Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis dass der Tod euch scheidet

Bis dass der Tod euch scheidet

Titel: Bis dass der Tod euch scheidet
Autoren: Justin C. Skylark
Vom Netzwerk:
überhaupt noch meldest!“ Es klang nicht vorwurfsvoll, eher erstaunt und zugleich zufrieden. Dylan presste das Handy fest an sein Ohr.
    „Wieso?“, hörte er Thor nur fragen.
    „Na ja.“ Dylan zögerte. Sollten jetzt doch Vorwürfe kommen? Vielleicht eine Szene? „Du warst nicht mehr im Krankenhaus, hast mich nicht mehr besucht.“ Er atmete aus. Diese Funkstille war wirklich schrecklich gewesen. „Ich dachte, also … es ist schön, dass du anrufst …“
    Es knackte in der Leitung. „Thor?“ Keine Antwort ertönte, lediglich eine rauschende Stille stellte sich ein. „Bist du noch dran? Thor?“
    Nichts!
    „Shit!“ Das Gespräch war beendet. Dylan drückte sein Handy aus. „Was soll denn das jetzt schon wieder?“ Fassungslos starrten seine müden Augen auf das Display. „Nun ruf wieder an“, flehte er leise. „Bitte, ruf mich noch einmal an.“
    Doch nichts geschah. Stattdessen klopfte es an seiner Zimmertür.
    „Nicht jetzt!“, schrie er sofort. Noch immer beäugte er sein Handy erwartungsvoll. Sollte er vielleicht zurückrufen? Wie ein Schaf hinterherlaufen? Die Hand mit dem Handy verkrampfte sich. Wieso konnte ihre Kommunikation auch nicht einmal ohne Zwischenfälle ablaufen? Nur ein Mal!
    Wieder klopfte es an seiner Tür.
    „Was ist denn?“, rief er, deutlich genervt. Aber niemand antwortete. Stattdessen öffnete sich seine Tür einen Spalt. Dylan verdrehte die Augen. Konnte man ihn nicht einfach in Ruhe lassen? „Habe ich etwa „ Herein“ gesagt?“, keifte er los, und das tat wirklich gut. Wochenlang hatte er nicht mehr geschrien, jedenfalls nicht in dieser Lautstärke.
    Doch seine Wut zügelte sich augenblicklich, als er die Person erblickte, die in sein Zimmer trat.
    „Thor?“ Seine Stimme kippte. Das konnte doch nicht möglich sein!
    „Wo kommst du her?“ Er war sichtlich überrascht. „Wir haben doch eben noch telefoniert.“
    „Ja, haben wir auch.“ Thor kam näher, dabei hob er die rechte Hand mit dem Handy ein wenig an. „Ich stand allerdings genau vor der Tür.“
    Dylans Mund umspielte ein Lächeln. Hatte er sich doch tatsächlich wieder an der Nase herumführen lassen?
    „Unglaublich!“ Dylan lachte erleichtert. Seine Hand, die das Handy immer noch umklammerte, entspannte sich. „Wie lange bist du denn schon hier?“
    Thor setzte sich ans Bett. Er trug ein schwarzes, langärmliges Shirt, dazu eine schwarze Lederhose mit breitem Nietengürtel und schwere Boots. Seine langen Haare waren im Nacken zusammengebunden.
    „Wir sind vor zwei Stunden angekommen.“
    „Erik ist auch mit?“ Dylan konnte die Tatsache noch immer nicht fassen.
    „Ja.“ Thor schmunzelte. „Das war die Voraussetzung dafür, dass ich überhaupt hier ins Haus durfte.“
    Dylan gab einen leisen Seufzer von sich.
    „Tony hat dich hoffentlich anständig behandelt?“
    „Er hat sich zusammengerissen, ja.“ Thors Lächeln verschwand. Nun sah er wieder so ernst und unbeeindruckt aus, wie sonst. Eine ganze Weile starrte er Dylan an.
    „Und dir geht es wirklich besser?“, fragte er schließlich.
    „Ja, ja.“ Dylan schluckte angespannt. Er wusste einfach nicht, wohin mit seinem Blick. Thor konnte er kaum ansehen, denn sobald sich ihre Augen trafen, fühlte sich Dylan wie gelähmt. Die Situation machte ihn ein wenig betrübt.
    Denn - Thor war hier! Wie sehr hatte er sich nach dessen Anwesenheit und Nähe gesehnt. Und nun war er hier, spontan und überraschend.
    Und sie saßen sich gegenüber, auf dem Bett und schwiegen sich nur an.
    Was waren sie in diesem Moment? Freunde? Feinde? Sicher kein Liebespaar, denn es herrschte eine Kälte zwischen ihnen, wie nie zuvor. Es war so anders mit Thor Fahlstrøm. Von Anfang an war es anders gewesen. Warum auch sollte es sich jetzt ändern?
    „Und die Wunde?“ Thor holte ihn aus trüben Gedanken. „Tut sie noch weh?“
    Dylan schüttelte den Kopf. Vorsichtig zog er die Bettdecke zurück. Sein Oberkörper war noch immer nackt. Man konnte den weißen Verband unterhalb seiner linken Brust sofort erkennen.
    „Es ist okay“, sagte er nur, dabei senkte sich der Blick auf den Verband.
    „Okay?“ Ein hämisches Lachen kam aus Thor heraus. „Du wärst beinah gestorben. Ich dachte, du verblutest in meinen Armen.“ Er sah Dylan fast vorwurfsvoll an. Sah man etwa eine Gefühlsregung in seinem Gesichtsausdruck? „Man hat dir die Milz entfernt …“
    „Es tut mir leid“, sprach Dylan leise. Sein Haupt war noch immer gesenkt. „Ich wusste nicht, was ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher