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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet
Autoren: Rachel Caine
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Blick war mit einer seltsamen Faszination auf ihn geheftet. »Du siehst nicht so gut aus«, sagte sie. »Ich habe gehört, dass Bishop dich beinahe umgebracht hat.«
    »Einer von uns hat überlebt«, sagte Shane und streckte eine Hand aus, um sie abzuwehren, falls sie zu nahe kommen sollte. »Moment mal. Wir umarmen uns jetzt nicht.«
    »Oh doch, das werden wir«, sagte Kim. »Du und ich, Shane. Es gab immer nur uns beide. Wir müssen jetzt nur diesen Störfaktor loswerden.«
    Shanes Augen weiteten sich und er blickte von Kim zu Claire. »Nein …«
    Ein Pfeil zischte durch das Labor wie ein verschwommener Blitz aus Holz und Metall und Shane schubste Claire aus dem Weg. Der Pfeil grub sich in seine Schulter und Claire spürte, wie Shanes warmes Blut auf ihr Gesicht spritzte.
    Er drehte sich von ihr weg und fiel.
    Wer hatte geschossen? Claire versuchte, in Deckung zu gehen, aber ein weiterer Pfeil schoss in ihre Richtung, prallte an der Wand ab und brachte sie dazu, rasch stehen zu bleiben.
    Kim lächelte wieder, aber dieses Mal bitter und grausam. »Ich bin nicht ohne Freunde gekommen«, sagte sie. »Jungs?«
    Claire fiel ein, dass zwei Männer in dem Jeep gewesen waren, der sie in der Wüste gerettet hatte, und jetzt sah sie sie. Sie hatten Tarnkleidung an und waren mit den Schatten verschmolzen. Beide waren mit Pfeil und Bogen bewaffnet.
    »Freunde«, sagte Claire. »Du hast keine Freunde, Kim. Du stößt jedem einen Dolch in den Rücken …«
    »Erschießt sie einfach«, sagte Kim. Einer der Männer zielte und schoss, aber Claire duckte sich. Der Pfeil streifte ihr Haar. Sie versteckte sich hinter einem der Labortische.
    Kim verdrehte die Augen. »Wow, ihr seid echt schrecklich, Leute. Ihr schafft es wirklich nicht, sie zu erschießen?«
    So ziemlich alle hatten Myrnin vergessen, doch plötzlich hörten sie das Geräusch von brechendem Metall. Alarmiert sah Kim zu ihm hinüber. »Schlechte Kettenglieder«, sagte er. »Wie passend.« Er ignorierte Kim und flitzte blitzschnell im Zickzack durch das Labor, dann wechselte er die Richtung in eine der Ecken. Der getarnte Mann dort schrie auf, dann wurde es still. Der andere versuchte, Myrnin zu erschießen, aber das ging auch nicht gut für ihn aus.
    Myrnin kam gerade auf Kim zu, als diese einen Bogen, der auf einem Tisch neben ihr lag, ergriff und ihm geradewegs in die Brust schoss.
    Er stolperte rückwärts und murmelte: »Nicht schon wieder.« Dann ging er zu Boden. Das Holz steckte in seinem Herzen. Das reichte nicht aus, um ihn zu töten, aber er konnte sich nicht mehr bewegen.
    Kim ließ den Bogen fallen.
    »Stopp«, sagte Shane. Seine Stimme klang brüchig und gequält. Als Claire ihn ansah, rappelte er sich gerade auf. »Hör einfach auf. Was machst du da?«
    »Tut mir leid, dass du verletzt wurdest. Sie haben nicht auf dich gezielt«, sagte Kim. »Ich will dich nicht umbringen, Shane. Ich habe lange über das alles nachgedacht. Wie ich alles in Ordnung bringen kann.«
    Kim klang ernst und absolut wahnsinnig. Claire wusste gar nicht, um wen sie mehr Angst haben sollte – um Shane, der verwundet war und dem das Blut über die Finger lief und eine Pfütze zu seinen Füßen bildete, oder um den Vampir, der völlig reglos daneben lag.
    »Du bist verrückt«, sagte Shane nachdrücklich. »Wenn du erwartest, dass ich dich liebe …«
    »Du liebst mich.« Kim klang, als wäre sie sich ihrer Sache völlig sicher. »Es ist nur so, dass sie im Weg steht.«
    »Glaub mir, das stimmt nicht.«
    »Soll das heißen, dass du mich nicht willst?«
    »Genau das.«
    Kim zog eine Waffe aus ihrer Hosentasche und zielte damit direkt auf Shane. Er zuckte nicht zusammen. Vielleicht war er einfach zu müde.
    »Und wie sieht es jetzt aus?«, fragte sie. »Willst du mich jetzt?«
    Shane seufzte. »Ungefähr genauso sehr wie ein Krebsgeschwür. Erschieß mich schon.«
    Sie würde es tun – Claire konnte es an ihrem Blick sehen – doch dann flackerte Frank Collins’ Abbild auf, etwa dreißig Zentimeter vor Kims Gesicht.
    Erschrocken kreischte sie auf. Selbst verrückte Menschen taten das, wenn ein Geist mit dem bösartigen Gesicht von Shanes Vater im Augenblick des Triumphes vor ihnen auftauchte.
    »Nicht meinen Sohn«, sagte Frank. »Du wirst meinem Sohn nicht wehtun.«
    Shane riss die Augen auf. »Dad?« Er klang wie betäubt und völlig ungläubig, aber auch er konnte es deutlich sehen – das flache schwarz-weiße Abbild seines Vaters, das durchsichtig zwischen Shane und seiner
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