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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman
Autoren: Kelley Armstrong
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Narben, die keiner sehen kann. Yeah, ich hab die Therapiestunden auch mitgemacht. Wenn Sie jetzt erwarten, dass ich sage, ich wäre okay, dann haben Sie Pech gehabt. Aber Sie können darauf wetten, ich komme wieder da hin, dass ich okay bin. Und Eli hilft mir dabei.«
    »Er …«
    »Er ist bloß ein Junge, ich weiß. Und irgendwas … irgendwas stimmt nicht ganz mit ihm. Weiß ich auch. Stört mich aber nicht. Er hat mich gerettet und sich um mich gekümmert, und er will sonst nichts dafür, einfach bloß bei mir sein, mit mir reden.« Sie fing meinen Blick auf. »Wissen Sie, wie das ist?«
    Ich tat es tatsächlich, aber ich wusste, das hätte sie mir nicht geglaubt. Und als ich ihr ins Gesicht sah, wusste ich auch, dass sie sich nichts vormachte. Eli war nicht ihr Ritter in schimmernder Wehr. Sie erwartete nicht, mit ihm glücklich zu leben bis an ihr Ende. Aber was es auch war, sie wollte es haben. Es war das, was sie brauchte.
    »Wenn sie zu uns kommen will, dann darf sie«, grollte eine Stimme hinter mir.
    Ich drehte mich um und sah den Wandleralpha in der Tür stehen. Hinter ihm hatte Elis Vater seinen Sohn am Kragen gepackt. Der Alpha kam herein und schloss die Tür.
    »Es ist nicht unsere Art«, sagte er. »Aber wenn das Mädchen mitkommen will …« Er sah mich an. »Wir sollten nicht widersprechen.«
    Mit anderen Worten, dieses Mädchen wütend und unglücklich in die Menschenwelt zurückzuschicken war wirklich keine gute Idee. Sie würde dort möglicherweise über die Wandler reden. Das würde ihr wahrscheinlich nichts eintragen als ein Bett in der psychiatrischen Klinik, aber sie konnten das Risiko nicht eingehen.
    Er wandte sich an Adine. »Wir leben weit entfernt. Du wirst deine Leute nicht besuchen können.«
    »Passt mir gut«, sagte sie, das Kinn trotzig gehoben.
    »Wir haben ein Dorf, aber wir sind Jäger. Wir gehen nicht in die Stadt.«
    »Ich kann jagen, und ich kann fischen, und ich kann verdammt gut kochen – aber das mit dem Jagen und Fischen mache ich lieber. Ich hab von der Stadt genug gesehen. War nicht das …« Ein Ausdruck glitt über ihr Gesicht – Enttäuschung und Reue. »War nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Ich hab nichts dagegen, wieder ins Land rauszugehen.« Sie setzte sich auf und hielt seinen Blick fest. »Ich kann meinen Teil erledigen. Ihr werdet’s nicht bereuen.«
    Der Gesichtsausdruck des Alpha teilte mir das Gegenteil mit, aber er nickte nur.
    Ich drehte mich zu ihm um. »Sie will jetzt vielleicht gehen, aber nach einer Weile …«
    »Vielleicht ändert sie ihre Meinung«, murmelte er. »Wenn sie es tut, bringen wir sie zurück. Du hast mein Wort.«
    Als ich wieder zu Adine hinübersah, wurde mir klar, dass ich kein Recht hatte, diese Entscheidung für sie zu treffen. Niemand hatte dieses Recht, denn niemand sonst konnte ihr Leben leben und wissen, was für sie das Beste war.
    Was hätte ich getan, wenn mir jemand mitgeteilt hätte, ich dürfte Clay nicht mehr sehen, damals, als wir miteinander ausgegangen waren? Niemand hätte mir irgendetwas sagen können, das ich nicht bereits gewusst hatte. Ich hatte mir danach jahrelang eingeredet, dass Clay mich getäuscht, mir etwas vorgemacht hatte, aber er hatte nichts dergleichen getan. Ich hatte die Warnsignale gesehen und mir ihretwegen Sorgen gemacht, und am Ende hatte ich beschlossen, das zu tun, was für mich das Beste war – bei ihm zu bleiben.
    Ich hatte Jahre gebraucht, um mit meiner Entscheidung und ihren Konsequenzen ins Reine zu kommen, und war dann genau dorthin zurückgekehrt, wo ich angefangen hatte. Machte mich das zu einem Schwächling? Nein. Ich hatte einfach gelernt, dass das, was ich brauchte, nicht unbedingt das war, was die Welt für gut und richtig hielt.
    Für mich hatte sich dies bewährt, und niemand hatte das Recht, sich einzumischen. Ebenso wenig, wie ich das Recht hatte, mich jetzt in Adines Entscheidungen einzumischen.
    Also gab ich meinen Segen. Wenn dies das Leben war, für das sie sich entschieden hatte, wenn es sie glücklich machte, dann war dies das Einzige, was zählte.

42 Einstand
    D er Wandleralpha und ich gingen wieder hinaus ins Freie und ließen Eli und seinen Vater mit Adine in der Hütte allein. Reese stand neben dem Fenster, durch das er offensichtlich ins Innere gespäht hatte. Als ich herauskam, stieß er einen Seufzer der Erleichterung aus.
    »Alles okay?«, fragte er. »Ich hab reingehen wollen, aber sie …«
    »Alles bestens.«
    »Ich hab nach den anderen
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