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Bis zum letzten Mann

Bis zum letzten Mann

Titel: Bis zum letzten Mann
Autoren: Loren Coleman
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brauchte Eisenfausts Kopf nur ein wenig zu ducken, um ins Innere zu treten. Man sah der Halle die Spuren des Umbaus noch immer an, bei dem der Boden des ersten Stocks mittig herausgerissen worden war. Doch das störte sie nicht.
    Die beiden VV1 Ranger drehten ab und suchten sich freie Parkplätze an einer der Seitenwände. Ein Tech in leuchtend orangefarbenem Overall schwenkte zwei Leuchtstäbe und dirigierte Tamara zu einem freien Wartungskokon. Mit seinen Signalen half er ihr, in der engen Umgebung der Halle sicher zu manövrieren. Schließlich kreuzte er die Stäbe über dem Kopf - zum Zeichen, dass sie in Position war.
    Dankbar fuhr Tamara den Fusionsreaktor herunter und leitete die Abschaltung Eisenfausts ein. Sie stöpselte sich aus den Steuersystemen aus und schälte sich aus der Pilotenliege.
    Die Kühlweste verschwand in einem Staufach, das in die Rückenlehne eingebaut war, der Neurohelm in einem Fach über dem Sitz. Dann griff sie sich einen leichten Overall und zog ihn über die spärliche Cockpitbekleidung aus Stiefeln, Slip und knappem Oberteil. Sie schloss die Druckverschlüsse an Knöcheln und Handgelenken, dann entriegelte sie die Cockpitluke und schwang sie auf.
    Der Gestank von Schmierfett und Schweißarbeiten schlug ihr entgegen. Die Techs hatten das Gerüst noch nicht an den Mechrumpf gefahren, also ließ Tamara die Kettenleiter aus dem Kopf des Wolfshund hinab. Sie stieg zu Boden und ließ sich den letzten Meter fallen. Sie landete in der Hocke vor Oberstleutnant Alexia Wolf.
    »Wolf«, seufzte Tamara und richtete sich auf. Dann fügte sie verspätet ein »gnä' Frau« hinzu.
    Wolfs Lächeln war obligatorisch. »Willko mm en daheim, Kommandantin.«
    Die beiden Frauen beäugten einander argwöhnisch. Alexia Wolf war sechs Zentimeter kleiner als Tamara, mit weich fallendem, braunem Haar und einer athletischen Figur. Sie trug grundsätzlich kein Make-up, was ihrer harschen Schönheit jedoch nichts n ahm und den einschüchternden Eindruck eher noch verstärkte. Instinktiv griff sich Tamara in die schwarzen Locken, um etwas von dem Schaden zu beheben, den der Neurohelm an ihrer Frisur angerichtet hatte.
    »Landgraf Kelswa schickt mich«, verkündete Wolf in der gängigen Verkürzung seines Namens. »Ich soll die Daten abholen, die Sie mitgebracht haben.«
    »Tatsächlich?«, fragte Tamara. Sie hatte das Gefühl, der Datenchip mit den auf Towne geborgenen Informationen brenne ein Loch in ihre Tasche. Die Aufforderung traf sie ins Mark und erschien ihr aus verschiedenen Gründen unangebracht, insbesondere weil Alexia Wolf nicht Teil ihrer Befehlskette war. »Wir haben von den Angriffen der Jadefalken gehört. Ich hätte gedacht, das mache unsere Daten zu Informationen von sekundärer Bedeutung.«
    »Informationen sind niemals sekundär. Wissen ist Munition, Kommandantin.«
    Tamara nickte. Sie erkannte den alten lyranischen Militärwahl spruch. »Trotzdem würde ich sie lieber persönlich übergeben. Ich habe mit Jasek - mit dem Landgrafen - etwas Dringendes zu besprechen.«
    »Das könnte ich ebenfalls für Sie weiterleiten«, bot Wolf an. »Falls Sie ein persönliches Treffen wünschen, teilen Sie dies Oberst Petrucci mit.«
    Tamara fletschte die Zähne. Alexia Wolfs Beförderung zur Kommandeurin der Tharkanischen Ulanen, der dritten und unerfahrensten Einheit des Sturmhammers, hatte für reichlich Unruhe gesorgt. Soweit es Tamara Duke betraf, hatte Wolf kein Recht auf eine Befehlsposition. Sie war kein Mitglied des früheren Republikmilitärs - wie Tamara und der größte Teil des Sturmhammers. Und sie war auch nicht von einer der nahen Welten des Lyranischen Commonwealth Jaseks Ruf gefolgt.
    Alexia war eine freigeborene Nachfahrin von Exilwolfsclannern, die eine MechKrieger-Ausbildung durchlaufen, aber ihren Positionstest vergeigt hatte. Sie hatte die Wolf-Enklave auf Arc-Royal in Schande verlassen und war durch den lyranischen Raum in die Republik gereist. Glück oder Schicksal, egal wie man es nennen wollte, hatte sie gerade zu dem Zeitpunkt auf Skye stranden lassen, als Jaseks Konfrontation mit Duke Gregory plötzlich Bedarf für Krieger nach sich zog.
    Tamara hatte nur schwer hinnehmen können, dass der Landgraf Des Archons Schild den Vorrang vor den Rangers gegeben hatte. Dass jetzt auch noch eine Frau, die in einem regulären Militär ausgesiebt worden war, allein ihrer exotischen Herkunft wegen verdienten Kriegern vorgezogen und befördert wurde, das überschritt fast das Maß des
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