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Bis ich bei dir bin

Bis ich bei dir bin

Titel: Bis ich bei dir bin
Autoren: Emily Hainsworth
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kann.«
    »Es ist schwer, sich nicht im Nachhinein zu kritisieren«, sagt Dr. Summers nickend. »Doch die Entscheidungen, die wir in der Gegenwart treffen, tragen dazu bei, die Zukunft zu formen.«
    Ich sehe auf. »Wie soll ich je erkennen, wie man sich richtig entscheidet?«
    »Manchmal gibt es kein Richtig oder Falsch«, antwortet sie ruhig. »Manchmal muss man einfach seinem Herzen folgen.«

FÜNFUNDDREISSIG
    D ie beste Methode, mir Mom vom Leib zu halten, ist, mir einen Job zu suchen, habe ich beschlossen. Ich verlasse das Einkaufszentrum mit ein paar Visitenkarten und einem Stapel Standardbewerbungsformulare. Anscheinend haben alle Läden ihre Aushilfen für Thanksgiving schon eingestellt, doch es kann schließlich nie schaden, im Dezember noch einen arbeitswütigen Teenager in der Hinterhand zu haben.
    Als ich bei Macy’s um die Ecke biege, entdecke ich Mikes rostroten Toyota. Ich winke, er erwidert mit Lichthupe und fährt an den Straßenrand. Schauderhafter Indie-Rock dröhnt aus seinen Boxen.
    »Hast du einen Subwoofer eingebaut oder was?«, schreie ich, um den Lärm zu übertönen.
    Er stellt die Musik leiser. »Du merkst aber auch alles.«
    Ich steige ein, und mein Brustkorb vibriert selbst noch bei dieser Lautstärke. »Hat dein Dad endlich die Kohle dafür rausgerückt?«
    »Ich hab mit ihm gewettet, dass ich bei diesem Kunstwettbewerb gewinnen würde. Hab den zweiten Platz gemacht.« Er nimmt eine mit einem roten Band geschmückte Zeichnung vom Armaturenbrett und reicht sie mir.
    Es ist die, an der er seit Wochen gearbeitet hat, erkenne ich, und es gibt mir einen Stich. Ich habe garantiert keinen Preis für Freundschaft verdient in der letzten Zeit.
    »Toll, Mann, herzlichen Glückwunsch.«
    Er blickt starr geradeaus durch die Windschutzscheibe und setzt den Blinker. »Also, dann fahr ich dich nach Hause, ja?«
    Ich zögere und betrachte die Zeichnung. »Hm, hast du vielleicht Hunger? Wollen wir was essen gehen?«
    »Ich muss noch einiges erledigen.«
    Er lässt den Motor aufheulen, obwohl die Ampel vorn rot ist.
    »Okay, es tut mir leid. Ich weiß, dass ich ein totales Arschloch war«, sage ich. »Ich dachte nur, wir könnten was zusammen machen, vielleicht in diesen Hühnerladen gehen?«
    Er zieht die Augenbrauen hoch, konzentriert sich aber weiter auf die Kreuzung.
    Ich wippe nervös mit dem Fuß und denke an unseren letzten Besuch dort, als er mich zur Tür hinauszerren musste. Dabei fällt mir Nina in ihrer grünen Schürze wieder ein.
    »Weißt du noch, als ich dich gebeten habe, mir ein Alibi zu geben, und du gesagt hast, ich schulde dir eine Erklärung?«
    »Jo.« Es wird grün, und er lenkt den Wagen auf das kleine Lokal zu.
    Ich werfe einen Blick zu den Sternen hinauf, die gerade herauskommen.
    »Wie wär’s, wenn ich dir stattdessen einen Burger spendiere?«
    Dina’s Delicious Diner ist nicht so gerammelt voll wie beim letzten Mal. Mike fragt nach einer Nische für uns, und mein Herzschlag steigert sich von adrenalingetrieben zum vollen Panikmodus.
    Ich entdecke sie nirgends.
    Ein Hahn begrüßt uns am Tisch – derselbe wie neulich, glaube ich.
    »Ist es bedenklich, dass ich seit dem letzten Mal einen richtigen Heißhunger auf diese Pommes mit Bauernsoße entwickelt habe?«
    »Nee, ich finde, das hört sich gut an, das nehme ich auch«, sage ich und stehe abrupt auf. »Ich geh mir mal die Hände waschen. Bin gleich wieder da.«
    Ich durchquere das Lokal und schiele dabei zum Eingang hin. Ich weiß nicht, was ich hier mache, ich sollte schleunigst verschwinden. Denn selbst wenn sie da ist, weiß ich doch, dass sie es nicht ist.
    Ich stoppe.
    Sie steht hinterm Tresen.
    Ich beobachte, wie sie eine Bestellung am Telefon entgegennimmt. Sie notiert sie auf ihrem Block und lächelt. Die Haare zurückgebunden, grüne Schürze. Ich sehe auf ihren Mund und staune über ihr unbekümmertes Aussehen.
    »Okay, Mom, ich hab alles, nein, Quatsch. Was? Sag Owen, wenn er das Training überlebt hat, kann er auch noch zwanzig Minuten länger warten!« Sie lacht. »Ich muss Schluss machen. Wir sehen uns dann hier.« Sie legt kopfschüttelnd auf.
    »Nina?«
    Ich könnte mich ohrfeigen – sie kennt mich doch gar nicht. Dann erschrecke ich noch mehr: Am Ende erinnert sie sich an mich von neulich …
    »Hallo«, sagt sie und versucht offensichtlich, mein Gesicht einzuordnen.
    »Entschuldige, ich habe nur dein Namensschild gelesen.«
    »Ach so.« Sie nestelt an dem Plastikclip an ihrer Schürze und lächelt
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