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Bilder aus der Anderwelt

Bilder aus der Anderwelt

Titel: Bilder aus der Anderwelt
Autoren: Simon R. Green
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meiner Manteltasche. Ich setzte die kleine Metallschachtel in Betrieb, und sie öffnete sich und erblühte wie eine Stahlblume. Ein großer Riss in der Realität erschien direkt vor Gaylord du Rois. Er hatte nur die Zeit, einmal aufzuschreien, bevor die Leere ihn verschlang und er verschwunden war. Ich hielt Bettie verzweifelt fest, während die Leere auch uns ansaugte, doch dann schloss ich den Wassermannschlüssel, und der Fall war erledigt.
    Plötzlich war es in dem leeren Club unheimlich still. Bettie sah mich mit weit aufgerissenen Augen an.
    „Ich hätte den Schlüssel nach dieser scheußlichen Angelegenheit im Vergnügungspark wirklich Walker aushändigen sollen", gab ich zu. „Aber irgendwie hatte ich so das Gefühl, dass er sich noch als nützlich erweisen würde."
    „Du hattest ihn die ganze Zeit bei dir?", fauchte Bettie. „Warum hast du ihn nicht benutzt?"
    Ich zuckte die Achseln. „Das musste ich bis jetzt nicht." Sie schlug mir ins Gesicht.

    Epilog
     
    Ich rief Walker an und machte ein Treffen mit ihm vor dem Londinium-Club aus. Dass ich den Wassermannschlüssel benutzt hatte, würde Walker mit ziemlicher Sicherheit wissen, und er würde ihn ganz gerne haben wollen. Ich hätte mir den Schlüssel unter den Nagel reißen können, falls ich bereit gewesen wäre, in dieser Angelegenheit bis zum bitteren Ende zu gehen, aber das war ich nicht. Der Wassermannschlüssel war mir einfach zu unheimlich. Manche Dinge sind für alle Beteiligten nicht gut. Sie sind einfach ... zu verführerisch. Also trabten Bettie und ich zurück zum Club. Wir hatten immer noch mehr als genug Zeit, die verdammte Je nseitsaufnahme in der Redaktion des Unnatural Inquirer abzuliefern. Dort sollte sich Schaufler den Kopf zerbrechen, was er mit ihr anstellen wollte. Wir würden auch die frohe Botschaft überbringen, dass die Zeitung keinen Chefredakteur mehr hatte.
    „Aber würde Walker erfahren, dass du den Schlüssel besitzt?", fragte Bettie, die vergnügt neben mir her hüpfte. Sie trug wieder ihr geblümtes Kleid und den Schlapphut.
    „Walker weiß alles", entgegnete ich. „Zumindest alles, was er wissen muss."
    „Ich kann's immer noch nicht fassen, dass mein Chefredakteur in der ganzen Geschichte der Bösewicht war. Ich frage mich, wer ihn beim Inquirer ersetzten wird."
    „Schaufler?"
    „Oh bitte! Das glaube ich nicht!" Bettie verzog das Gesicht ge r ingschätzig, doch bei ihr sah das äußerst attraktiv aus. „Schaufler hat lediglich das Zeug zum Korrektor, und das weiß er auch. Nein, der neue Eigentümer wird jemand neuen an Bord holen müssen, jemanden von außen. Aber weißt du was? Das ist mir einerlei! Zum ersten Mal in meiner Karriere habe ich eine echte Story zu schreiben! Die Wahrheit über Gaylord du Rois, den Entferner und die Jenseitsaufnahme. Echte Nachrichten ... was wiederum bedeutet, dass ich endlich eine richtige Reporterin bin! Nicht?"
    „Mir fällt kein Grund ein, warum das nicht funktionieren sollte", sagte ich. „Der Inquirer könnte dich deswegen zur neuen Chefredakteurin machen."
    „Oh, Quatsch! Ich verschwende keine echte Story an den Inquirer !", rief Bettie entrüstet. „Die ist viel zu gut für die Zeitung! Nein, ich werde sie Julien Advent von der Night Times verkaufen, wenn er mir im Gegenzug eine Stelle bei seiner Zeitung anbietet. Eine echte Reporterin bei einer echten Zeitung! Mami wird so stolz sein ..."
    „Was geschieht mit der anderen Geschichte?", erkundigte ich mich. „Ein Tag mit dem berühmten John Taylor?"
    Bettie lächelte und hakte sich bei mir unter. „Die soll jemand anders schreiben."
    Wir kamen beim Londinium-Club an, und Bettie und ich hielten am Fuß der Treppe inne, um die schwarze, schmiedeeiserne Umzäunung des Clubs näher in Augenschein zu nehmen. Auf den eisernen Spitzen waren drei eben erst abgetrennte Häupter aufgespießt. Königin Helena, Taffy Lewis und General Kondor. Helena sah aus, als würde sie immer noch schreien. Taffy glotzte missmutig aus der Wäsche, und der General ... hatte immer noch den Ausdruck trauriger Resignation im Gesicht, als hätte er die ganze Zeit gewusst, dass es so kommen würde. Ich bin sicher, dass genug Leute ihn gewarnt hatten. Die Nightside liebt es einfach zu sehr, Helden zu brechen.
    „Bewundern Sie die Zurschaustellung?", fragte Walker, der g e mächlich die Treppe herabstieg, um sich zu uns zu gesellen. „Ich denke, die Botschaft ist klar."
    „Ihr Werk?", fragte ich.
    „Ich habe es angeordnet”, sagte Walker.
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