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Bilderbuch Aus Meiner Knabenzeit

Titel: Bilderbuch Aus Meiner Knabenzeit
Autoren: Justinus Kerner
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Minister
Talleyrand,
der im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten seinen Freund
Reinhard,
welcher nur kurze Zeit verwalten durfte, verdrängt hatte, seine antibonapartischen Gesinnungen frei, wobei er es nicht an Vorwürfen, die allen Helfershelfern zur Unterdrückung der Freiheit galten, fehlen ließ, so daß er genötigt war, Paris schleunigst zu verlassen.
    Er hatte seinen Wanderstab nach der freien Stadt Hamburg gesetzt, die er aus früherem Aufenthalt liebgewonnen, und wo sich nun sein Freund
Reinhard
zum zweitenmale als der Gesandte Frankreichs bei dem niedersächsischen Kreise befand.
    Dort angekommen gründete er bald ein politisches Journal mit dem Titel »der Nordstern«. Dieses Journal war hauptsächlich gegen die despotischen Bestrebungen
Bonapartes
und seines Anhanges gerichtet, dem der Verfasser zu lang, zu tief, in die Karten geschaut hatte, um nicht der verwundbaren Punkte genug treffen zu können.
Bonapartes
Arm erstreckte sich aber auch schon damals über die nachher durch die französische Tyrannei so unglücklich gewordenen Hansestädte; der französische Gesandte, obgleich sein innigster Freund, mußte die Unterdrückung des Nordsternes vom Senate fordern, und selbst die persönliche Sicherheit des Verfassers in Hamburg wurde gefährdet. So verließ er nun
Hamburg
und die Politik und begab sich, Ruhe dem verwundeten Gemüte zu verschaffen, nach Kopenhagen, und von da über den Sund schiffend, in die großartige Natur Schwedens. Seine Ansichten über Schweden legte er in einer Schrift nieder, die im Jahre 1803 in der
Cottaischen
Buchhandlung erschien und den Titel führte: »Reise über den Sund«. Dieses Buch enthält manches Merkwürdige über Schwedens damalige Staatsökonomie und seine politischen Zustände in der Vergangenheit und Gegenwart. Schwedens schöne Natur, sein üppiger Ackerbau, seine starken und freien Männer gewannen sein Herz, aber sein verwundetes Gemüt, der Gram über seine fehlgeschlagenen Hoffnungen, sein zunichte gemachter Glaube an ein freies Volk, blicken durch all das, was ihn dort erfreute, schmerzlich hindurch. Das nachstehende Schreiben von ihm aus Lund gibt von all diesem Zeugnis.
     
Meines Bruders Georg Schreiben aus Lund vom 6. August 1802
     
    »Manchmal unter einer Eiche ins Grüne hingestreckt, überblicke ich die letztverflossenen dreizehn Jahre, und die Sonne muß so schön leuchten, wie seit einigen Tagen, und die Nacht durch den in Norden so belebten Schimmer der Gestirne beinahe zum hellen Tag werden, damit ein Rückblick auf die Vergangenheit die Seele nicht mit tötendem Gram fülle und der Gedanke an die Zukunft nicht jeden Trost raube. – Voriges Jahr, beinahe um die nämliche Stunde, warnte ich die Schweizer noch gegen neue Schmach und gegen neuen Jammer. (In einem gedruckten Aufsatze über die Einrichtung des Zentralwahlausschusses von
August Wartenburg,
Zürich 1801). Damals erhielt jeder Blick auf die majestätischen Alpen meinen sinkenden Mut und meinen erschütterten Glauben an die Möglichkeit eines freien Volkes, jetzt suche ich Trost im Anschauen der wogenden See und Ruhe im Genuß der ländlichen Szenen auf schwedischem Boden, an den ich niemals dachte, wenn ich so manchmal bei mir selbst die Gegenden aufzählte, in die mich der Sturm des Schicksals einst noch verschlagen könnte! – – – – – – An den Ufern des Finnen Sees in den Waldgegenden
Schwedens
verweilte ich wieder einige Tage in stiller Einsamkeit, ganz den Betrachtungen hingegeben, wozu so viele neue Gegenstände Stoff und Gelegenheit herbei führten. Hier, so wie in andern abgelegenen Gegenden der Provinz, fand ich Ursache, das Kunstgefühl und den natürlichen Geschmack zu bewundern, den der schwedische Handwerksmann, auch fern von den Städten, seinem gesunden Auge und seinem richtigen Verstande dankt. Wir waren kaum zu Malmoe angelangt, als die schönen Herbsttage mich gleich wieder zu neuen Ausflügen verleiteten, wovon der erste nach
Kullbergen
war. Schon von
Higganß
aus sah ich diese Felsen im Schimmer der Abendsonne und nahm mir damals fest vor,
Schonen
nicht zu verlassen, ohne diese Stelle besucht zu haben. Ich reiste über
Landskrona,
dem am meisten befestigten Platz auf der Küste
Schonens.
Der Anblick des schwedischen Militärs gewährt daselbst um so größeres Vergnügen, da man jenen jovialen Zug, jene freiere Haltung wieder findet, die den wahren Soldaten von der Maschine unterscheidet.
    Bei einer Nation, die so häufige, so lange und so
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