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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03
Autoren: Karl Bleibtreu
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Kitchener und French vorher Inspektionsreisen zu König Albert und Kriegsminister Broqueville. Selbst ein Belgier lacht wohl über die Frage, ob Belgien sich einem Entente-Durchmarsch überhaupt oder nur annähernd so widersetzt hätte wie den Deutschen. Ob die Invasion ein »Verbrechen« war, überlassen wir dem verständnisvollen Urteil, jedenfalls war dies militärisch die einzige Rettung, wie damals Friedrichs Einfall in Sachsen. Die in Brüssel gefundenen Dokumente hatten eine verzweifelte Ähnlichkeit mit den damals im Dresdener Archiv entdeckten.
    Die Vorstellung, die wahrlich nicht an überflüssigem Mut leidende »Wilhelmstraße« habe übermütig im denkbar ungünstigsten Augenblick die ganze Welt herausgefordert, können nur Kindsköpfe beherbergen. Frankreich wollte Elsaß-Lothringen, Rußland Ostpreußen, Posen, Galizien, Konstantinopel gewinnen, England die deutschen Kolonien, Flotten, Konkurrenzhandel beseitigen, Italien, Serbien, Rumänien erstrebten Zerstückelung Österreichs, außerdem schwebte noch Zerstörung der Türkei als Kriegsziel vor. Was hatten Deutschland und Österreich zu gewinnen, um dafür einen Weltbrand zu entzünden? Warum einige deutsche Lumpen sich ein Schuldbekenntnis erpressen ließen, sieht doch ein Kind. In Rußland wußte man schon im Mai, es gäbe Krieg, wegen unablässiger Truppenverschiebung. Bonals »La Verité« scheut nicht den furchtbaren Satz: »Rußland benahm sich so, als ob es den Serajewomord und die daraus notwendig entspringenden Folgen vorher gewußt hätte.«
    »Gott strafe England!« Hohngrinsend bat der teuflische Haß der Gallier und Slawen, ihnen doch auch ihr Teil zu gönnen, die auf Deutschlands völlige Vernichtung sannen. Selbst die Profitwut der englischen Handelskonkurrenten teilte nicht den Schmerz der Jingo-Albionisten, daß ihre Losung Germaniam esse delendam nicht leicht in Erfüllung ging. So kräftig der Daily Liar über Fair Play triumphierte, war den Briten nicht wohl bei der Sache. Gott hat viel zu strafen an England wie an Deutschland, doch deutsche Geschichte lehrt nur: Gott strafe Frankreich ! Wenn Pariser Damen den Negerliebsten aufs Herz binden, recht viel Bochesköpfe abzuhacken, so marschiert man an jener Spitze der Zivilisation, auf der blutige Trophäen nicken wie auf den Picken der Septembriseurs. Knietief im Schmutz der Lüge watend, belehrte die Schandpresse die sittlich entrüsteten Menschenfresser des Kongo, daß die Hunnen den Frauen die Brüste abschneiden, besonders die wilden Völkerschaften der Bayern und der in Sibirien hausenden Pommern. Barnum wollte demnächst aufgespießte Kinder vorführen zu fixem Eintrittspreis, 1 Dollar pro Ochse, und der famose Film »Kriegsfackel in Amerika« die Transatlantier warnen, daß demnächst die Pickelhaubenträger in Luftschiffen die höchsten Wolkenkratzer anzünden. Satan heißt nicht umsonst Vater aller Lügen, Gottes Mühlen mahlen oft allzu langsam. Wer stopft solche Krötenmäuler mit ihrem eigenen Unrat? Die Lügenpropaganda züchtete Leichtsinn und Übermut, man trieb Raubbau an der Zukunft und untergrub das eigene Ansehen durch endlose Prahlerei, die immer wieder in Rauch aufging. Doch wer berechnet das Schicksal, wie seltsam waltet das Walkürenlos, das wahllos Ruhm- und Todesgaben verstreut! Hätten die heldenmütigen Westfalen ahnen können, daß ihre schwerste Prüfung noch bevorstand, nicht an der Lys, sondern an der Ruhr! So scharf schießen die Preußen nicht, wie Neger auf blonde Mädel scharf sind.
    Der Operettengeneral Garibaldi, Sohn des sonderbaren Nationalhelden mit dem deutsch-langobardischen Namen, beschwerte sich in den Argonnen über schlechte Behandlung seitens der Herren Franzosen. Doch das erfuhr ja schon der alte Garibaldi selber, der sich als Retter Frankreichs bei Dijon aufspielte und in seiner Eitelkeit nicht ahnte, daß der gallische Dünkel solche Hilfeleistung des verachteten »Brudervolkes« als Beleidigung empfindet. Kein Fußtritt stört die Dynastie Garibaldi und andere italienische Gimpel in ihrer kindlichen Affenliebe für die Fratellanza mit dem großen Bruder, der so wenig Verwandtschaft fühlt, sintemal Gallier und Italiker nicht einen Tropfen gemeinsamen Blutes haben, es sei denn germanische Blutmischung dort durch Franken, hier durch Langobarden und Goten! Die Tollheit solcher Unwissenheit über eigene Rassentradition! Da läuft eine große Nation schweifwedelnd hinter einem fremden bösen Nachbar her, den sie geschichtlich nur als
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