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Bis zum letzten Mann

Bis zum letzten Mann

Titel: Bis zum letzten Mann
Autoren: Loren Coleman
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fünfunddreißig Tonnen Metall und Myo-mergewebe aufrecht zu halten. Hätte der Stabilisator nicht noch halbwegs funktioniert, hätte der Wolfshund Cheops auf der Ladefläche eines Bergungsfahrzeugs erreicht.
    Stattdessen übertrug der Bordcomputer die seitliche Neigung der Maschine durch den wuchtigen Neurohelm in Tamaras Gehirn, und ihr natürlicher Gleichgewichtssinn erzeugte ein Ausgleichssignal. Mit Hilfe dieses Signals kalibrierte der Mech die Bewegungen seiner riesigen Arme und Beine. Er justierte im Kampf minimal die Zielerfassung ihrer Waffen. Und erzeugte eine konstante Rückkopplung zwischen ihrem Gehirn und dem Gyroskop. Schlurfen, Schritt ... Schlurfen, Schritt. Das gequälte Aufheulen des Gyros und das gelegentlich knirschende Zittern des BattleMechs steigerten die Wut nur noch, die seit dem Verrat tief in ihrem Innern brodelte.
    Es war eine im Grunde einfache Mission gewesen. Ein Erkundungsangriff auf Towne, eine der wenigen Welten, die im zweiten Jahr des Blackouts noch über eine funktionstüchtige HPG-Station verfügte. Landen, alle verfügbaren Informationen herunterladen und Jaseks Propagandabotschaft als Endlosschleife in so viele lokale Sender wie möglich einspeisen. Der Sturmh amm er führte eine ganze Reihe ähnlicher Missionen in mehreren Präfekturen durch, ihren Auftrag aber hatte sie von Landgraf Jasek Kelswa-Steiner persönlich erhalten.
    Er hatte lehrbuchmäßig salutiert, ihr danach einen Augenblick länger als nötig die Hand geschüttelt. Die Erinnerung an Jaseks Händedruck hatte sie während der eintönigen Wochen des Raumflugs und der angespannten dreiundneunzig Minuten gewärmt, die ihre Mission gedauert hatte.
    Dann hatte sie in der verwirrten Panik die Erinnerung daran verloren, als ihre eigenen Leute das Feuer auf sie eröffnet und den Wolfshund fast zerstört hatten.
    Aber sie würde Jasek wiedersehen und sich ihr Recht verschaffen. Die Besatzung des Sturmhammer-Panzers, der auf sie gefeuert hatte, war tot, ihre Leichen zurückgelassen im lodernden Wrack des Fahrzeugs. Der Mann, den sie verdächtigte, den Anschlag auf ihr Leben organisiert zu haben, befand sich in ihrem Fadenkreuz.
    Genau genommen hing ihr Fadenkreuz auf dem VV1 Ranger, in dem Hauptmann Vic Parkins, ihr
    Stellvertreter, mitfuhr. Parkins, der nie die geringste Vorschrift übertrat, aber irgendwie immer in der Nähe war, wenn irgendwo etwas schief ging. Außerhalb der Einsätze freundete er sich mit vielen der rangniedrigeren Offiziere an. Im Feld ließ er es sich nicht nehmen, jede ihrer Anweisungen mehrfach an die unteren Ränge weiterzugeben, und erweckte damit den Eindruck, er würde die 2. Kompanie der Lyranischen Ranger befehligen, nicht sie.
    Es hätte nur eines Augenblicks bedurft, die Waffen scharf zu machen und den VV1 in die Luft zu jagen, doch der Fahrer war möglicherweise unschuldig. Außerdem vermutete sie, dass Jasek Parkins selbst verhören wollte, um mögliche weitere Verräter innerhalb des Sturmh amm ers zu entlarven.
    Früher oder später würden sie und Jasek ein unschlagbares Team bilden, das wusste Tamara.
    Sie näherten sich dem Ersten Hang und Tamara konzentrierte sich noch stärker auf die Lenkung der angeschlagenen Eisenfaust. Es war nicht leicht, den relativ steilen Hang zu erklimmen, und sie war gezwungen, den Wolfshund etwas seitlich zu drehen, um das Hauptgewicht auf das stärkere linke Bein legen zu können, das sich so immer tiefer am Hang befand als das rechte. Cheops war auf drei Seiten eines Berges erbaut, und jeder der fünf übereinander liegenden Hänge war perfekt begradigt. Das Ergebnis schien atemberaubend: Wer auf dem Raumhafen südlich von Cheops eintraf, sah eine Stadt wie eine antike Pyramide. Gouverneur Paolo und Legat Lo-renzo, die politischen und militärischen Autoritäten Nusakans, residierten auf dem Fünften Hang, an der Spitze der Pyramide. Sie hatten auch Jasek und den hohen Offizieren des Sturmhammer eine Unterbringung dort oben angeboten, aber der Landgraf hatte dankend abgelehnt. Das GioAvanti-Industriegelände auf dem Ersten Hang bot alles, was der Sturmhammer benötigte, von Wohnungen und Restaurants über Büros, die jetzt als Verwaltungs- und Ausbildungsräume fungierten, bis zu riesigen Lagerhallen, umfunktioniert zu Mech- und Fahrzeughangars und Werkstätten.
    Sie bog auf einen leeren Parkplatz ein, der jetzt als Paradeplatz des Sturmhammer diente, und hielt geradewegs auf eine dieser Hallen zu. Die gewaltigen Tore öffneten sich bereits, sie
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