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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03
Autoren: Karl Bleibtreu
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Zukunft des Reichs peinlich belasten.
    In technischem Fortschritt gegenseitiger Anschauungsunterricht: nachdem England ein Zetermordio über barbarische Kriegführung aufschlug, verlegte es sich selbst auf Vergasung mit dem alten Motto englischer Politik: »Ich tue das Böse und schreie selbst zuerst.« Als Einführung zum Studium der Humanität platzten Frankreichs Stinkbomben mit Brechreiz erzeugenden Explosivstoffen, die in Flammen aufgingen. Warum sich also erbosen über den Einschlag deutscher Flammenwerfer, die mit Schlimmerem aufwarteten? Keiner hatte dem Anderen etwas vorzuwerfen, folgte unerrötend den Spuren des Mädchens aus der Fremde, das sich Technik nannte und »verbotene« Gaben vorrätig in der Schürze trug. Doch es gab wirklich Hunnisches, das uns Barbaren Grauen und Ekel einflößte: In wilder Wut bauten oft die Gallier als Brustwehr am Grabenrand die Leichen ihrer Kameraden auf, und die Briten, denen man dies nicht zutrauen sollte, mauerten gleichfalls manchmal die eigenen Gefallenen als Kugelfang ein. Seelischer Schmutz pietätloser Rohheit entsprach bei den feinen Westvölkern ihrer physischen Unsauberkeit. England verbreitete Seife und Waterclosets über den Erdball, doch der mit Übersauberkeit prunkende Gentleman nennt sein Volk »die ungewaschene Menge« ( unwashed many ), und französische Schweinerei kann sich Deutschland, das neben Japan reinlichste Land der Welt, gar nicht vorstellen. Auch Tommy hinterließ aber seines Geistes Hauch in verpesteten Laufgräben, wo weggeschleuderte Hirschfänger, Tornister, Verbandzeug und selbst zahllose Dumdumgeschosse im Dreck herumlagen. Pfui Teufel, wie stinkt diese Hexenküche der Kultur und Humanität!
    Und doch! Trotz elender Prahlsucht in den Spalten aller tonangebenden Londoner Presseausschleimung, standen die Briten bei Ypern »wie bei Waterloo« ober besser. Wellington kündete einst W. Scott bissig an: »Nicht jeder war ein Held bei Waterloo«, gab grimmigen Tagesbefehl über dortige Feigheit vieler englischer Offiziere und Soldaten, schrieb einen Zornbrief über seine fälschlich gepriesene Artillerie. Hätte French so sein Heer anklagen dürfen? Nein, im Weltkrieg erwies sich die Leistungsfähigkeit des angeblich »verwöhnten« Geschlechts bei allen Völkern moralisch und physisch der Vergangenheit überlegen. Um so widriger das Hetzen schwarzer Sklaven gegen die »Barbaren«. Das arme Vieh schmeichelte sich noch damit, für die sog. Zivilisation verenden zu dürfen. Versoffene Scheichs verschworen sich, sie durch Massakrierung aller deutschen Wilden zu retten, die ältesten Neger – nie waren Sterbliche greiser und weiser – sträubten ihr Wollhaar über Hunnengreuel. Auch Südseeinsulaner ließen sich nicht lumpen. Ein edler Fürst dieses Landes beglückwünschte den König Georg, der verdutzt fragte: »Wer ist Goethe?«, er möge alle Huns auffressen. Die Tinte errötet über so scheinheilige Schande der Menschheit. Wenn die Schwarzen sich zu Tausenden am Boden wälzten und zu ewiger Ruhe kamen, bimmelten über ihnen die christlichen Sonntagsglocken.
    Ja, kein Christentum, doch mehr als Römermut, Monate lang Tag und Nacht auf gleichem Schlachtfeld durchzukämpfen wie bei Arras, Verdun, an der Somme; welches Heer der Vergangenheit vermochte Gleiches! Aber wozu dies Heldentum? Die Bestialität wird sich gleich herrlich offenbaren. Zu ohnmächtigen Wutausbrüchen, weil die Dinge nicht nach Wunsch verliefen, gehörte auch feige Mißhandlung der Elsässer Zivilbevölkerung, Austreibung von Frauen, Kindern, Greisen. Vorübung für die Schandtaten im Saar-, Rhein- und Ruhrgebiet mitten im Frieden! Über deutsche Gase heuchelte man weiter, weil die eigene Stinkerei zu wenig Teufelei erwies. Ausstattung der Flieger mit scharfen Pfeilen war mehr theoretische als praktische Grausamkeit, doch den Bethlehemitischen Kindermord in Karlsruhe und andere Fliegerschuftereien über sieben offenen Grenzstädten pries »Havas« als ›großartigste Leistung, die je in Lüften vollführt‹. Als deutsche Flieger aber am befestigten Nancy und der Großfestung Paris Vergeltung übten, erhob sich klägliches Gewimmer mit Krokodilstränen wie von »tränenerzeugenden Gasgranaten«. Die Nationalfranzosen übertrafen noch die Neger im Niedermetzeln überrannter Grabenbesatzungen. Im Franzosen schlummert der Sadismus, jede Niedertracht der Menschennatur kommt zum Vorschein, wenn das Brennusschwert als Nettoyeurmesser sich gegen »Hunnen« alles erlauben darf. Nur
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