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Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Sarah Harvey
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kam.
    Insofern glich sie wohl dem aufgeregt hechelnd aus Beaus Autofenster hängenden Hund, als sie über die schmalen, gewundenen Straßen nach Quinn holperten. Linda staunte, dass zwischen Arandore und dem Meer nur ein Hügel und ein Tal lagen. Der Regen ließ nach, und als das idyllische kleine Städtchen vor ihnen auftauchte, Weinreben gleich, die einen Abhang hinunter zum Wasser kletterten, rief sie begeistert:
    »Ist das hübsch hier!«
    Beau nickte nur und bog dann in die steile, in den Ort führende Gasse ab, die auf beiden Seiten von hohen, alten, shakespearianisch anmutenden Häusern gesäumt war. Anfangs waren es Wohnhäuser, doch je näher sie dem Ortskern und dem Wasser kamen, desto mehr Ladengeschäfte und Lokale beherbergten sie.
    Die Gasse war so unglaublich schmal, dass Linda im Vorbeifahren die rauen Hauswände berühren konnte, wenn sie die Hand aus dem Fenster hielt.
    Beau steuerte einen winzigen Parkplatz zwischen dem Büro des Hafenmeisters und einem Laden für Camping- und Outdoorzubehör an und manövrierte das Auto gekonnt hinein. Auf der gegenüberliegenden Seite war direkt das Meer.
    »Sag mal, und wenn man nicht ordentlich einparken kann, landet man mitsamt seiner Karre im Wasser, oder wie?«
    »Du hast es erfasst«, grinste Beau. »Da unten tummeln sich mehr Autos als Fische.« Beau schwang bereits seine langen Beine aus der Fahrertür, während Linda noch mit dem Griff der Beifahrertür kämpfte. »Du musst ziemlich feste drücken.«
    Linda drückte mit dem Arm gegen die unnachgiebige Tür.
    »Feste!«, rief Beau und entfernte sich vom Auto.
    Linda verdrehte die Augen und drückte noch fester.
    Nichts.
    Dann warf sie sich mit ihrem ganzen Körpergewicht gegen die Tür, die endlich nachgab, sich mit einem tiefen Quietschen weit öffnete und Linda so unerwartet aus dem Wagen zog, dass diese das Gleichgewicht verlor und der Schwerkraft anheimfiel.
    Linda schloss erschrocken die Augen und erwartete den Aufprall auf dem Bürgersteig. Doch der Aufschlag fiel nicht hart und schmerzhaft aus, sondern geradezu weich. Das konnte wohl kaum der Bürgersteig gewesen sein.
    Der Bürgersteig hätte in dem Moment wohl auch kein leises »Uff« von sich gegeben.
    Bürgersteige keuchten in der Regel auch nicht.
    Überhaupt gaben Bürgersteige weder Seufzer noch verbale Äußerungen von sich.
    Vorsichtig öffnete Linda die Augen und stellte fest, dass sie nicht auf alten Pflastersteinen lag.
    Sie lag auf einem Mann.
    Rory hatte nur schnell zum Fischhändler gehen wollen, da seine Lieferanten Barry und Nigel nicht genügend Seelachs gefangen hatten, und den brauchte er für die Abendkarte. Die beiden waren einmalige Spitze, wenn es darum ging, seltene Dinge aufzutreiben, aber hin und wieder vernachlässigten sie darüber ihre eigentliche Aufgabe und kamen mit fast leeren Netzen nach Hause.
    Als die Seelachslieferung für den Nachmittag unter Dach und Fach war, schlenderte Rory, die Hände in den Taschen, zurück zum Cockleshell und freute sich gerade darüber, dass nach dem morgendlichen Regen die Sonne herauskam, als er von einer Frau im Tiefflug umgehauen wurde.
    Es war mehr der Schreck als der Sturz an sich, der ihm die Sprache verschlug.
    Mit mehr Glück als Verstand gelang es ihm, ihrer beider Fall abzumildern, indem er rückwärts taumelte und in einem vor dem Outdoorausrüster ausgestellten Schlauchboot landete.
    Dort schaukelten sie einen Moment, bis das Ventil des Bootes aufplatzte und sämtliche Luft daraus entwich.
    Da hatte das Schaukeln ein Ende.
    Verwirrt sahen die beiden einander an, dann löste Linda sich aus der instinktiven Beschützerumarmung und rappelte sich hastig und sichtbar peinlich berührt auf.
    Rory verkniff sich ein Lachen und kam deutlich gemächlicher wieder auf die Beine.
    »Es tut mir so leid«, japste sie und wich ein paar Schritte zurück, als habe sie Angst, er könne zum »Gegenangriff« übergehen. »Ist dir was passiert?«
    »Mir geht’s gut.«
    »Sicher?«
    »Nichts gebrochen, keine offenen Wunden ...«
    »Es tut mir leid ... Und ich hab dir bestimmt nicht wehgetan?«
    Rory versicherte ihr, es sei alles in Ordnung, und sie hauchte nur »Gott sei Dank!« und entschuldigte sich noch einmal. Linda wurde von einer Monsterwelle der Scham durchflutet. Sie kam sich vor wie die letzte Idiotin, machte auf dem Absatz kehrt und rannte weg.
    Rory sah ihr nach. Sah ihre schlanke Figur, ihre langen Beine, ihre in der Sonne schimmernden kastanienbraunen Haare.
    Und keuchte, als
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