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Bildnis eines Mädchens

Titel: Bildnis eines Mädchens
Autoren: Dörthe Binkert
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»La Natura«, an dem er arbeiten wollte, war in einer
     Holzkiste heraufgebracht worden. Gleich am Tag nach seiner Ankunft machte Segantini sich an die Arbeit, nicht weit von der
     Hütte entfernt.
    Am Donnerstag jener Woche klagte er über starke Leibschmerzen, am Freitag war es nicht besser. Dennoch wollte er nicht, dass
     die Baba den Arzt holte. Am Samstag war sein Zustand jedoch so schlimm, dass Mario nach Pontresina hinuntereilte, um Dr.   Bernhard zu verständigen. Der machte sich sofort auf den Weg, aber ein Schneesturm erschwerte den Aufstieg im Dunkeln.
    Nachts um eins erreichte Dr.   Bernhard die Hütte. Er sah sofort, dass die Lage aussichtslos war. An eine Operation war hier oben nicht zu denken, ein Transport
     des Kranken ins Tal ausgeschlossen. Man musste ihn verloren geben.
    Segantini starb am 28.   September 1899 im Beisein seiner Familie an einer Bauchfellentzündung.
    Er war nur einundvierzig Jahre alt geworden.
    ***
    »Was ist das für ein heller Fleck hier an der Wand?«, fragte Nika, als sie Achille Robustelli in seinem Büro abholte.
    »Ich erzähle es dir beim Essen«, antwortete Achille.
    »Ich könnte Ihnen eine schöne Fotografie schicken, um die Stelle zu überdecken.«
    »Was für eine Fotografie?«
    »Nun, eine, die Sie sich wünschen. Vielleicht ein Bild von Venedig, damit Sie Ihre Heimat Italien nicht vergessen. Fotografieren
     ist mein Beruf.« Sie lachte. »Schauen Sie mich nicht so groß an. Ich erzähle Ihnen beim Essen, wie es dazu gekommen ist.«
    ***

Nachbemerkung
    Die Handlung und die Personen dieses Romans sind frei erfunden. Trotzdem gibt es für einige der Figuren reale Vorbilder: den
     Maler Giovanni Segantini und seine Familie, Baba, Dr.   Bernhard, den Grafen Primoli und die Hotelierfamilie Badrutt. Diese Personen haben wirklich gelebt. Wie sie sich im Roman
     verhalten, ihre Worte, Gedanken und Fantasien sind jedoch meine Erfindung. Gleichwohl habe ich mich bemüht, die fiktive Handlung
     ihrer Persönlichkeit und den historischen Gegebenheiten anzupassen.
    Die Figur der Nika und ihre Geschichte sind völlig fiktiv, ebenso der Gedanke, dass sie Segantini zu seinem Gemälde »La Vanità«
     inspiriert hat. Zu der Zeit, in der die Handlung spielt – und noch lange darüber hinaus   –, gab es in der Schweiz viele Verdingkinder. Das Dorf Mulegns habe ich gewählt, weil die Postkutsche dort ihren Mittagshalt
     einlegte. Ich weiß weder, ob es in Mulegns Verdingkinder gab, noch, wie sie gegebenenfalls dort behandelt wurden.
    Aus dramaturgischen Gründen habe ich einige zeitliche Raffungen und örtliche Verschiebungen vorgenommen. Die Darstellung historischer
     Ereignisse kann deshalb unter Umständen leicht von der Wirklichkeit abweichen. Sie folgt den Gesetzen des Romans. Trotzdem
     würde ich mich freuen, wenn mein Buch dazu beitragen würde, dass die historischen Figuren, die darin vorkommen, in der Erinnerung
     lebendig bleiben.
     
    Ich habe mich bei meiner Arbeit auf viele Quellen gestützt, nicht nur auf die Gemälde Giovanni Segantinis und ihre Dokumentation,
     seine Schriften und Briefe und die (unvollendete) Autobiografie. Einige der anderen Quellen, die für mich besonders wichtig
     waren, seien hier aufgeführt.
    Karl Abraham: Giovanni Segantini. Ein psychoanalytischer Versuch (Leipzig und Wien 1911), Peter Böckli: Bis zum Tod der Gräfin.
     Das Drama um den Hotelpalast des Grafen de Renesse in Maloja (Zürich 2000) sowie die Dissertation von Claudia Hagmayer: Bis
     dass der Tod euch scheidet. Witwen in der Schweiz um 1900 (Zürich 1994). Von besonderer Bedeutung war für mich der Beitrag
     von Tina Grütter, Selbstbildnis eines radikalen Pantheisten. Das Gemälde »La Morte« von Giovanni Segantini, der am 8./9.   Mai 2004 in der ›Neuen Zürcher Zeitung‹ veröffentlicht wurde. Tina Grütters Deutung, die Segantinis Selbstdarstellung in »L’eroe
     morto« auch in »La Morte« wiederentdeckt, hat meine Wahrnehmung dieses Bildes entscheidend verändert. So möchte ich Tina Grütter
     an dieser Stelle für ihre weitreichende Beobachtung danken.
     
    Und schließlich haben viele Freunde durch kritisches und wiederholtes Lesen zum Gelingen meines Buches beigetragen: Lia Franken,
     Katrin Eckert, Ursula Hasler, Katrin Wiederkehr, Vera Wäckerlig, Peter Lohmann, um nur einige zu nennen.
    Das Engagement, die Sorgfalt und die Geduld meines Verlages und meiner Lektorin Hannelore Hartmann kann ich nur preisen. Auch
     ihnen gilt mein herzlicher
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