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Bis zum Hals

Bis zum Hals

Titel: Bis zum Hals
Autoren: Jörg Juretzka
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deine eigenen Brüder beklaut hast, die gleichen Brüder, die für dich in den Knast gegangen sind!«
    Viel mehr Text war nicht drin, meine Stimme stand kurz vor dem Umkippen.
    Deckart lachte. »Ach, und wenn schon!«, meinte er, gut gelaunt. »Der Zweck heiligt die Mittel, sage ich immer, und nichts und niemand wird mich hindern, dir hier und jetzt diesen Pfahl in dein mieses, kleines …«
    Der Schatten des Hammers hob sich und kam herunter, bis er gegen den plötzlich aufgetauchten Schatten eines mächtigen Arms schlug.
    »Chauchenblick mal«, forderte eine tiefe, extrem heisere Stimme. »Chönntest du das noch mal wiedercholen?«
    »Was?« Deckart klang irritiert. »Was wiederholen? ›Nichts und niemand …‹?«
    »Nein. Chen Part mit ›Chund wenn chon …‹«
     
    Der Schatten es Hammers verließ die Wand wie die Spitze des Pflocks meinen Anus. Bewegung kam in die Party, Bewegung auf eine Stelle irgendwo hinter mir zu.
    »Was wollt ihr?«, hörte ich Deckart fragen, und er klang mehr als nur ein wenig besorgt. »Hab ich das nicht alles nur für euch gemacht? Um euch Jobs zu besorgen?«
    »Während die Läden dir gehören«, stellte jemand nüchtern fest.
    »Lasst mich … Packt mich nicht an! Der Erste, der … Alle einen Schritt zurück!«
    Mit nacktem Arsch auf Kopf und Knien hockte ich da, lauschte einem Hörspiel und dachte so für mich, dass dies ein prächtiger Augenblick wäre, den Verstand zu verlieren.
    Stille, lastende Stille für einen Moment, bis jemand fragte: »Wie viele Kugeln hast du, Moritz?«
    »› Moritz‹ ? ! Niemand nennt mich Moritz!«
    »Also, wie viele Kugeln hast du?«
    »Ich nehme so viele von euch mit, wie ich nur kann!«
    »Klar doch. Und dann? Und dann, Moritz? Barnie, bind mal den Typen da los. Wir brauchen den Platz!«
    Barnie kam und rupfte meine Fesseln mit einem SS-Dolch in Stücke, und ich setzte mich auf und kämpfte nur mühsam das übermächtige Verlangen nieder, mich ihm schluchzend vor Dankbarkeit an die Brust zu werfen.
    Hinter meinem Rücken ging das Gerangel weiter. Deckarts Stimme wurde schriller und schriller, vom Rest der Meute kam etwas einem Knurren Ähnliches.
    »Was habt ihr jetzt mit ihm vor?«
    »Chreimal darfst du chraten.« Barnie packte Pflock und Hammer, die winzig aussahen in seinen Fäusten.
    »Ich muss unbedingt wissen, wo die schmale junge Frau ist, mit der Deckart zuletzt Geschäfte gemacht hat. Wo sie ist oder wohin sie unterwegs ist.«
    »Channst ihn chleich selber frachen.« Barnie drückte mir den Hammer in die Hand. Mein Blick senkte sich auf, meine Finger schlossen sich um das Werkzeug.
    Ich denke, der Knall rettete mich vor mir selbst.
     
    Ich lief, musste ich zu meinem Missvergnügen feststellen, wie Kevin, die Backen stramm zusammengepresst, und Willenskraft allein reichte im Moment nicht, daran etwas zu ändern.
    Ein paar Treppen hinunter, einen Notausgang entriegelt und aufgestemmt, raus ins biestige Licht, quer über den Rasen und durch ein nur von innen zu öffnendes Gartentor raus auf die Straße. Aah.
    Hufschmidt wirkte mehr als nur ein bisschen erregt. Er war angelaufen. Rot, mit einem Stich ins Blaue. Die beiden schwarz gekleideten und mit schwarzen Sonnenbrillen versehenen Security-Angels ihm gegenüber wirkten komplett cool dagegen.
    »Es besteht Verdacht auf Kidnapping!«, wütete der Kommissar und wedelte mit seinem Dienstausweis. »Ich weiß, dass ein Mann namens Kryszinski hier gegen seinen Willen festgehalten wird!«
    »Na und?«, entgegnete der eine Biker. »Ohne richterlichen Wisch machst du hier keinen Schritt aufs Gelände, Bulle.«
    »Wenn ich gleich mit einem Durchsuchungsbefehl wiederkomme, bringe ich direkt eine Hundertschaft mit, und anschließend lasse ich hier keinen Stein auf dem anderen!«
    »Ja, sicher. Logisch. Aber bis dahin haben wir Zeit, alles Belastende wegzuschaffen.«
    Sie lachten, und Hufschmidt hätte in diesem Moment seinen Hut gefressen, wenn er einen besäße.
    »Los, komm«, sagte ich zu ihm, er fuhr herum, und ich schwöre, er sah erleichtert aus, mich zu sehen. »Wir haben zu tun.«
     
    Schmierig, unentschieden, übellaunig, fiebrig, durchdrungen von einem Vorgefühl von Unheil. Und das war nur das Wetter. Von mir mal ganz zu schweigen.
    »Wo hast du den Wagen her, Kryszinski?«
    »Geschenkt gekriegt.«
    Hufschmidt wird niemals zu unterscheiden lernen, was er mich fragen kann und was nicht.
    »Was ist da drinnen passiert?«
    »Ich habe Moritz Deckart mit deinen Ermittlungsergebnissen
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