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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman
Autoren: Kelley Armstrong
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sagte ich. »Schluss jetzt.«
    »Das …«, stotterte Reese von seinem Zufluchtsort im Wald. »Das ist Eli? Der Wandlertyp?«
    »Der Wandler junge. Er ist ein Teenager.«
    »Ist mir egal, wie jung der ist. Er ist riesig. Und stinksauer.«
    »Nein, er macht nur Theater, damit wir verschwinden. Möchtest du, dass wir wieder gehen, Eli?«
    Er schnaubte, scharrte immer noch in der Erde wie ein Stier, den Kopf gesenkt, mit blitzenden Augen.
    »Okay, machen wir«, sagte ich. »Wir gehen einfach Noah abholen und überlassen es deinem Alpha und deinem Vater, sich mit dem Rest zu befassen.«
    Eli knurrte. Er stürzte vor. Als ich stehen blieb, bremste er; Schnee sprühte unter seinen Pranken hervor.
    »Geh dich zurückwandeln, damit wir das besprechen können.«

    »Scheiße, das ist schnell gegangen«, sagte Reese, als Eli schwerfällig aus dem Gebüsch getappt kam, in dem er sich gewandelt hatte.
    »Das ist einer der Vorteile, die sie haben«, murmelte ich.
    »Nett, aber ich glaube nicht, dass ich tauschen würde«, sagte Reese, als er einen näheren Blick auf Eli werfen konnte.
    Er bekam seine Reaktion auf den jungen Wandler schnell unter Kontrolle, aber Eli konnte seine Reaktionen auf den jungen Werwolf nicht verbergen. Seine Schultern und seine Kinnmuskeln strafften sich, als er näher kam, und er beäugte Reese mit dem schlecht verhohlenen Neid eines linkischen Zehntklässlers in Gegenwart eines Highschool-Quarterback. In diesem Moment tat Eli mir leid. Er war absolut kein hässlicher Junge, aber er war in einem Alter, in dem wirklich niemand an seine Unzulänglichkeiten erinnert zu werden braucht, ob er jetzt Paranormaler ist oder nicht.
    Und so wandte er Reese den Rücken zu und redete mit mir. »Sie will nicht zurückgehen.«
    »Gut. Dann kann sie mir das ja direkt sagen.«
    Er zögerte; sein massiver Unterkiefer arbeitete. Dann schob er sich das Haar nach hinten und sah prüfend in den Wald hinaus, und ich glaubte, er versuchte sich eine Ausrede einfallen zu lassen. Aber stattdessen sagte er: »Okay. Wird ihr aber nicht passen.«
    Er führte mich den Pfad entlang.
    »Sie will wirklich bleiben«, sagte er im Gehen. »Sie hat ge sagt, ich soll sie anderswohin bringen.«
    »In Ordnung.«
    »Du glaubst mir nicht.«
    Ich warf einen Seitenblick zu ihm hinüber. »Erwartest du wirklich von mir, dass ich mich in dieser Sache einfach auf dein Wort verlasse?«
    Er antwortete nicht, und den Rest der Strecke legten wir schweigend zurück.

    Wir erreichten die Hütte, ein weiteres kleines Gebäude ohne Strom und Wasser, das wahrscheinlich jedem zur Verfügung stand, der einen Unterstand brauchte.
    An der Tür bestand Eli darauf, dass Reese draußen blieb – offenbar wollte er vermeiden, dass der niedliche blonde Aussie seinem Mädchen zu nahe kam. Mir war es recht so, aber ich sorgte dafür, dass auch Eli selbst im Freien blieb. Wenn dieses Mädchen so zum Bleiben entschlossen war, wie er behauptete, dann würde sie mir das schon selbst und unter vier Augen sagen müssen.
    Ich öffnete die Tür. Im Inneren war es dunkel – das Licht war in dem Moment ausgegangen, in dem wir in Sichtweite der Hütte kamen.
    »Ich gehe nicht zurück«, sagte eine Stimme tief im Schatten. »Sie können gleich wieder umkehren. Ich bin achtzehn, ich kann meine Entscheidungen selber treffen.«
    Von den drei verschwundenen Mädchen waren zwei zwanzig gewesen, und so hatte ich jetzt eine ziemlich klare Vorstellung, mit wem ich redete. Diejenige, die auf der Straße gelebt hatte, um einem Leben voller Misshandlungen und Vernachlässigung zu entgehen.
    »Du bist siebzehn, Adine.«
    »Nächsten Monat achtzehn. Viel besser, wenn Sie sich den ganzen Papierkram sparen und so tun, als hätten Sie mich nie gefunden.«
    »Ich bin keine Sozialarbeiterin. Ich bin einfach jemand, der sich vergewissern will, dass mit dir alles in Ordnung ist.«
    Ich knipste die nächststehende Laterne an. Ein unstetes Licht erfüllte den Raum. Adine saß auf einer Pritsche in der Ecke, das Gesicht hart; ihr Ausdruck teilte mir mit, dass ich, wenn ich sie von hier wegholen wollte, in meinem eigenen Interesse eine kleine Armee hätte mitbringen sollen.
    »Ich weiß, was dir passiert ist«, sagte ich.
    »Ach ja? Neuer Tag, gleiche Scheiße.«
    Ich hielt ihren Blick fest und erkannte den gejagten, verstörten Tierblick wieder. Aber ich selbst war niemals so tough gewesen, so gern ich es auch gewesen wäre.
    »Was dir passiert ist …«, begann ich.
    »Wird Narben hinterlassen.
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