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Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt
Autoren: Joerg Riehl
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Feld standen drei Jungs aus Italien, Helge aus Wiesbaden und eine Neuseeländerin. Die Italiener wollten unbedingt in einer Mannschaft spielen. Sie sprangen akrobatisch im Sand herum, begleiteten ihre Schläge mit wilden Flüchen und donnerten die Aufschläge weit ins Aus, sodass jedes Mal jemand zum Wasser laufen musste, um den Ball zu holen.
    Der Deutsche war schlimmer. Ständig erklärte er Pam, der Neuseeländerin, was sie falsch gemacht hatte und wie sie stattdessen hätte spielen sollen, obwohl er es nicht halb so gut konnte.
    Nach dem Baden seilte sich Kristine ab zum Bondi Hotel , einem alten Gebäude aus rotem Stein, direkt an der Campbell Parade. Keine dreißig Meter vom Strand entfernt, mit Kneipe im Erdgeschoss und einer Eisdiele mit Terrasse, von der laute Musik drang. Im Inneren erspähte sie Billardtische. Es waren noch Zimmer frei, sogar mit Meerblick. Mit Aussicht auf den Ozean aufzuwachen, wäre nicht schlecht. Sparen konnte sie morgen mit einer Übernachtung bei David.
    Kristines Zimmer lag im zweiten Stock. Der Einrichtung sah man an, dass sie schon älter war, aber alles machte einen sauberen Eindruck. Sie inspizierte das Bad, nahm eine Dusche und brachte sich in Form: etwas Haargel, ein dünner Strich Kajal. Ihrer Bräune hatte der Nachmittag am Strand gut getan. Nachdem sie sich in die Jeans gezwängt hatte, warf sie einen abschließenden Blick in den Badezimmerspiegel: perfekt. Wie Ralf gerade gelernt hatte, bestellen Einheimische in Melbourne Victoria Bitter . Nach dem dritten VB wurde glasklar, warum er Kristine verpasst hatte: Die Liebe war wie ein Film, Irrungen und Wirrungen mussten mit dabei sein. Titel wäre wahrscheinlich: »Das Schicksal von Ralf, dem tapferen Weltreisenden in Sachen Liebe«, oder so ähnlich. Der Drehbuchautor hatte ein paar Schwierigkeiten eingebaut, aber die würde der Hauptdarsteller hoffentlich meistern, und das Happyend war absehbar.
    Daran gab es auch Zweifel. Zu Hause hatte Ralf wann immer möglich das Telefon bewacht - nichts, auch keine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Wahrscheinlich hatte sie geschrieben. Gut, in ein paar Tagen würde er Kristine sowieso wiedersehen. Ralf stellte sich ihre Überraschung vor.
    »He, hörst du mir überhaupt zu?«, fragte Miriam.
    »Hm? Klar, natürlich. Liz hat dir erzählt, dass Carol einen neuen Freund hat.«
    »Genau. Liz weiß aber nicht, wer es ist - Carol macht ein großes Geheimnis daraus.«
    »Warum?«
    »Das weiß Liz auch nicht. Vielleicht hat Carol Angst, dass er gleich wieder Schluss macht. Sie muss ziemlich verschossen in ihn sein, sagt Liz.«
    »Und dir hat Carol nichts erzählt?«
    »Eben nicht! Obwohl sie meine beste Freundin ist. Und wer wusste es zuerst? Liz! Mit dieser Kuh spreche ich kein Wort mehr.«
    »Mit Liz?«
    »Nein, mit Carol, Dummie.« Sie lächelte.
    »Dummie« war ganz schön unverschämt. Aber so, wie sie es gesagt hatte, mochte er es fast: Leute, die sie nicht mag, würde sie nicht Dummie nennen.
    Als ob sie ahnte, was ihm durch den Kopf ging, fragte sie: »Wie nennen dich eigentlich deine Freunde, Ralf?«
    »Na, Ralf. Früher haben sie Ralfi gesagt.«
    »Ralfi!« Sie kicherte. »Wann früher?«
    »Bis vor ein paar Jahren«, log er. Die meisten hatten ihn noch letztes Jahr so genannt, einige taten es heute noch. Auch seiner Mutter war »Ralfi« nicht abzugewöhnen.
    »Also, Ralfi«, sagte Miriam und grinste, »wo willst du heute noch hin?«

    In einem Café, dessen Plastik-und-Schaumstoff-Einrichtung Ralf an alte Folgen von Raumschiff Enterprise erinnerte, nahm er ein weiteres VB .
    Miriam erklärte, was das Schild »Fully licensed« zu bedeuten hat: »In Australien wird Alkoholisches nur mit spezieller Lizenz verkauft. In Restaurants ohne Lizenz steht oft »Bring your own« geschrieben, dann kannst du Bier oder Wein mitbringen.«
    »Ich geh ins Restaurant und bring mein eigenes Bier mit?«
    »Sogar im Sixpack.«
    »Und wo krieg ich’s her?«
    »Na, von hier zum Beispiel. Wir können eine Flasche Wein auf die Rechnung setzen lassen.«
    Ralf fand das eine gute Idee und bestand darauf, zu bezahlen.
    »Zum Wein fehlt noch ein Pandankuchen.«
    »Ein was?«
    »Das ist ein grüner Rührkuchen. Die Farbe kommt von Pandanblättern, was Asiatisches, frag nicht, was. Schmeckt klasse, vor allem mit Rotwein.«

    Der Abend verlief ziemlich lahm, und Kristine wollte schon zurück auf ihr Zimmer, als ein Mann sie ansprach. Er hieß Paul, war Mitte dreißig und trug einen Schnauzer. Er und sein Freund,
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