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Bis zum letzten Mann

Bis zum letzten Mann

Titel: Bis zum letzten Mann
Autoren: Loren Coleman
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Perfektion erwarten.«
    Vor ihm stand ein Whiskeyglas mit zwei Fingerbreit bernsteingoldener Flüssigkeit auf dem Schreibtisch. Er beugte sich vor, streckte die Hand an dem Glas vorbei zur Fernbedienung aus und spielte die Geschützkameraaufzeichnung weiter ab. Und er ließ das schmale Gerät verführerisch schräg liegen, weil er wusste, dass er seinen Freund damit ärgern konnte.
    Auf dem Trivid wechselte das Bild. Die an der Unterkante des Bildschirms vorbeiziehende Schrift teilte ihm mit, dass es sich um die Kamera eines Ha-sek -Schützenpanzers handelte. Mehr Nebel. Ein Schatten wurde größer und verdichtete sich zu dem Greif, der Sekunden zuvor im Gefecht gestanden hatte. Der fünfundfünfzig Tonnen schwere Kampfkoloss war am linken Bein und der rechten Seite von Lasertreffern gezeichnet, und die in einem früheren Schlagabtausch beschädigte Panzerung über der linken Schulter ragte in scharfkantigen Bruchstücken nach oben. Auf der rechten Schulter war eine Lafette mit Langstreckenraketen erkennbar. Die Lichtwerfer in der Torsomitte und an der Außenseite des rechten Arms wirkten intakt. Der >Kopf< des Battle-Mechs zeichnete sich durch ein im Halbkreis um das Cockpit laufendes Kanzeldach aus mehr als acht Quadratmetern Panzerglas aus. Falls der 360°-Sichtschirm in der Kanzel ausfiel, hatte der Pilot durch das Kanzeldach eine bessere Direktsicht auf die Umgebung als in nahezu jedem anderen Mech-
    t yp.
    Der normalerweise über neun Meter hohe Battle-Mech hielt sich geduckt und drehte sich hin und her, als erwarte der Pilot jeden Augenblick einen weiteren Angriff. Jasek versuchte sich vorzustellen, wie Fal-hearsts Sichtprojektion aussehen musste: ein Gewirr aus Symbolen und Kennungen. Wie war der Mech-Krieger auf die Idee verfallen, sich angesichts eines entschlossenen Angriffs und abgeschnitten vom Landungsschiff des Sturmhammers neu zu gruppieren?
    Jasek sah zwei Trupps Läuterer-Kröten aus dem Hasek steigen. Die gepanzerte Infanterie schwärmte vor dem Greif aus, wobei ihre mimetischen Rüstungen eine perfekte Tarnfärbung an nah m en. Nur die Bewegung der Gräser und Büsche verriet ihre Position, als sie langsam vorrückten, um mögliche Angreifer aufzuspüren. Langsam, zu langsam, bewegte sich die Verbundwaffenlanze weiter. Er sprach es aus.
    »Hier ist nicht V und VI«, erinnerte ihn Niccolö und bezog sich dabei auf die beiden an die Konföderation Capella grenzenden Präfekturen der Republik. »Hier ist es seit über vierzig Jahren nicht mehr zu echten Kampfhandlungen gekommen. Das zumindest hat Devlin Stone erreicht.«
    »Ist ja toll. Und wo ist Devlin Stone jetzt?«, fragte Jasek. Es war eine rhetorische Frage, auf die er keine Antwort erwartete, und Niccolö gab ihm auch keine.
    Natürlich waren sie beide mit Devlin Stones >Lei-stungen< groß geworden. Mit seinem möglicherweise verdienten Ruhm als der Kriegsheld, der die Innere Sphäre vor dem Heiligen Krieg der Blakisten gerettet hatte. Mit der Errichtung der neuen Republik der Sphäre und ihrer Politik der Friedensstiftung durch wirtschaftlich erzwungene Entwaffnung und die Integration der Kulturen.
    Jasek hatte diese Lektionen nicht nur in der Schule zu hören bekommen, sondern auch zu Hause von seinem Vater. Duke Gregory war ein überzeugter Anhänger Stones, einer seiner ersten Unterstützer, als der größte Teil der Präfektur IX noch den Namen Isle of Skye getragen hatte. Über Generationen hatte Skye versucht, sich aus dem Lyranischen Commonwealth zu lösen und unabhängig zu werden. Dann hatte Devlin Stone mit der Karotte der Republik gewedelt und Duke Gregory hatte Skye bei dem Sprung in Stones Lager Hilfestellung geleistet. Kurz darauf
    hatte die Republik der Sphäre nahezu alle Systeme in 120 Lichtjahren Umkreis um das Solsystem geschluckt.
    Doch in Jaseks Augen hatten sie nur einen Herrscher gegen den anderen ausgetauscht, und für einen Emporkömmling mit utopischen Fantasien dem Ruhm Haus Steiners, der über Jahrhunderte gewachsen war, den Rücken gekehrt.
    Sein Freund sah es genauso. »Und wenn er noch so viele Reden über einen neuen Weg für die Menschheit gehalten hat. Aufs Wesentliche reduziert bleibt es dabei, dass es nur zwei Arten von Regierung gibt: Republiken und Monarchien. Und dass wir uns Republik der Sphäre schimpfen, ändert nichts daran, dass wir in Wahrheit Stones Privatmonarchie sind. Ohne ihn fallen wir auseinander.«
    Jasek knirschte mit den Zähnen, als sich der Greif durch den Nebel mühte, ständig unter
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