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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman
Autoren: Kelley Armstrong
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wahrscheinlich nicht in einer Verfassung ist, in der sie ans Weggehen denken könnte. Aber ich vermute mal, Teenagerverknalltheit – und Teenagerhormone – könnten bei diesem Akt der Selbstlosigkeit eine Rolle gespielt haben.«
    »Verdammt.« Ich seufzte. »Du hattest recht, es ist wirklich ein bisschen heikel. Ich nehme mal an, das Erste, was man hier tun sollte, ist, einen Blick auf das Mädchen zu werfen.« Ich überprüfte den Geruch des Windes. »Keine Anzeichen dafür, dass Eli noch da ist.«
    »Ich deck dir den Rücken.«
    »Danke.«
    Ich ging weiter, mühte mich ab, in der Ferne eine Hütte zu erkennen, und urplötzlich tauchte sie direkt vor mir auf – ein winziges, tief zwischen den Bäumen verstecktes Blockhaus.
    Ich trat einen Schritt zurück und nahm eine Nase voll Luft. Immer noch keine Spur von Eli. Der Geruch nach Holzfeuer hing in der Luft, aber es kam kein Rauch aus dem Schornstein. Alle Fenster waren dunkel. Ich schlich mich vorwärts, Morgan dicht auf den Fersen. Aber so leise ich mich auch bewegte, er war noch leiser. Ich zögerte und winkte ihn dann nach vorn. Ich verabscheute es, den ersten Platz abzugeben, aber der leiseste Fährtensucher sollte führen.
    Morgan war nicht mehr als ein halbes Dutzend Schritte weit gekommen, als er innehielt, fluchte und mit langen Schritten weiterging.
    »Warte!«, rief ich ihm nach. »Wenn du ihr Angst machst …«
    »Kann ihr keine Angst machen, wenn sie nicht da ist.«
    Er riss die Tür der Hütte auf. Ich spähte um ihn herum in den dunklen, muffigen Innenraum hinein. Den leeren Innenraum.
    Morgan fluchte wieder. Ich stimmte ein. »Wenn sie entkommen ist und jetzt allein irgendwo da draußen ist …«
    Er hatte sich bereits gebückt und sah sich nach Fährten um. Dann schob er sich an mir vorbei und ging draußen in die Hocke. Er bewegte sich vor und zurück, bis er die Fläche vor der Hütte abgesucht hatte.
    »Sie ist nicht allein«, sagte er. »Eli hat sie anderswohin gebracht. Erst in der letzten Stunde. Ich hab versucht, ihr nicht zu nah zu kommen, aber ich wollte doch einen Blick auf sie werfen, sicherstellen, dass sie nicht gebissen worden war.«
    Mein Magen verkrampfte sich. »War sie?«
    »Nee. Der Typ hat seine Fäuste eingesetzt, nicht seine Zähne – zum Glück. Aber Eli muss meine Spur gefunden haben. Er hat gewusst, ich würde wieder vorbeikommen und nach ihr sehen.«
    Schnee knirschte in einiger Entfernung. Morgan fuhr herum, richtete sich auf und hob den Kopf, um den leichten Wind aufzufangen.
    »Ist aus unserer heiklen Situation jetzt ein Problem geworden?«, rief Clay uns zu, als er aus dem dichten Wald hervortrat, gefolgt von Antonio, Nick und Reese.
    »Nur ein kleines Problem, hoffe ich«, sagte ich.
    Während ich erklärte, folgte Morgan der Fährte ein Stück weit; dann kam er zurück und berichtete, dass sie in den nächsten Bach führte … und verschwand.
    »Er ist durchgewatet. Was ich vorschlagen würde …«, begann Morgan; dann bemerkte er die Gesichter der anderen, die samt und sonders zu mir gedreht waren. »Oder vielleicht auch nicht …«
    »Wir teilen uns in Paare auf«, sagte ich. »Wenn jemand anderes als ich ihn findet, holt Verstärkung. Ich habe schon mit ihm geredet, also weiß ich, wie man da vorgeht. Wenn ihr den anderen Wandlern begegnet, sagt ihnen, ihr seid mit mir zusammen – und dass wir getan haben, was sie wollten. Und jetzt die Gespanne …« Ich wandte mich an Reese. »Wie bist du im Fährtenlesen?«
    Er öffnete den Mund, und sein Kinn hob sich etwas; er war unverkennbar im Begriff zu sagen, dass er als Fährtenleser ungeschlagen war. Dann warf er einen Blick zu Nick hinüber und sagte: »Nicht übel.«
    »In Ordnung, du kommst mit mir. Nick geht mit Antonio. Clay? Du und Morgan?«
    Clay nickte. Morgan warf einen wachsamen Blick in seine Richtung.
    »Hm, ich würde wirklich lieber mit …«, begann er; dann sah er sich nach den anderen um, die bereits im Aufbruch begriffen waren.
    »Beziehungsweise, ich nehme an, es kommt nicht weiter drauf an, was ich will, oder?«
    »Sorry«, sagte ich. »Aber so funktioniert es am besten. Du konzentrierst dich auf die Fährte; er deckt dir den Rücken.«
    Und wir trennten uns.

41 Entscheidungen
    I ch würde lügen, wenn ich jetzt nicht darauf hinwiese, dass ich Reese mehr seiner Gesellschaft als seiner Fährtensucherkünste wegen ausgesucht hatte. Er hatte nicht viel gesagt, seit er dazugestoßen war. Unter den gegebenen Umständen war das nicht
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