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Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt
Autoren: Joerg Riehl
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folgenden Jahren wieder gefestigt.
    Als Kristine vor einer Woche in Australien ankam, wurde endlich Wiedersehen gefeiert. Miriam hatte sich verändert - so ein bisschen in Richtung alternativ, mit Holzperlenohrringen und zig Sorten duftender Tees. Mit dem Programm hatte sie sich wirklich Mühe gegeben, zum Beispiel die watschelnden Pinguine auf Philipp Island: Kristine wusste jetzt alles über Nahrungssuche, Paarung, Aufzucht der Jungen und Fressfeinde. Aber auf einer Yacht zum Hochseefischen oder Tauchen zu fahren, wäre auch nicht schlecht gewesen.
    Der Bus hielt. Während die Ersten ausstiegen und den Werbern der Backpacker in die Hände fielen, frischte Kristine ihr Deo auf. Dann schlich sie an der Meute vorbei zu den Linienbussen. Der Rundgang durch die City konnte warten.
    Sie erwischte gerade noch einen Bus der Linie L82, der »express« nach Bondi fuhr. Zwei- bis dreistöckige Häuserzeilen zogen vorbei, mit Leuchtreklamen von Schnellrestaurants wie »North Indian Food«, »Vegetarian« oder »Lebanese Kebab«. Ab und zu leuchtete das Meer tiefblau zwischen den Fassaden auf.

    Die Haltestelle auf der Campbell Parade war direkt vor dem Bondi Beach Hotel . Kristine stieg aus und sah sich um. Der Strand war ein paar hundert Meter lang, Volleyballnetze, Surfer, alles sah wunderbar nach Urlaub aus.
    Die Roscoe Street führte zu Davids Adresse. Kristine ging an einer Eisdiele, einem Tattoo Studio und einem Restaurant vorbei, bis sie vor einem weiß verputzten Mehrfamilienhaus stand. Ihre Haut war noch blass, bei den starken Sonnencremes Australiens war schnelle Bräune nicht drin. Was soll’s: Über ihr Aussehen hatte sich noch nie jemand beschwert.

3.
    Unter der Dusche dachte Ralf nach: Miriam hatte erzählt, dass sie einen Freund - David - in Sydney hatte, und dass Kristine anrufen würde, sobald sie bei ihm angekommen war. Noch war also nichts verloren, alles konnte noch werden: zu zweit die Wüste durchqueren, die Tropen erkunden, das große Riff erforschen.
    Beim Rasieren entdeckte Ralf Sonnenbrand auf der Nase. Er hoffte, Miriam würde nichts dagegen haben, wenn er sich einen Tropfen ihrer Gesichtscreme nahm. Als er die Creme ins Regal zurückstellte, fand er eine Menge Kondome, in allen Farben.
    Miriam lag auf der Couch, wippte mit den Füßen und telefonierte. Obwohl er zurzeit gegen fremde weibliche Reize immun war, musste Ralf ihre Figur bewundern. Sie legte auf.
    »Das war meine Freundin Carol. Ich dachte, wir könnten sie besuchen, aber sie hat keine Zeit. Gehen wir essen?«
    Das war eigentlich keine schlechte Idee, nur musste Ralf sparen. Seine Eltern hatten den Flug spendiert und die Bank ein bisschen was vorgestreckt - nicht gerade viel.
    »Fisch, chinesisch, vietnamesisch, thai oder italienisch, was du magst.« Miriam setzte sich auf und lächelte. »Ist dir noch schlecht vom Flug?«
    »Nein, Hunger hab ich schon.«
    »Ich mach mich schnell fertig«, sagte sie, »dann ziehen wir los und ich zeig dir die Gegend.«
    Ralf nickte. Essen musste er was.

    Miriam führte ihn durch die Straßen und Geschäfte von Fitzroy. Pubs, die gleichzeitig Restaurant und Café waren, ein Musikladen, in dem gebatikte T-Shirts verkauft wurden, eine Bäckerei, in der es »German Vollkornbrot« gab, ein esoterischer Buchladen. Zum Essen suchte sie Mario’s aus.
    »Muss man unterstützen«, sagte sie, damit keine Bank daraus wird. Ich brauch hier keine Yuppies, die mit BMWs die Straßen zuparken.«
    »Das ist also eine gute Tat?«, fragte Ralf, während er sich Spagetti hineinstopfte.
    »Sozusagen. Willst du den Rest Salat?«
    Ralf nickte. Sie hatte hübsche Holzkugelohrringe, die hin und her hüpften, als sie den Salat rüberschob.
    »Sag mal, Ralf, was bist du eigentlich für ein Sternzeichen?«
    Ralf hatte Karottenscheibchen und eine Reihe Grünes aufgespießt und mit einem Radieschen fixiert. Bevor er die Ladung von nahezu Schaschlikgröße in den Mund schob, sagte er: »Ich glaub nicht an so was.«
    An so’n Quatsch, wäre ihm beinahe rausgerutscht. Ihr Blick sagte: Das war nicht die richtige Antwort.
    »Ich meine, vielleicht ist da schon was dran, ich dachte nur … wozu willst du das wissen?«
    »Nur so, interessiert mich eben. Also - Wassermann?«
    Was sollte er da antworten? Waage galt als armselig: temperament-, saft- und kraftlos, einfach langweilig. Die Eigenschaften der übrigen Sternzeichen kannte Ralf zwar nicht genau, aber besser als Waage waren sie allemal.
    »Stier.«
    »Gut. In welchem Jahr bist du
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