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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet
Autoren: Rachel Caine
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funktionieren würde.«
    »Tatsächlich dachte ich«, sagte Myrnin mit tiefer, selbstbewusster Stimme, »dass ich auch diese Hülsen vergessen hätte zu füllen. Aber siehst du, wie gut alles gelaufen ist?«
    An den Außentüren erhob sich ohrenbetäubendes Gehämmer, das die Menschen im Raum panisch auseinanderstieben ließ. Myrnin seufzte, stieß sich von den Gitterstäben ab und folgte Claire die Stufen hinunter. Sie ergriff Shanes unverletzte Hand und hielt sie fest, dann gingen die drei zu Eve und Michael, die noch immer neben Glorianas schrecklich verbrannter Leiche saßen. Nur ihr goldenes Haar war noch übrig, aber auch das war schon mit Asche bedeckt und brutzelte vor sich hin.
    »Folgt mir«, sagte Myrnin. »Und bleibt zusammen. Übrigens ist dies das letzte Mal, dass ich mit euch Typen irgendwohin gehe. Ihr seid alle wahnsinnig.«
    Er nahm eine Eisenstange und schlug etwa ein halbes Dutzend Mal in kurzen Abständen auf die Wand ein, sodass die Backsteine in einem Nebel aus Staub und Splittern herausflogen.
    Claire und Shane traten zusammen durch die Öffnung und erstarrten, als mehrere Pistolenmündungen auf sie gerichtet wurden. Eine ganze Horde Cops brüllte ihnen zu, sich nicht zu rühren, und sie gehorchten. Sie hoben die Hände hoch und lehnten sich an die Mauer, damit man sie durchsuchen und ihnen Handschellen anlegen konnte.
    Claire blickte sich um. Amelie und Oliver standen in der nächsten Reihe, hinter den Cops, zusammen mit einer enormen Anzahl von Vampiren. Amelie starrte mit ausdrucksloser Miene geradeaus, Oliver hingegen lächelte. Er erteilte Befehle, schickte eine Gruppe Vampire in die eine Richtung, eine nach oben aufs Dach, eine an die Seite … Der General ließ seine Truppen aufmarschieren, während die Königin in eisiger Einsamkeit den Sieg erwartete.
    Myrnin trat aus dem Loch in der Wand, glotzte die Polizisten finster an und winkte mit der Begeisterung eines Verrückten Amelie zu. »Hallo! Dein Vater ist leider so was von tot«, rief er. »Und du hast behauptet, mein Zerstäubungssystem würde nie und nimmer funktionieren!«
    Amelie blinzelte und richtete ihren Blick auf ihn. »Was hast du gesagt?«, rief sie.
    »Tot«, sagte er klar und deutlich. »Dein geschätzter Vorfahr ist nicht mehr. Er ist nur noch Staub und Engelstränen, aber ich glaube, keiner von uns wird allzu lange trauern. Du kannst selbst nachschauen, aber ich schwöre dir, dass es in der Tat dein Mr Bishop ist. Kannst du jetzt bitte diesen Idioten sagen, dass sie aufhören sollen, ihre Waffen auf mich zu richten? Das ist schrecklich sinnlos.«
    Claire versuchte, sich das Lachen zu verkneifen, aber es wurde ein ersticktes Husten daraus und Shane fing ebenfalls an zu lachen. Und plötzlich war alles gut.
    Amelie fegte an ihnen vorbei und ging auf das Loch zu, aus dem sie gekommen waren. Oliver beeilte sich, vor ihr dort zu sein. In der Hand hatte er etwas, was tatsächlich wie ein altmodisches Breitschwert aussah. Claire nahm an, dass in der Welt der Vampirkriege ein Schwert sehr nützlich sein konnte, vor allem, wenn es eine Silberklinge hatte. Kopf abschlagen funktionierte immer.
    Kurz darauf kamen Michael und Eve heraus. Eve blickte sich um und entdeckte Shane und Claire in ihrer fast verhafteten Lage. Sie prustete. »Das überlasse ich jetzt euch beiden«, sagte sie. »Was hat es eigentlich mit dir und diesen Käfigen immer auf sich, Shane?« Eve musste im gleichen Moment aufgegangen sein, dass das gerade vielleicht kein so cooler Spruch war. Doch Shane zuckte nur mit den Schultern.
    »Wenn mich Amelie wieder ins Gefängnis stecken möchte, ist das okay. Ich habe mich selbst für die Kämpfe angemeldet. Ich habe ein paar Vampire ziemlich wüst verprügelt. Und ich hätte Michael verletzen können.«
    Michael lehnte mit verschränkten Armen neben ihm an der Wand. Er trug den verratzten Trenchcoat und hatte diesen albernen Hut auf, der mindestens noch fünfzig Prozent dämlicher aussah, seit er von der panischen Menschenmasse zertrampelt worden war. Aber unter der Krempe war ein absolut arrogantes Lächeln zu sehen. »Wie bitte? Was hast du gesagt? Du hättest mich verletzen können?«
    »Ich habe dir die Fresse poliert, Mann.« Shane fiel wohl gleich danach auf, dass er darauf vielleicht nicht so stolz sein sollte. »Und das tut mir echt leid.«
    »Ich habe mich nicht mal angestrengt, Shane.«
    »Ja, ich weiß. Aber …« Shane schwieg.
    Michaels Lächeln verschwand und er sah Shane für ein paar lange Sekunden an.
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