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Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Sarah Harvey
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zurück zu seinen Wurzeln und seiner Familie. Dass er ein großes Haus am Meer kaufen und sich einen Hund anschaffen wollte.
    Und Peter hatte seine Pläne erfolgreich umgesetzt. Wie immer.
    Die Vorstellung von einem Leben in Cornwall hatte seine in London geborene und aufgewachsene Frau entsetzt, aber das hatte ihn nicht weiter gekümmert.
    Bei einem Mittagessen in ihrem Lieblingsrestaurant in Soho gestand sie ihrem alten Freund Edwin Brown, warum sie in letzter Zeit so blass war, worauf der ehemalige Anwalt und jetzige Celebrity-Agent trocken feststellte: »Also, ich weiß gar nicht, worüber du dich so aufregst. Andere Männer in der Midlife-crisis stellen ihre Frauen auf härtere Proben. Die meisten kaufen sich erst mal ’ne Harley und legen sich ’ne neunzehnjährige Geliebte zu.«
    »Aber ich habe mein ganzes Leben in London gewohnt.«
    »Vielleicht würde dir eine Veränderung mal ganz guttun.«
    »Warum bist du immer so verdammt cool?«
    »Schon mal von einer Situation gehört, in der Panik hilfreich gewesen wäre?«
    »Nein, aber wir können doch unsere Gefühle nicht immer total kontrollieren!«
    »Mag sein, aber wir können kontrollieren, was wir tun. Natürlich beeinflussen andere Menschen uns und unser Leben, aber letztendlich entscheiden wir selbst, was wir mit unserem Leben anfangen. Peter kann dich ja schlecht beim Schopf packen und nach Cornwall zerren.«
    Das tat er natürlich auch nicht – aber emotional setzte er sie gehörig unter Druck.
    Es würde uns beiden so guttun, Diana ...
    Mein ganzes Leben habe ich so hart gearbeitet, Diana ...
    Wenn ich in London bleibe, sterbe ich, Diana ...
    Das i-Tüpfelchen war dann die Behauptung, er wolle näher bei seiner Mutter Geraldine sein, die mit jedem Tag älter und dementer wurde. Diana hatte keine Familie und mochte Geraldine sehr, obwohl sie mit jedem Tag älter und dementer wurde. Die Vorstellung, dass die alte Frau ganz allein in Cornwall ihren Lebensabend fristete, entlockte Diana den längsten Seufzer ihres Lebens, gefolgt von einem gequälten »Also gut«, worauf Peter noch im selben Moment zum Hörer griff und einen Immobilienmakler anrief.
    Ihre geräumige Wohnung in St. Johns Wood wurde schneller verkauft, als ihnen lieb war. Zunächst wohnten sie in einer entsetzlichen Mietwohnung aus den Siebzigern in Looe, einer kleinen Hafenstadt im Südosten Cornwalls. Und dann fand Peter das Poseidon House. Die alte napoleonische Festung thronte auf einer Klippe am Stadtrand von Quinn und bot durch fast jedes Fenster einen atemberaubenden Blick aufs Meer.
    Diana war sich nicht sicher gewesen. Natürlich war das ein wunderschönes Anwesen – aber wer brauchte denn bitte zwanzig Schlafzimmer? Wer brauchte denn bitte ein viel zu großes, heruntergekommenes Groschengrab am Rande einer architektonisch zweifellos hübschen, aber was die Einwohner betraf ziemlich schrägen Kleinstadt?
    Doch Peter setzte sich durch. Wie immer.
    Es musste dieses Haus sein. Das und kein anderes.
    Und so steckten sie jeden Penny, den sie hatten, in die Immobilie. Zuerst in den Erwerb. Der Kaufpreis war astronomisch gewesen (»Lage, Lage, Lage!«, hatte der Makler selbstgefällig erklärt und darauf hingewiesen, dass die Klippenlage, der eigene Strand und die Nähe des angesagten Hafenortes allein den Preis ohne Weiteres um zwei Nullen verlängern konnte – und zwar ungeachtet dessen, dass es sich dabei um eine komplette Bruchbude handelte und sich das Land mitten in einer Rezession befand, nachdem der Immobilienmarkt über Jahre künstlich angeheizt worden und nun wie eine Seifenblase zerplatzt war). Zwei Monate nachdem Diana schweren Herzens zugestimmt hatte, zog sie zusammen mit einem Bautrupp, ihrer Schwiegermutter, deren Papagei Bob und einem jungen irischen Wolfshund namens Trevor in die Ruine ein.
    Seltsamerweise fing Peter schon bald nach dem Umzug in sein geliebtes Cornwall auf einmal an, ständig nach London zu fahren.
    »Du kennst ihn doch ...«, hatte Geraldine sachlich festgestellt, als ihre Schwiegertochter sich ihr gegenüber angesichts Peters Sinnenwandels wunderte. »Die Kirschen in Nachbars Garten schmecken immer besser. Als er in London war, wollte er lieber hier sein, jetzt ist er hier und vermisst London. So ist er schon immer gewesen. Elender Querkopf. Ich habe nie verstanden, wie du es mit ihm aushältst. Vielleicht könntest du seine Launen für deine Zwecke ausnutzen und ihn davon überzeugen, nach London zurückzuziehen – wenn es dir auch fehlt
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