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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet
Autoren: Rachel Caine
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Dann nickte er und trat zurück. »Wir reden später darüber«, sagte er. »Und ja, es wird dir noch leidtun. Das weißt du.«
    »Oh, ich weiß«, sagte Shane. »Du hast ja keine Ahnung, wie leid es mir jetzt schon tut.«
    Aber Claire wusste es. Sie sah den Ausdruck in seinen Augen und das Schimmern von Tränen.
    Und die Scham.
    Sie umarmte ihn und flüsterte: »Wir stehen das durch. Ganz sicher.«
    Er holte tief und bebend Luft, dann lehnte er sich entspannt an sie.

16
    A m Ende wurden siebzehn Vampire festgenommen. Wassily war einer von ihnen, was Claire überraschte. Bis sie hörte, dass Frank seine Überweisungen blockiert hatte und Wassily sich viel zu lange damit aufgehalten hatte zu versuchen, an sein Geld heranzukommen. Ihm war es immer nur um den Profit gegangen. Als er endlich aufgegeben hatte, war es zu spät für ihn, die Straßenblockaden zu umgehen, die an den Ausfahrten Morganvilles errichtet worden waren. Am Ende lag er vor Amelie auf den Knien. Oliver stand mit dem Schwert in der Hand daneben. Wassily flehte und entschuldigte sich für alles, aber Amelie war alles andere als erfreut.
    Claire machte sich aus dem Staub, bevor sie anfingen, Leuten den Kopf abzuschlagen. Später hörte sie, dass von den siebzehn vier als Hauptschuldige festgestellt wurden, darunter auch Wassily. Keiner sagte etwas darüber, was mit ihnen geschehen war, aber das war auch gar nicht notwendig. Claire konnte es sich schon denken.
    Shane musste zu einer Sondervernehmung bei Amelie und Oliver. Es war eine geschlossene Sitzung, zusammen mit Bürgermeister Richard Morrell als offiziellem Ratsmitglied. Claire wurde nicht erlaubt mitzukommen. Myrnin auch nicht. Nicht dass er sich die Mühe gemacht hätte, dort aufzutauchen. Claire saß mit Eve und Michael im Wartezimmer, zusammen mit Amelies Assistentin Bizzie O’Meara, und wartete auf Neuigkeiten.
    Endlich ging die Tür auf. Amelie und Oliver kamen heraus und gingen geradewegs an ihnen vorbei. Sie ignorierten die drei völlig. Danach kam Richard heraus, er sah aus, als hätte er Kopfschmerzen und als gäbe es in der ganzen Stadt kein Aspirin mehr. Aber er wirkte nicht zornig oder nervös. Das war gut.
    Shane folgte ihm. Zumindest hatte er keine Handschellen an, und als er Claire entdeckte, sagte er: »Guck nicht so besorgt. Ich bin auf Bewährung.«
    »Und was für eine Art von Bewährung ist das?« Sie streckte die Hand aus und er ergriff sie mit seiner Linken. Seine rechte Hand war noch immer stramm bandagiert und tat wohl weh, denn er bewegte sie kaum.
    »Die Art von Bewährung, bei der man nichts Dummes anstellen darf, weil sonst etwas Schlimmes passiert«, sagte Shane. »Alle sind der Meinung, dass Gloriana mit meinem Kopf herumgepfuscht hat. Nicht alle sind der Meinung, dass das inzwischen besser ist. Deshalb muss ich beweisen, dass ich mit Vampiren in Zukunft keine Kämpfe mehr anfange.«
    »Himmel noch mal, Shane, aber das machst du doch schon seit du zwölf bist«, sagte Eve. »Es wird schwer werden, diese Gewohnheit abzulegen.«
    »Du weißt, wie ich das meine.« Shanes Blick aus seinen dunklen Augen traf für einen Moment Claires. »Sie haben recht. Ich fühle mich immer noch … du weißt schon, zornig. Unangenehm. Ich glaube, es wird einige Zeit brauchen.«
    Michael stand auf. »Und du kannst weiterhin mit mir leben?«
    »So gut wie immer. Ich wünschte nur, du wärst nicht … was du bist. Aber du bist immer mein Bro.« Er holte tief und bebend Luft. »Gloriana hätte mich nicht dazu bringen können zu tun, was ich getan habe, weißt du? Nicht, wenn das nicht alles schon Teil von mir gewesen wäre, wenn ich nicht schon immer damit gehadert hätte, wer ich bin, wie ich aufgewachsen bin, wie mein Dad war. Ich habe die Vampire schon immer gehasst. Und ihnen die Schuld zugeschoben. Es ist schwer für mich, dich anzuschauen und nicht an all das zu denken. Aber ich versuche es. Das ist alles, was ich tun kann.«
    Michael hielt ihm seine linke Hand hin und Shane ergriff sie. Dann umarmte er ihn.
    »Das ist alles, was du tun kannst«, stimmte Michael zu, »du bist mein Bruder. Aber auch Brüder streiten sich.« Er ließ ihn wieder los. »Denk daran, ich hätte dich fix und fertig machen können, wenn ich gewollt hätte.«
    »Träum weiter, Eckzähnchen. Träum weiter.«
    Während sie sich unterhielten – oder vielmehr Neckereien austauschten –, entdeckte Claire Amelie, die im Flur herumlungerte und leise mit Oliver redete. Sie ging auf sie zu. »Ma’am?«, sagte sie.
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