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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman
Autoren: Kelley Armstrong
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weiter überraschend, aber ich wollte mich vergewissern, ob mit ihm alles in Ordnung war. Ich fühlte mich … ich weiß nicht recht, wahrscheinlich verantwortlich, nachdem ich es gewesen war, die ihn zu den Sorrentinos geschickt hatte.
    »Was machen deine Finger?«, fragte ich, als wir an dem Bachlauf entlanggingen und versuchten, Elis Fährte wiederzufinden.
    »Immer noch ab«, sagte er. »Jeremy hat das prima vernäht und mir Schmerzmittel mitgegeben, es geht also bloß noch darum, mich dran zu gewöhnen, dass sie nicht mehr da sind. Ich mache dauernd Murks, wenn ich sie einsetzen will. Aber es wär noch schlimmer, wenn ich die ganzen Finger verloren hätte. Und wenn ich schon zwei zum Teil los bin, dann besser die beiden als Teile von Daumen und Zeigefinger. Und besser zwei Finger als die ganze Hand. Besser einen Teil von meiner Hand als das Leben …« Ein schiefes Lächeln. »Ich versuch’s positiv zu sehen.«
    »Es tut mir leid, dass es passiert ist. Wenn wir gewusst hätten, dass in Anchorage noch mehr Mutts unterwegs sind …«
    »Und wenn ich mal lang genug stehen geblieben wäre, um dir zuzuhören … Oder wenn ich versucht hätte, mich beim Rudel zu melden und die Sache zu erklären, statt dauernd wegzurennen … Oder wenn ich mich gar nicht erst mit diesen Versagern zusammengetan hätte … Ich bin ziemlich sicher, den Mist hab ich mir ganz allein selbst eingehandelt. Ihr Typen seid toll gewesen.« Er fing meinen Blick auf. »Wirklich toll.«
    Ich bückte mich, um einen Geruch zu überprüfen, aber es war nur ein Bär. »Nick sagt, du willst nach wie vor nicht zurück nach Australien?«
    Reese verspannte sich, und ich wusste, dass ich in dieser Sache nichts aus ihm herausbekommen würde – auch in absehbarer Zukunft nicht, musste ich annehmen.
    »Nein«, sagte er. »Ich bleibe hier.«
    »Irgendwelche Ideen, was deine Zukunft angeht?«
    »Antonio hat mir einen Job angeboten.« Er beugte sich vor, schnupperte an etwas, rümpfte dann die Nase und schüttelte den Kopf. »Einen Studentenjob, die Sorte, für die er sonst in den Sommerferien College-Jungen anheuert. Ich überlege mir, ob ich’s mache.« Ein Seitenblick in meine Richtung, um meine Reaktion einzuschätzen.
    »Klingt gut.«
    »Es ist befristet«, fügte er hinzu, so, als begänne er gerade zu hoffen, dass es das vielleicht nicht war. »Antonio sagt, ich kann so lange bei ihnen unterkommen, ein paar Arbeiten im Garten erledigen, vielleicht im Gästehaus wohnen. Die sind phantastisch gewesen zu mir. Antonio ist fair, und Nick …« Er lächelte. »Nick ist cool. Es ist nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Das Rudel.«
    »Das ist gut«, sagte ich.
    Und es war gut. Ich war schon zuvor auf den Gedanken gekommen, dass Reese sich gut einzufügen schien – befolgte Anweisungen, erledigte seinen Teil, war noch jung genug, um sich anzupassen. Die Sorte Rekrut, die das Rudel brauchen konnte. Das allerdings sprach ich nicht aus. Es war noch zu früh dafür, und er hatte nicht vor, gleich wieder zu verschwinden. Sollte er sich eingewöhnen und dann vielleicht bleiben.
    Als ich die Fährte fand, pfiff ich nach den anderen. Ja, sicher, ich hatte gesagt, ich könnte dies auch allein erledigen, aber damit hatte ich lediglich gemeint, dass ich keine Zeit mit der Suche nach ihnen verschwenden würde. Für ein paar Pfiffe hatte ich genug Zeit. Aber als niemand antwortete, machten Reese und ich uns wieder auf den Weg und folgten der Fährte.
    Wir waren noch nicht weit gekommen, als ein Schwall eisiger Luft an uns vorbeifegte und mit ihm ein schwerer muffiger Geruch.
    »Was zum Teufel ist denn das?«, fragte Reese, während er sich die Nase rieb.
    Bevor ich antworten konnte, kam eine massige Gestalt aus dem Wald geschlurft, blieb in einer Entfernung von sieben Metern stehen und drehte sich nach uns um.
    »Was um alles in der Welt …?«, sagte Reese.
    Das Wesen richtete sich auf; der Schatten, den es jetzt warf, reichte bis zu unseren Stiefelspitzen.
    »Heiliger Bimbam!«
    Das Wesen ließ sich auf alle viere fallen und stürmte los. Reese packte mich am Ärmel und versuchte, mich aus dem Weg zu reißen. Als ich mich nicht von der Stelle rührte, versetzte er mir einen Stoß vom Pfad herunter und stürzte an mir vorbei zwischen die Bäume. Ich kehrte in aller Ruhe auf den Pfad zurück.
    Das Wesen brüllte … und donnerte an mir vorbei. Dann drehte es sich um und scharrte drohend mit dem Vorderfuß; Dampf strömte aus seinen Nüstern.
    »Eli«,
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