Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis ich bei dir bin

Bis ich bei dir bin

Titel: Bis ich bei dir bin
Autoren: Emily Hainsworth
Vom Netzwerk:
verletzte sich Andy Lowery die Schulter beim ersten Spiel der Saison. Der andere Quarterback des Teams war im Sommer weggezogen, sodass Logan und ich aufgestellt wurden. Er gewann ein paar seiner Spiele – ich gewann meine alle.
    Ein Tennispokal steht vor dem Foto, aber wenn ich den Kopf schräg lege, sehe ich es ganz gut, und mir fällt alles wieder ein. Andy steht hinter mir und hält meinen Arm hoch. Logan kniet mit gewohnt finsterer Miene im Vordergrund.
    Das Blut rauscht mir in den Ohren. Reed zeigt auf den Stuhl vor dem Schreibtisch, und ich lasse mich hart darauf fallen, um mein Adrenalin im Zaum zu halten. Ich könnte jetzt geradewegs raus aufs Feld rennen.
    »Wie läuft’s denn so, Cam?«
    Seine Stimme bringt mich wieder zu mir. Ich reibe mein rechtes Knie.
    »Gut.«
    Er zögert, dann setzt er sich mir gegenüber. »Hör mal, ich weiß, ich bin nicht mehr dein Trainer, aber ich will jetzt mal als solcher mit dir reden. Das waren zwei schwere Monate für uns alle, seit Viv … seit Miss Hayward …«
    Ich beiße die Zähne aufeinander. Wenn ich gestorben wäre, würde er jetzt zu ihr dasselbe sagen?
    »Ich komme schon klar«, stoße ich hervor.
    Er runzelt die Stirn. »Das habe ich schon mal von dir gehört.«
    Ich starre unverwandt auf den Karton mit den Volleyballtrikots.
    »Ich muss einfach immer wieder daran denken«, fährt er fort, »nachdem du dir das Bein gebrochen hattest …«
    »Da bin ich auch klargekommen«, sage ich so ruhig wie möglich. »Geht es jetzt um das, was vor zwei Monaten passiert ist oder vor zwei Jahren?«
    Er zupft an seiner Krawatte, an der Stelle, wo sonst im Training seine Pfeife hängt.
    »Es geht um dich. Heute. Hier und jetzt.«
    »Wie gesagt, ich bin okay.«
    »Das habe ich dir früher mal abgekauft, Camden. Aber deine Freundin ist jetzt nicht mehr da, um dir wieder auf die Beine zu helfen.«
    Ich sehe auf. »Was soll das heißen?«
    Sein Gesicht wird hochrot.
    »Gibt es ein Problem, Mr Reed? Ich gehe in den Unterricht, liefere meine Hausaufgaben ab, verstoße gegen keine Regeln.«
    Viel Mühe gebe ich mir nicht, okay, aber für den Abschluss sollte es reichen.
    »Nein, das stimmt. Deine Noten sind annehmbar.« Reed hat die ganze Zeit mit einem Kuli auf den Schreibtisch geklopft. Jetzt legt er ihn ab und lehnt sich zurück. »Ich habe dich bloß hier hereingebeten, weil ich mir Sorgen mache. Als du damals nach deiner Verletzung die Mannschaft verlassen hast, hast du dich von allen zurückgezogen, außer von Viv, aber nun …« Er unterbricht sich. Niemand bringt es über sich, sie ist tot zu sagen. »Ich möchte nur … Ich möchte nicht erleben, dass du dich wieder aufgibst wie schon einmal.«
    Ich sehe ihm in die Augen. »Ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen, Mr Reed, aber ich habe schon eine Therapeutin.« Ich stehe auf. »Kann ich jetzt die Entschuldigung für Mathe haben?«
    Mein Herz hämmert, als ich hinausgehe, doch ich achte nicht darauf, sondern nehme mir vor, nie wieder in die Nähe der Turnhalle zu kommen. Die Tür zur Jungenumkleide schwingt auf, als ich gerade daran vorbeieilen will, und schlägt mir beinahe ins Gesicht.
    »Pass doch auf«, sage ich.
    »Nein, pass du lieber auf, Pike.« Logan stößt mich gegen die Wand. »Was hast du da drinnen mit dem Trainer zu reden gehabt, hä?«
    Mein Ellbogen schmerzt, wo er auf die Kacheln geprallt ist. »Was geht dich das an?«
    Wir messen uns mit Blicken. Ich warte ab, ob er mich fertigmachen will oder nicht.
    Er zischt zwischen den Zähnen hervor: »Ich hab dich neulich schon mit ihm zusammen gesehen, da draußen an der Ecke.«
    »Na und?«
    »Nix und«, spuckt er. »Aber man wird dich nie wieder ins Team aufnehmen, klar?«
    Ins Team aufnehmen?
    »Was redest du da für ’nen Scheiß?«
    Er rückt mir noch dichter auf die Pelle. »Jeder weiß, dass du an ihrem Tod schuld bist.«
    Wuthitze schwappt von meinem Kopf in meine Fäuste. Ich hole aus, aber er rechnet schon damit. Meine Schultern schlagen hart gegen die Wand und werden von Logan mit eisernem Griff dort festgehalten. Mit einem Blick, als wollte er mir den Schädel zerschmettern, gräbt er seine Finger in meine Haut.
    »Wenn sie bei mir geblieben wäre, wäre sie jetzt noch am Leben.«
    Ich funkele ihn an, aber wir wissen beide, dass das stimmt.
    Dann lässt er mich abrupt los und verschwindet den Flur hinunter.
    Als ich nach Hause komme, werfe ich meinen Rucksack aufs Sofa. Eigentlich möchte ich nur die Vorhänge zuziehen und ins Bett fallen, aber ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher