erst hat Graham uns die Location gekündigt, jetzt mussten wir auch noch unsere Topkandidatin feuern, weil ... Na ja, weil sie in fremden Töpfen gerührt hat, oder wie heißt es doch so schön? Weißt du, Lucy-Jayne Avery, die Starkrankenschwester aus der A&E-Serie? Wunderschön, blond und hummeldumm? Also, die hat sich von einem verheirateten Kollegen schwängern lassen, und darüber werden die Wochenendausgaben der Zeitungen mit fetten Lettern berichten. Großartig. An dieser Art von Publicity ist unsere Show absolut nicht interessiert. Das heißt, jetzt fehlt uns nicht nur ein Set, sondern auch eine quotenbringende Kandidatin. Sieht nicht gut für mich aus, Rory, bitte lass mich jetzt nicht hängen ...«
    »Okay, ich mach’s ...«
    »Bitte, Rory! Ich knie vor dir nieder! Im Ernst! Wenn du mich jetzt sehen könntest! Ich knie auf meinem Büroteppich nieder, wenn jetzt jemand reinkommt ...«
    »Ich hab gesagt ich mach’s.«
    »... dann denkt der doch, ich würde beten. Was ich wahrscheinlich auch tun werde, wenn du Nein sagst ...«
    »Freddie!«, rief Rory ins Telefon. »Halt doch mal einen Moment die Klappe und hör mir zu! Ich habe JA gesagt!«
    Freddie verstummte.
    Rory konnte selbst kaum glauben, was er da gesagt hatte, von daher überraschte ihn Freddies Reaktion wenig.
    Und während Freddie ausnahmsweise mal die Worte fehlten, packte Rory die Gelegenheit beim Schopf, den Gedanken auszusprechen, der ihm in dem Moment gekommen war, als Freddie den Verlust seiner Promi-Kandidatin beklagte.
    »Und bei deinem anderen Problem könnte ich dir vielleicht auch behilflich sein ...«
    Diana Noble, die beliebte Schauspielerin, das Pummelchen der Nation, das langsam, aber sicher die wackelige Leiter des Ruhms hinabkullerte in den Orkus des Vergessens, saß am Fenster ihres schönen, großen Schlafzimmers, blickte hinaus aufs Meer und spürte, wie sich ihre großen braunen Augen mit Tränen füllten.
    Zwölf Jahre war sie mit dem Schauspieler Peter Parminter verheiratet gewesen. Keiner war länger bei »The Plod« verpflichtet gewesen, der populärsten britischen Polizeiserie, einer regelrechten Institution.
    Ein Jahr lang hatten sie in Quinn gewohnt.
    Es war Peters Entscheidung gewesen, hierherzuziehen.
    An seinem fünfzigsten Geburtstag hatte er beschlossen, dass er zurück nach Cornwall wollte,
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