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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03
Autoren: Karl Bleibtreu
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und Feldherr Linsingen nicht gebührend in den Vordergrund treten, und indem Gallwitz (man sagt: ein tafelliebender Herr) und gar Eichhorn ungebührlich beweihräuchert. Deimlings gekränktem Ehrgeiz darf man heute nichts vorwerfen, denn er hätte ebenso gut Armeechef spielen dürfen wie mancher andere. Nur wegen Erkrankung Eichhorns erhielt Kronprinz Wilhelm die 5. A., also keineswegs aus dynastischen Gründen, ihm gab es ein glücklicherer Zufall. Sein Verdienst ins rechte Licht zu stellen, war uns besondere Aufgabe, zumal seine vornehme Bescheidenheit nie die Ansprüche erhob, die ihm zukamen. Daß uns dabei wahrlich kein byzanthinisches (allerdings patriotisches) Gefühl leitet, brauchen wir nicht versichern. Wenn wir den kindischen Nimbus des »großen Kluck« zerstören, so muß man es, wo persönliche Motive ganz ausgeschlossen, uns zu gute halten, angesichts des unberechenbaren, angerichteten Schadens.
    Da er schon nach 3 Monden für immer abtrat, schien ihm nie mehr versöhnende Sonne nach strategischer Umnachtung, das mag man bedauern, doch das Vaterland hat sich nur mit Ingrimm der Folgen zu erinnern. Historische Kritik richtet sich nie gegen die Privatperson, sondern deren geistige Mißbräuche. Sonst dürften blamierte Generale noch gar zum Kadi laufen, wie man einst dem Hauptmann Hoenig die Uniform aberkannte, weil er sich wegen wissenschaftlicher Kritik nicht duellieren wollte. Noch 1806 begünstigte der König jede objektive Rüge gegen unfähige Generale; heute möchte man als geschlossene Klasse jede öffentliche Beurteilung schadhafter Heerführer ablehnen. Vermutlich gilt auch jede Antastung eines berühmten Rivalen von Hindenburg und Ludendorff im Osten als Sakrileg und doch erlaubten sich Unberufene, Ludendorffs rechtes unermeßliches Verdienst in den Staub zu treten.
    Wir sind nicht unfehlbar. Sind unsere Divinationen falsch, so widerlege man sie gründlich mit der Feder. Man wird sich aber höchstens bemühen, durch Neben- von Hauptsachen abzulenken. Waren z  B. 2., 3., 4. K. am Grand Morin, so täuschten uns die V. L. Ändert dies etwa daran, daß kampflose Loslösung dann unmöglich, wenn man schon so weit südlich stand? Und wenn so, war angeblicher Vorbeimarsch an Paris nicht grobe Gehorsamsverweigerung gegen Moltke und Rückmarsch ein grober taktischer Fehler mit Zeit- und Kraftverschwendung, war denn nicht vielmehr Losschlagen am Morin geboten? Wir handeln also eher in Klucks Interesse, wenn wir diese Legenden für Spiegelfechterei erklären. Ist unsere Ausstellung falsch, daß der Feind nicht am 9. abends oder 10. früh die nördliche Marne überschritt, entschuldigt dies bei vorhandener Deckung durch Kav. K. 5. D. 34., 25. Br. den sinnlosen Rückzug Klucks? Selbst wenn wir im Einzelnen Irrtümer begingen, was wir nicht glauben, bleibt im Endergebnis der Kritik alles beim Alten. Kluck und im höheren Sinn ein von äußeren Erfolg begleiteter Matador im Osten mögen persönlich die vortrefflichen Kriegsmänner sein, deshalb aber noch keine Feldherrn! Sie ließen sich den Scheinlorbeer gefallen, daher dürfen wir ihn zerzausen, wie es sogar das R. Arch. am »berühmten« Bülow tat. Wir tun einfach unsere Pflicht als vaterländischer Historiker.
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