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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet
Autoren: Rachel Caine
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bedeutete, Shane von der Seite zu weichen.
    »Geh«, sagte Frank. »Shane ist stabil genug. Kümmere dich um Myrnin.«
    Sie hatte keine andere Wahl, doch sie wusste, dass Shane das anders sah.
    Sie ging zu ihrem Vampirboss, umklammerte den Pfeil und riss ihn mit drei schrecklichen, ruckartigen Bewegungen heraus.
    Shane hatte sich inzwischen zusammengerollt, er sah schrecklich aus, geschlagen und besiegt, und in dem Moment, in dem der Pfeil aus Myrnins Brust entfernt war, rannte sie sofort zurück zu Shane. Sie nahm ihn in die Arme und sagte: »Es tut mir leid. Es tut mir so leid. Ich werde dich nie mehr verlassen. Sie haben mich angerufen und gesagt, ich soll ans MIT kommen, aber ich werde nicht hingehen, nicht im Januar und auch sonst nie. Ich liebe dich …«
    Shanes dunkle Augen öffneten sich und er heftete seinen Blick auf sie. Die ganze Welt zerbröckelte unter ihr zu reiner Finsternis.
    »Du wusstest es«, sagte er und dann flackerte ein Funken Erkenntnis in seinem Blick auf. »Januar. Du wolltest im Januar gehen.«
    »Nein, ich …«
    »Das hast du mir auch nicht gesagt.«
    »Shane, ich …«
    »Ich schaffe das nicht. Lass mich einfach in Ruhe.«
    Claire taumelte rückwärts, durch Franks flackerndes Bildnis, bis sie sich ganz hinten an die kalte, schwere Kante eines Labortisches presste.
    Dann nahm sie ihr Handy und rief Hilfe.
    Shane sagte kein Wort mehr zu ihr. Zu niemandem mehr.
    Tagelang.
    Das war jetzt fast eine Woche her und Claire fühlte sich noch immer wie erstarrt, gefangen an einem schrecklichen, leeren Ort voller Dunkelheit und Einsamkeit. Eve versuchte, sie aufzumuntern. Michael ebenfalls. Aber es lag an Shane, der jetzt wie ein Geist in ihrem Haus umging. Er verließ sein Zimmer nur, um etwas zu essen zu holen oder ins Badezimmer zu gehen.
    Shane, der sie hasste.
    Die Ärzte hatten ihm eine gute Diagnose für seine Wunde gegeben: Mit ein wenig Zeit und einer Reha würde es ihm bald wieder gut gehen. Kim würde für immer zurück ins Gefängnis wandern. Myrnin hatte sich in weniger als zwei Stunden wieder erholt und die halbe Kühlbox Blut leer getrunken. Danach hatte er mit verdächtigem Interesse den blutigen Fußboden angesehen, an der Stelle, an der Shane gestanden hatte. Aber darüber wollte Claire lieber nicht genauer nachdenken. Sie hatte nicht mit ihm geredet und er hatte nicht darauf gedrängt.
    Frank hatte immer wieder versucht, übers Handy mit ihr Kontakt aufzunehmen, deshalb hatte sie es schließlich einfach ausgeschaltet. Heute war der erste Tag, an dem sie es wieder angemacht hatte.
    Es waren drei Nachrichten vom MIT darauf.
    Claire lag auf dem Bett, starrte an die Decke und spielte eine nach der anderen über Lautsprecher ab. Miss Danvers, ich rufe nur an, um zu fragen, ob Sie zu einer Entscheidung gekommen sind … Miss Danvers, ich muss bis zum Ende des Wochenendes dringend von Ihnen hören, wenn Sie Ihren Platz für das nächste Semester behalten wollen … Miss Danvers, ich mache mir Sorgen, weil Sie unsere Anrufe nicht beantworten …
    Sie fing an zu wählen. Ihre Finger fühlten sich taub und dick an und sie war sich nicht sicher, ob sie nicht in Tränen ausbrechen würde, aber sie wählte weiter.
    Er ging beim zweiten Läuten ran. »Sir?« Sie hatte recht gehabt, sofort kamen ihr die Tränen. Claire räusperte sich. »Sir, hier ist Claire Danvers. Tut mir leid, dass ich mich jetzt erst melde.«
    »Oh, hervorragend. Ich habe schon darauf gewartet, von Ihnen zu hören«, sagte Mr Radamon. »Haben Sie alles arrangiert? Können wir Sie zu den Akten nehmen? Ich muss Ihnen sagen, Miss Danvers, dass es mich ein wenig verwirrt hat, so lange nichts von Ihnen zu hören. Normalerweise wird nicht lange gezögert.«
    Claire hörte ein Geräusch an ihrer Tür. Dort stand Shane und schaute zu ihr herein. Er hatte eine Jogginghose und ein verratztes altes T-Shirt an, das noch immer von den Verbänden an seiner Schulter ausgebeult wurde. Sein Haar sah aus, als hätte er versucht, es mit dem Schneebesen zu kämmen … und trotzdem – sie fühlte, wie ihr Herz einen Schlag aussetzte und dann anfing zu rasen.
    Langsam stand Claire mit dem Telefon in der Hand auf.
    »Was den Beginn im Januar angeht«, sagte sie und leckte sich über die Lippen. »Ich weiß, Sie brauchen meine endgültige Entscheidung.« Sie starrte direkt in Shanes dunkle Augen und wartete auf ein Zeichen. Wartete auf irgendetwas.
    Es kam nichts. Aber er war da. Zum ersten Mal war er wieder da.
    Claire holte scharf und
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