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Bilderbuch Aus Meiner Knabenzeit

Titel: Bilderbuch Aus Meiner Knabenzeit
Autoren: Justinus Kerner
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sprach ich damals in nachstehenden Versen aus:
     
I.
    Frisch aufgeblühet stand die Heimat wieder,
    Versöhnt dich lieben Flüchtling zu empfangen,
    Aus dunklem Grün mondhelle Blüten drangen,
    Den Vögeln wuchs ein farbig neu Gefieder.
     
    Aus dunklen Wäldern tönten ihre Lieder,
    Im Tal, auf Bergen Hirt und Hirtin sangen,
    Es war, als senkt' mit aller Farben Prangen
    Der reiche Himmel sich zur Erde nieder.
     
    Und Arme waren ausgereckt in Freude,
    Und Herzen schlugen sehnend dir entgegen.
    Vom rauhen Norden solltest du erwarmen.
     
    Da nahm dich uns der Tod mit blassem Neide,
    Nun welke nur, du reicher Frühlingssegen!
    Was frommst du mehr mit deinem Schmuck uns Armen!
     
II.
    Du teurer Bruder! der durchs steilste Leben
    Kraftvoll, ein Wandrer ohne Stab, gegangen!
    O könnt' auch ich die Herberg bald erlangen,
    Die dir der Tod, der letzte Wirt, gegeben!
     
    Nach hellem Trunk von heimatlichen Reben
    Trugst du im fernen Norden heiß Verlangen.
    In dieser Herberg hast du ihn empfangen,
    Liebend der Heimat Geister dich umgeben.
     
    Und nach dem Weg voll Unruh und Beschwerde,
    Wie ruhen süß nun deine müden Glieder!
    Wie ist dir's wohl im heimatlichen Bette!
     
    Noch tobet wüster Streit hier auf der Erde,
    Still blickt der Mond auf deinen Hügel nieder,
    Und Blumen blühen friedsam an der Stätte.
     
III.
    Du strebtest oft, ein herzlich Kind, mit Tränen
    Zurück zur süßen Heimat, zu den Lieben,
    Die fern im Kampf und Sturm dich mußten wähnen,
    Indessen sie im sichern Port geblieben.
     
    Du treues Herz! nun ist erfüllt dein Sehnen.
    Mein Auge soll fortan sich nimmer trüben;
    Hast deine Heimat nun, bist nun bei jenen,
    An die du weinend Gruß und Kuß geschrieben.
     
    Im Morgenrot seh' ich verklärt dich wallen,
    Wo Sterne durch den Dom des Himmels ziehen,
    Du gehst mit mir durch stille Aun und Haine;
     
    Oft hör' ich deine liebe Stimme schallen,
    Fühl' deinen Kuß auf meinen Lippen glühen,
    Seh dich mitleidig lächeln, wenn ich weine.
     
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