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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
Autoren: Paolo Bacigalupi
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ruhten sich aus, um sich am nächsten Tag wieder frohen Mutes an die Arbeit zu machen. Die Staubschutzhauben über den Stühlen und Computern straften diese Vorstellung zwar Lügen. Im Halbdunkel, wenn die Schatten die Möbel einhüllten und der Mondschein durch die Mahagonifensterläden fiel, war es jedoch möglich, der Fantasie freien Lauf zu lassen.
    An der Decke drehten sich die Ventilatoren weiter bedächtig im Kreis. Die in Reihe angeordneten Antriebsriemen aus laotischem Gummi ächzten rhythmisch; von den Hauptspannfedern der Fabrik bezogen sie einen steten Strom kinetischer Energie.

    »Die Thai haben in ihren Laboren Glück gehabt«, sagte Yates. »Und jetzt tauchen Sie hier auf. Wenn ich abergläubisch wäre, würde ich annehmen, die hätten Sie zusammen mit den Tomaten herbeigezaubert. Jeder Organismus benötigt einen natürlichen Feind, habe ich recht?«
    »Sie hätten melden sollen, was für große Fortschritte die Thai machen«, erwiderte Anderson. »Die Fabrik war schließlich nicht Ihre einzige Aufgabe!«
    Yates verzog sein von den Tropen gezeichnetes Gesicht. Geplatzte Äderchen bedeckten die Wangen und zogen sich über seine Knollennase. Er blinzelte Anderson aus wässrigen Augen an, so trübe wie die vom Rauch der Dungfeuer geschwängerte Luft. »Ich hätte wissen sollen, dass Sie mir meine Nische streitig machen würden.«
    »Das ist nichts Persönliches.«
    »Nur mein Lebenswerk.« Er lachte, ein trockenes Röcheln, das an die ersten Anzeichen von Cibiskose gemahnte. Hätte Anderson nicht gewusst, dass Yates, wie alle Angestellten von AgriGen, gegen die neusten Stämme geimpft worden war, hätte er längst die Flucht ergriffen.
    »Ich habe Jahre gebraucht, all das hier aufzubauen«, fuhr Yates fort. »Und Sie sagen mir, es sei nichts Persönliches.« Mit einer Handbewegung deutete er zu den großen Glasscheiben hinüber, durch die man vom Büro aus in die Fertigungshalle blicken konnte. »Ich verfüge über Spannfedern von der Größe meiner Faust, die ein Gigajoule Energie speichern können. Die Leistung im Verhältnis zum Gewicht übertrifft die jeder anderen Feder auf dem Markt um das Vierfache. Ich sitze auf einer Revolution in Sachen Energiespeichertechnik, und Sie werfen das alles weg.« Er beugte sich vor. »Energie, die man so leicht transportieren kann, hatten wir seit dem Benzin nicht mehr.«
    »Nur wenn Sie die Dinger auch herstellen können.«

    »Wir stehen kurz vor dem Durchbruch«, beharrte Yates. »Das einzige Problem sind die Algenbäder.«
    Anderson schwieg. Yates schien das als Zuspruch aufzufassen. »Das grundlegende Konzept ist ohne Fehler. Wenn die Bäder erst einmal ausreichende Mengen produzieren …«
    »Sie hätten uns informieren sollen, als Sie die Nachtschattengewächse auf dem Markt entdeckt haben. Die Thai haben fünf Anbauperioden in Folge erfolgreich Kartoffeln angepflanzt. Ganz offensichtlich sitzen sie auf einer Samenbank, und von Ihnen haben wir nichts davon erfahren.«
    »Das ist nicht meine Abteilung. Ich bin für Energiespeicher zuständig. Nicht für die Erzeugung.«
    Anderson verbiss sich eine scharfe Bemerkung. »Woher wollen Sie die Kalorien bekommen, um Ihre raffinierten Spannfedern aufzuziehen, wenn wir eine Missernte haben? Inzwischen mutiert die Rostwelke alle drei Anbauperioden. Hobby-Genfledderer haben sich an unseren Bauplänen für TotalNutrient-Weizen und SoyPRO zu schaffen gemacht. Unsere letzte Variante von HiGro-Mais hat den Rüsselkäferbefall nur zu sechzig Prozent überstanden. Und jetzt erfahren wir urplötzlich, dass Sie auf einer genetischen Goldmine sitzen. Die Menschen verhungern …«
    Yates lachte. »Kommen Sie mir bloß nicht damit, dass Sie Leben retten wollen. Ich weiß, was mit den Samenbanken in Finnland passiert ist.«
    »Wir haben die Tresorräume doch nicht gesprengt. Niemand hat geahnt, dass die Finnen solche Fanatiker sind.«
    »Jeder Idiot hätte das voraussehen können. Kalorienkonzerne haben schließlich ihren ganz speziellen Ruf.«
    »An dieser Operation war ich nicht beteiligt.«
    Yates lachte erneut. »Das ist immer unsere Entschuldigung, was? Der Konzern schickt irgendwo seine Söldner rein, und wir halten uns aus allem raus und waschen unsere Hände in
Unschuld. Und tun so, als wären wir für nichts verantwortlich. Der Konzern nimmt in Burma SoyPRO vom Markt, und wir stehen tatenlos herum und erklären, für Auseinandersetzungen um geistiges Eigentum seien wir nicht zuständig. Und gleichwohl verhungern die
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