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Bilder aus der Anderwelt

Bilder aus der Anderwelt

Titel: Bilder aus der Anderwelt
Autoren: Simon R. Green
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Makel auch nur anzusehen. Er wa r wie Farben, die für unser Spektrum zu verderbt waren, eine Gest alt wie ein lebendiger Rorschachtest, dessen Kleckse das Mat erial waren, aus dem Alpträume gestrickt wurden. Seine schiere Geg enwart in dieser Welt war wie das Kratzen von Fingernägeln übe r die Schiefertafel meiner Seele.
    Er stürzte sich auf mich und bewegte sich auf eine Weise, die meiner bequemen dreidimensionalen Welt völlig fremd war. Ich rannte auf die Bühne hinten im Club zu. Der Makel bewegte sich eher wie pure Energie als wie etwas Körperliches, und das brachte mich auf eine Idee. Ein Bolzen lebender Energie peitschte auf mich zu, und ich musste mich auf eine Seite werfen, um auszuweichen. In der Luft auf und ab wabernd verfolgte mich der Makel. Mein Rücken stieß an eine stählerne Tanzstange. Der Makel feuerte einen weiteren Energiebolzen ab. Ich duckte mich, und der Bolzen traf die Stahlstange. Der Makel brüllte auf, als seine Energien durch die Stange geerdet wurden, und sein Schrei schwoll immer weiter an, bis er schließlich meinen gesamten Schädel ausfüllte. Doch dann brach der Laut plötzlich ab, und der Makel war verschwunden.
    Nun, da ich nicht mehr in Gefahr schwebte, schmerzten mein Arm, meine Schulter und mein Gesicht schlimmer als je zuvor, aber ich zwang mich, von der Bühne zu krabbeln und zu Bettie hinüberzugehen, die auf dem Boden hingestreckt lag. Als ich mich ihr näherte, hob sie den Kopf ein wenig, sah mich an und setzte sich dann kinderleicht auf.
    „Ist es vorbei?", erkundigte sie sich heiter. „Ich hab' mir gedacht, ich halte besser den Kopf unten und komme euch nicht in dir Quere." Als sie dann den Zustand meines Gesichtes sah, kam sie eilig auf die Füße. „Oh, John, Süßer, du bist verletzt! Was hat er dir nur angetan?"
    Sie förderte von irgendwoher ein sauberes weißes Taschentuch zutage, leckte es kurz mit ihrer spitzen Zunge ab und tupfte damit behutsam über mein Gesicht, um das Blut wegzuwischen. Mein linkes Auge war inzwischen so angeschwollen, dass ich es nicht mehr öffnen konnte, aber wenigstens hatte ich aufgehört, Blu t zu spucken.
    „Das sieht schlimmer aus, als es ist", versuchte ich mich eben so zu überzeugen wie Bettie.
    „Pssst", befahl sie. „Halt still, mein Held!"
    Als sie fertig war, sah sie auf das blutige Taschentuch, verzog das Gesicht und stopfte es in ihren Ärmel zurück. Ich sah Kid Cthulhu nachdenklich an, der immer noch wie ein gestrandeter Wal dort lag, wo er niedergestürzt war. Langsam schlenderte ich zu ihm hinüber, und Bettie ging neben mir her. Es war mir klar, dass sie absichtlich neben mir lief, damit ich mich auf sie stützen konnte, falls es notwendig sein sollte, aber sie war rücksichtsvoll genug, es nicht auszusprechen. Ich stand über Kid Cthulhu, und er verrollte seine matten, schwarzen Augen in seinem Schädel, um mich anzusehen.
    „Ich bring' dich um, Taylor. Dafür bringe ich dich um. Dich und all deine Freunde und jeden, der dich auch nur kennt. Ich habe Männer, und die hetze ich dir auf den Hals, und ich werde niemals aufhören. Nie!"
    „Ich glaube dir", sagte ich. Dann hob ich meinen Fuß und trat heftig nach unten, genau dorthin, wo sich sein fetter Nackenan sa tz befand. Ich fühlte und hörte seine Wirbelsäule unter meinem F uß brechen, und so einfach erlosch sein Leben. Ich trat zurück. Bett ie sah mich bestürzt an.
    „Du hast ihn umgebracht. Einfach so. Wie konntest du?"
    „Weil es erforderlich war", entgegnete ich. „Du hast ihn doch gehört!"
    „Aber ... ich hätte nie gedacht, dass du so ein kaltblütiger Mörder sein kannst ... du solltest besser sein als das!"
    „Meist bin ich das auch", antwortete ich. „Aber niemand bed r o ht mich und die Meinen!"
    „In Wahrheit kenne ich dich überhaupt nicht, oder?", fragte Bett ie langsam, wobei sie mich ohne Unterlass musterte.
    „Ich bin einfach ... wer ich sein muss", sagte ich.
    Dann fuhren wir beide herum. Jemand war mit uns in dem Cl u b , auch wenn wir ihn nicht hereinkommen gehört hatten. Er s tand auf der erhöhten Bühne in seinem eigenen Scheinwerkegel und wartete darauf, dass wir ihn bemerkten. Ein großer, schla nker Mann mit dunkler, kaffeefarbener Haut, der einen ele ganten grauen Anzug mit einem aprikosenfarbenen Schlips trug.
    Er konnte in jedem Alter sein, doch strahlte er Autorität und Erfahrung aus. Als hätte er so viel Macht, dass er es überhaupt nicht nötig hatte, diese zu zeigen. Sein Kopf war rasiert und glänzte im
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