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Bis Zum Letzten Tropfen

Bis Zum Letzten Tropfen

Titel: Bis Zum Letzten Tropfen
Autoren: Charlie Huston
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in meinen Nasenlöchern. Scharfes, starkes Gift.
    Das Vyrus.
    Ich dränge mich durch die Menge, überquere auf der Fährte des Geruchs in Zickzacklinien die Straße. Dann stoße ich darauf. Die Luft ist geschwängert davon.
    Der Trottel vor mir folgt offensichtlich einer ähnlichen Fährte, allerdings hat er es auf eine andere Art Beute abgesehen. Er sucht nach einem Opfer, das sich im Suff von der Herde getrennt hat und eine falsche Straße hinunterstolpert, direkt auf eine dunkle Ecke zu, in der alle möglichen üblen Dinge passieren können.
    Ich übe mich in Geduld. Ich warte, bis er zielstrebig geradeaus geht. Wenn er irgendwann aufhört, Schlangenlinien zu laufen und seinen Gestank überall zu verbreiten, ist das ein Zeichen, dass er gefunden hat, wonach er sucht. Der Vollidiot hat tatsächlich die Nerven, in aller Öffentlichkeit auf die Jagd zu gehen wie ein Taschendieb.
    Oder.
    Ach du Scheiße.
    Wer ist hier der Vollidiot?
    Genau. Ich bin’s.
    Es ist nicht nur eine Duftspur in der Menge.
    Es sind mehrere .
    Ein Rudel. Ein beschissenes Rudel, mitten im Getümmel. Ein Rudel Frischinfizierter, das nach dem Spiel auf Raubzug geht. Gemeinsam, ohne Angst und dumm wie Brot.
    Mann, das erinnert mich doch an jemanden.
    An mich selbst nämlich, bevor ich ein paar einschneidende Erfahrungen gemacht habe.
    Ich weiß nicht, wie viele es sind. Ihr Geruch vermischt sich in der stehenden Luft rund um die dahintrottende Menge, ist aber so stark, dass es mindestens drei sein müssen. Oder vier, aber keinesfalls mehr. Wenn sie zu viert arbeiten, kann das nicht lange gutgehen. Früher oder später werden sie sich gegenseitig an die Gurgel springen.
    Also auf keinen Fall mehr als vier. Eher drei. Zwei?
    Das ist Wunschdenken.
    Herr im Himmel, gib, dass es nicht mehr als drei sind.
    Für mehr habe ich nicht genügend Munition. Es sind noch genau drei Kugeln übrig. Drei Kugeln, ebenso viele Dollar und wahrscheinlich auch genauso viele Tage bei einigermaßen guter Gesundheit, bevor ich selbst wieder Blut brauche.
    Also, natürlich nicht mein eigenes Blut, sondern Blut von jemandem, der vielleicht ein, zwei Liter entbehren kann. Aber solche Leute sind rar gesät. Die meisten wollen ihr Blut nämlich selbst behalten. Und andere, Leute wie wir, nehmen alles, was wir in die Finger kriegen können.
    Bis zum letzten Tropfen.
    – Los! Macht schon! Verpisst euch endlich!
    – Leck mich!
    – Ja, leck mich!
    – Gehört diese Scheißstraße vielleicht euch?
    – Ihr macht gleich Bekanntschaft mit der Straße. Ich lass euch nämlich am Bordstein schnüffeln, mit den Händen hinterm Kopf. Wie richtige Gangster.
    – Leck mich!
    Ich drehe mich um und entdecke ein paar Cops, die sich mit vier Jugendlichen rumschlagen, die auf grellen, winzigen Motorrädern durch die Menge düsen. Ihre Knie stehen weit von den nur einen halben Meter hohen Pocket Bikes ab. Die Motoren heulen beständig auf, da sie immer wieder Gas geben, um in Bewegung zu bleiben.
    Der vorderste Cop rückt seinen Pistolengürtel zurecht.
    – Sag das noch mal! Los, komm schon, und ich schieß dich mit meinem Taser glatt aus dem Sattel. Weißt du, was passiert, wenn so ein Taser dich erwischt? Du scheißt dir in die Hose, Kleiner. Du liegst da und schreist mit vollgeschissenen Hosen nach deiner Mami. Mami, Mami. Wie ein Baby.
    Einer der Jugendlichen gibt Gas, so dass die Enden seines Kopftuchs flattern.
    – Taser doch deine Mutter, Mann.
    – Was? Wie war das?
    Die Kids schlängeln sich zwischen Autos und Passanten hindurch, ohne auch nur einmal aus dem Gleichgewicht zu geraten. Sie halten ausreichend Abstand zu den Cops, damit sie schnell abhauen können, wenn den Beamten der Geduldsfaden reißt.
    – Deine Mutter kann sich den Taser in ihre stinkige Muschi stecken.
    Die Cops grinsen fast unmerklich, als sie langsam vorwärtsgehen und die Jungs von der Menge abdrängen, die aus dem Stadion strömt. Sie genießen die Ablenkung. Und ganz offensichtlich sind sie sich nicht zu schade, diesen Rotznasen ihre kleinen Fressen zu polieren, sollten sie sie in die Finger bekommen.
    Der Cop an der Spitze spielt mit dem Griff seines Schlagstocks und reckt das Kinn in Richtung seines Partners.
    – Der kennt deine Mutter offensichtlich nicht, Olivera. Sonst wüsste er nämlich, wie gut ihre Muschi riecht.
    Olivera streckt ihm den Mittelfinger entgegen.
    – Nicht so gut wie mein Schwanz, wenn man deiner Mutter glauben kann.
    Der Kopftuchjunge stellt sich auf die Fußrasten.
    – Ihr Cops
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